Akademikerball: Mit der Kamera an vorderster Front

Akademikerball: Mit der Kamera an vorderster Front
Polizei setzt auf 29 Dokumentationsteams. Im Fokus stehen gewaltbereite Demonstranten.

Sie sind bei Zusammenstößen mit Demonstranten an vorderster Front eingesetzt. Dabei filmen die Beamten Provokationen, Angriffe mit Schlagstöcken und Baseballschlägern, Steinwürfe oder gezielte Würfe mit Molotow-Cocktails. Der Job in den Dokumentationsteams der Polizei geht an die Substanz und ist vor allem gefährlich.

Genau diese Doku-Teams wurden jetzt für den Akademikerball aufgestockt. Insgesamt 29 Video-Einheiten zu je drei Mann sind kommenden Freitag rund um den Akademikerball unterwegs. Die Brisanz des Einsatzes wird dadurch unterstrichen, dass je zwei Kollegen in voller Montur den Mann mit der Kamera schützen. Seine Aufnahmen sollen Angreifer und Vandalen bei späteren Prozessen überführen. Die Maßnahme wurde durch eine Novellierung des Paragrafen Landfriedensbruch notwendig.

"Nahe am Brandherd"

"Die Kollegen, die den Mann an der Kamera schützen, nennen wir Bedecker. Um seriös und erfolgreich zu filmen, können wir uns nicht hinter Plexiglasschildern verschanzen. Wir brauchen einen Überblick der aktuellen Situation um etwa Rädelsführer aufzunehmen. Der Job ist ganz nahe am Brandherd", erklärt Thomas Z., WEGA-Beamter. Er wird auch am Freitag die Kamera führen.

Akademikerball: Mit der Kamera an vorderster Front
Die bewährte Schutzkleidung im Bereich des Halses hilft beim Filmen wenig bis gar nicht: "Um auch das Umfeld zu filmen, ist die Kamera auf einer Teleskopstange montiert. Wenn wir dann in den Sucher schauen, muss der Mann am Gerät den Kopf heben. Unterkinn und Halsbereich sind völlig ungeschützt und in unserem unmittelbaren Umfeld erkennen wir Gefahren viel zu spät".

Aus diesem Grund trainierten die 29 Teams drei Tage lang in verschiedenen Szenarien die Bewegungsabläufe. Der jeweilige Kommandant des Doku-Trios gibt die Befehle und die Marschrichtung vor. Er lenkt den Kameramann in die gewünschte Richtung. "Das Training ist extrem wichtig, denn nur mit blindem Vertrauen zu den Kollegen kommen auch verwertbare Ergebnisse."

Wann genau Kameras laufen, weiß niemand

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Demonstration gegen den Wiener Akademikerball in der Hofburg am 30.01.2015.
Allerdings wird, so WEGA-Chef Ernst Albrecht "nicht während des gesamten Akademikerballs gefilmt". Rechtlich möglich wäre es, denn vor jeder Demo kündigt die Behörde über Lautsprecher an, dass gefilmt wird. Wann genau die Kameras laufen, weiß niemand. Für die Exekutive ist das ein Vorteil, denn bevor es zu Straßenkämpfen und Übergriffen kommt, sind viele der gewaltbereiten Demonstranten noch nicht vermummt. Bei Attacken auf die Polizei aber sehr wohl. Ein späterer Abgleich der Aufnahmen kann die Straftäter identifizieren.

Wichtige Beweisführung

"Für uns sind die Doku-Teams ein Vorteil. Zum einen wegen der Beweisführung, zum anderen weil auch unser Vorgehen dokumentiert wird. Vorwürfe gegen die Polizei können somit entkräftet oder bewiesen werden", weiß Albrecht. Während des Akademikerballs wird jede Polizeieinheit rund um die Demos durch ein Doku-Team verstärkt. Insgesamt sind 2800 Beamte im Einsatz.

Straßensperren

Im Umfeld der Veranstaltung drohen Staus. Die Demo-Routen sind zwar angemeldet, die Behörden kennen aber die Lageentwicklung nicht. Polizeisprecher Hans Golob: "Die City sollte ab 16 Uhr gemieden werden. Teile des Rings und andere Straßen werden, je nach Lage, gesperrt." Zudem werden Busse und Straßenbahnen im ersten Bezirk eingestellt oder umgeleitet.

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Die Wirtschaftskammer richtete eine Hotline ein. Geschäftsleute können Schäden an ihren Lokalen noch in der Nacht auf Samstag unter 01/514501099 melden. Zudem bietet die WK Unternehmern heuer wieder Soforthilfe an. Diese umfasst u.a. die kostenlose Bereitstellung von Securitys, sollten kaputte Auslagen provisorisch gesichert werden müssen.

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