Alle Wege führen zum Hauptbahnhof

Alle Wege führen zum Hauptbahnhof
Der Wiener Hauptbahnhof geht ab 2012 in Betrieb. Vor allem Reisende aus dem Westen müssen sich dann umstellen.

Die Bahn bewegt. Seit 2008 bauen die ÖBB den Westbahnhof bei laufendem Betrieb um - nicht immer zur Freude der Reisenden. Doch mittlerweile versprüht die Bahnhofshalle wieder altes Flair, das 17.000 Quadratmeter große Einkaufszentrum, verteilt auf drei Geschoße, ist kurz vor der Fertigstellung. Neben einem großen Nahversorger ziehen Elektrogeschäfte, Parfümerien und eine große Modekette ein. Im November wird eröffnet. "Wir sind im Endspurt", bestätigt ÖBB-Projektleiter Edgar Lehner und führt auf die Baustelle. Arbeiter verlegen soeben den neuen Boden und montieren Schaufenster. Aus einem Baustellenradio plärrt eine Schlagerstimme "Alle meine Wege führen immer nur zu dir". Doch die Wege der internationale Bahngäste werden in Zukunft kaum zum Westbahnhof führen. Denn die Hauptrolle in Wien wird Ende 2012 der 987 Millionen Euro teure Hauptbahnhof übernehmen und der Westbahnhof über kurz oder lang zum Nebendarsteller degradiert.

Änderungen

Am Südtiroler Platz entsteht das neue Tor zu Wien. Bahnreisende aus Prag oder Warschau müssen dann nicht länger in Simmering aussteigen, die Ostbahn ist nicht länger ein Anhängsel wie am alten Südbahnhof. Für Bahnkunden aus dem Westen wird es aber einige Änderungen geben, vor allem im Fernverkehr. "Spätestens 2014 werden alle ÖBB-Railjets und auch der deutsche ICE auf dem Hauptbahnhof halten", erklärt Dietmar Pfeiler, Planer des ÖBB-Personenverkehrs.

Schon 2012 fahren die ersten Fernverkehrszüge auf der Westbahn über den Wienerwaldtunnel und den Lainzer Tunnel in Richtung Meidling. Die Tunnel verkürzen die Fahrtzeit um bis zu 15 Minuten. Erster Halt in Wien ist Meidling. "Dort kann der Reisende in U 6, S-Bahnen, Bims und Busse umsteigen", erklärt Pfeiler. Am Hauptbahnhof erfolgt dann die Anbindung zur U 1 und weiteren Linien wie etwa 13 A und D. Wer aus München kommend das Ziel Budapest hat, kann sitzen bleiben. "Hier gewinnen wir eine halbe Stunde Fahrtzeit", erklärt Pfeiler. Die Anbindung zum Flughafen ist weniger gut. Wer derzeit nach Schwechat weiter will, müsste erst Richtung Wien Mitte reisen. "Wir verhandeln derzeit aber mit der Stadt Wien, eine S-Bahnlinie vom Hauptbahnhof zum Flughafen einzurichten", erklärt Pfeiler. "Es ist nur eine Kostenfrage."

Pendler

Für Bahnkunden aus dem westlichen Niederösterreich heißt es künftig auswählen. Während langsame Regionalzüge weiterhin am Westbahnhof halten, werden Intercity und Eurocity Züge sowohl den Westbahnhof als auch den neuen Hauptbahnhof ansteuern. "In der Praxis wird das so aussehen, dass beispielsweise um 8 Uhr ein schneller Zug zum Hauptbahnhof gehen wird, und nur wenige Minuten später einer zum Westbahnhof", sagt Pfeiler. Einen genauen Fahrplan werde es aber erst ab Dezember 2012 geben, bittet er um Verständnis.Ebenso offen ist, von wo die Nachtreisezüge etwa nach Hamburg abfahren werden. Hier müsse man auf die neue Wettbewerbssituation auf der Westbahn (ÖBB und Private, Anm.) Rücksicht nehmen. Pfeiler: "Es wird aber eine Lösung im Sinne der Bahnkunden geben."

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