Anton-Proksch-Institut in Finanznöten

Anton-Proksch-Institut in Finanznöten
Die Not im Anton-Proksch-Institut ist größer als vermutet. Beim Personal wird gespart. Leidet auch die Qualität darunter?

Das Anton-Proksch-Institut am Stadtrand von Wien kommt nicht zur Ruhe. Eine der größten und bekanntesten Suchtkliniken Europas ist in Not. Wie berichtet, trägt das Haus, in dem vor allem Alkohol-, Drogen- und Medikamentenabhängige behandelt werden, schwer an den 14 Millionen Euro Schulden, die sich über Jahre angehäuft haben. Mitarbeiter sollen nun auf eine vertraglich zustehende Gehaltserhöhung verzichten. Selbst die Kürzung des Personals um zehn Prozent steht im Raum.

„Wir stehen mit dem Rücken zur Wand“, klagt eine Pflegekraft, die anonym bleiben möchte. „Der gute Ruf der Klinik steht auf dem Spiel.“ Die Not dürfte größer sein, als vor einer Woche vermutet. „Es sind nicht nur die Schulden, die dem Haus zu schaffen machen, das API ist auch in einem miserablen baulichen Zustand.“

Vorwürfe, die sich bei einem Lokalaugenschein teilweise bestätigen lassen. In einem der alten Trakte müssen sich zirka 20 Patienten drei verdreckte Toiletten am Gang teilen. Der Verputz bröckelt von den Wänden. „Einige Bäder sind unbenutzbar und Schimmel breitet sich in Krankenzimmern aus“, behauptet der Informant. Er wähnt Patienten in Gefahr. Immerhin sollen heuer Nachtdiensträder eingespart werden, wodurch ein Pfleger künftig nicht mehr 60 Patienten betreut, sondern bis zu 90. „Darunter leidet die Qualität."

Minister beruhigt

Anton-Proksch-Institut in Finanznöten

Was ist also los in der Kalksburger Trinker-Heilstätte? Droht das Erfolgsinstitut an der Schuldenlast zu zerbrechen? „Keineswegs“, beteuert Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ). Hundstorfer, der auch Präsident der API-Stiftung ist, versucht sich seit zwei Jahren als Sanierer des Hauses. Er sagt: „Die Zeiten sind schwierig, aber wir sind und bleiben zahlungsfähig.“

Und wie ist es um die hygienischen Zustände bestellt? „Ja, das Haus ist alt“, räumt Verwaltungsdirektorin Gabriele Gottwald-Nathaniel ein. „Aber Schimmel in den Zimmern? Sicher nicht. Hygienevorschriften werden eingehalten.“ Feucht sei es lediglich im Keller. „Derzeit läuft eine Stufenplan zur Sanierung des Areals.“

„400.000 Euro sparen“

Es ist nicht das erste Mal, dass das Haus in Schieflage gerät. Vor zwei Jahren wurden 250 Mitarbeiter gekündigt und unter einem schlechteren Kollektivvertrag wieder eingestellt. „Viele sehen nicht ein, dass sie schon wieder auf ihr Geld verzichten müssen“, sagt der Informant angesichts der drohenden Gehaltskürzung um 3,2 Prozent.

Betriebsrat Nick Kopf hält sich noch zurück, doch auch er meint: „Einfach zu sagen, dass man 400.000 Euro beim Personal sparen will, ist zu wenig. Einer pauschalen Kürzung stimmen wir nicht zu.“

Direktorin Gottwald-Nathaniel versucht, vor der Mitarbeiterversammlung am Freitag, den Ball flach zu halten: „Bislang waren die Gespräche konstruktiv. Wir werden uns nun ansehen, welche Leistungen des Hauses noch zeitgemäß sind.“ Heißt konkret: Im Fortbildungs- und Forschungsbereich könnte gespart werden. Vor allem freie Dienstnehmer wären von den Maßnahmen betroffen. Jobs könnten nicht nachbesetzt werden.

Heiß diskutiert wird auch, ob der Krankenhausbetreiber Vamed als Partner im API einsteigt. Eine Entscheidung soll noch im Frühjahr fallen. Schon jetzt ist ein Vamed-Manager in den Reorganisationsprozess involviert.

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