Arzt soll Diebesgut gekauft und verhökert haben

Arzt soll Diebesgut gekauft und verhökert haben
In Ordination und Wohnung wurden gestohlene Gegenstände sichergestellt.

In einem Wiener Allgemeinmediziner dürften Einbrecher einen regelmäßigen Abnehmer für ihre gestohlenen Wertsachen gefunden haben. 89 BeutestückeSmartphones, Laptops, Tablets, Schmuck, Uhren, Pelzmäntel und eine Jacke aus Pythonleder – wurden bei Hausdurchsuchungen in der Wohnung und in der Ordination des Arztes sichergestellt, der sich dafür nun am Freitag im Landesgericht verantworten musste.

Die Anklage lautete auf Hehlerei und Vergehen gegen das Anti-Doping-Gesetz. Der praktische Arzt habe – so das Ergebnis langwieriger Ermittlungen – engen und regen Kontakt zu einer algerischen Tätergruppe gehabt, die auf Einbruchsdiebstähle spezialisiert und bundesweit tätig war. Immer wieder riefen die Kriminellen den Mediziner an und boten ihm ihr Diebesgut an. Der Arzt betrieb neben seiner Praxis mit sechs weiteren Mitarbeitern ein Friseur-Geschäft und einen Handyshop, wo er – so die nahe liegende Vermutung der Anklagebehörde – die Smartphones bzw. deren Bestandteile verhökert haben dürfte.

Ob die Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) von den branchenfremden Nebentätigkeiten ihres Vertragspartners wusste, kam bei der Verhandlung nicht zur Sprache. Fest steht, dass die MA 40 im Jahr 2014 die Ordination, in der rund 6.000 Patienten behandelt wurden, schließen ließ und über den Allgemeinmediziner von der Ärztekammer ein temporäres Berufsverbot verhängt wurde, als die strafrechtlichen Ermittlungen bekannt wurden. Ob der Arzt endgültig seinen Kassenvertrag verliert, hängt vom Ausgang des Strafverfahrens ab.

Telefonüberwachung

In diesem bestritt der Angeklagte, bewusst gestohlene Elektro-Artikel entgegengenommen zu haben, obwohl fast die Hälfte der bei ihm beschlagnahmten Gegenstände konkreten Diebstählen zugeordnet werden können. Obendrein wird er von den Ergebnissen einer richterlich genehmigten Telefonüberwachung massiv belastet.

Nachdem Richter Wilhelm Mende genüsslich die entsprechenden Protokolle verlesen hatte, behauptete der Arzt, er habe die Wertsachen in seiner Wohnung „für ein Geschäft ums Eck eingelagert“. „Ihre Wohnung war ein Lager?“, gab sich Mende verwundert. Der Arzt blieb dabei. Ein langjähriger Bekannter habe sein Geschäft aufgelöst, „zwei Mitarbeiter von ihm haben die Sachen bei mir eingelagert“.

Potenzmittel aus China

Laut Telefonprotokoll war der Angeklagte als „Arzt, der alles kauft und verkauft“ bekannt. Seine Lieferanten bezahlte er allerdings nicht mit Bargeld, sondern – so der Vorwurf von Staatsanwalt Filip Trebuch – indem er ihnen Potenzmittel und vom Anti-Doping-Gesetz umfasste Präparate wie Testosteron überließ. Der Clou an der Sache: Das Viagra, das die Kriminellen bekamen, stammte aus Ägypten und China und war großteils gefälscht.

Auch die Drogenersatz-Präparate, die er seinen teilweise suchgiftabhängigen Lieferanten manchmal verschrieb, stießen bei diesen nicht gerade auf Begeisterung. Einer beschwerte sich in einem von der Polizei abgehörten Telefonat, man bekomme beim Angeklagten „Psychopharmaka, die verrückt machen“.

„Männer schämen sich ihn Apotheke“

In Bezug auf die Potenzmittel – neben Viagra hatte der Arzt auch Cialis im Angebot – erklärte der Allgemeinmediziner dem Richter, er habe diese deshalb ohne Rezept hergegeben, weil die betreffenden Abnehmer allesamt aus dem arabischen Kulturkreis stammten: „Die arabischen Männer schämen sich in der Apotheke.“ Daher hätte er ihnen „Ärztemuster“ überlassen bzw. geschenkt: „Ich bin ein sozialer Mensch.“ Dass es sich um keine Original-Präparate handelte, sei ihm entgangen: „Ich habe das immer angeschaut. Ich habe keinen Gedanken gehabt, dass es eine Fälschung war.“

Angesichts der nicht geständigen Verantwortung des Mannes wurde die Verhandlung zur Ladung von Zeugen und Beischaffung der Telefon-Bänder auf unbestimmte Zeit vertagt.

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