Zweimal Vater und Mutter verloren: Der Todesschütze von Florida

Nikolas Cruz.
Das Leben, so scheint es, hat Nikolas Cruz zu einem Paradebeispiel gemacht für junge Leute, die zu Tätern werden können.

Am Ende griff Nikolas Cruz zum Gewehr und schoss. 17 Tote lautet die Bilanz am Valentinstag 2018. Mindestens 14 Verletzte. Dem Verbrechen des 19-Jährigen Mannes aus dem Südwesten Floridas gingen Jahre voraus, in denen er selbst sich als Opfer fühlte - und das in mancher Hinsicht vielleicht auch war.

Zweimal Vater und Mutter verloren: Der Todesschütze von Florida
Hector Romero Assistant Public Defender (L) and Melisa McNeill, Public Defender (R) are seen on screen at the first appearance in court for high school shooting suspect Nikolas Cruz (C) on February 15, 2018 at Broward County Court House in Fort Lauderdale, Florida. The heavily armed teenager who gunned down students and adults at a Florida high school was charged Thursday with 17 counts of premeditated murder, court documents showed. Nikolas Cruz, 19, killed fifteen people in a hail of gunfire at Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland, Florida. Two others died of their wounds later in hospital, the sheriff's office said. / AFP PHOTO / POOL / Susan STOCKER-SUN SENTINEL

Als Baby von einem Ehepaar in der Nähe von Parkland adoptiert, starb der Vater, als Nikolas sechs Jahre alt war, an einem Herzinfarkt. Die Adoptivmutter soll fortan die einzige Person im Leben des Buben gewesen sein, zu der er ein stabiles Vertrauensverhältnis aufgebaut hatte. Im Herbst vergangenen Jahres starb auch sie. Ohne jede Vorwarnung, an einer Lungenentzündung in Folge einer Grippe. Die Informationen über den jungen Mann, der zum Todesschützen wurde, tröpfeln nur langsam, die lokalen Medien in Florida holen sich vieles von Nachbarn und Freunden, wenig geben auch die Behörden preis.

Zweimal Vater und Mutter verloren: Der Todesschütze von Florida
Broward County Court Judge Kim Theresa Mollica presides as Nikolas Cruz appears via video monitor at a bond court hearing after being charged with 17 counts of premeditated murder, in Fort Lauderdale, Florida, U.S., February 15, 2018. REUTERS/Susan Stocker/Pool

Eine Frau berichtete der Zeitung "Sun Sentinel", bei Nikolas sei schon als Kind Autismus diagnostiziert worden. Die alleinerziehende Mutter habe es manchmal schwer mit ihm gehabt.

Die " Washington Post" fand heraus, dass der junge Mann ein Leben als kleiner Tyrann geführt haben soll. Cruz habe seinen Hund abgerichtet, so dass er die Meerschweinchen der Nachbarn totbeißt, mit dem Luftgewehr habe er Eichhörnchen und Hühner im Nachbarsgarten erlegt. Die Polizei sei ein ständiger Gast in dem schmucken Haus in der geschniegelten Siedlung mit kurzgeschnittenem Rasen und Palmen in den gepflegten Gärten gewesen. Die Nachbarn sagten der "Washington Post" sie seien erleichtert gewesen, als die Familie ihr Haus verkaufte und auszog.

An der Schule galt er Mitschülern zufolge als schwieriger Einzelgänger, ohne Anschluss bei Freunden - und als Waffennarr. Auf sozialen Netzwerken habe er gerne Bilder von Messer oder Pistolen gepostet. Bis vor kurzem, so berichteten Schüler in US-Sendern, sei noch gewitzelt worden: "Wenn hier einer einmal Amok läuft, dann ist es wahrscheinlich Nikolas Cruz."

Die Polizei sprach von einem "sehr, sehr verstörenden Online-Profil." Offenbar hatte der junge Mann Gewaltfantasien ins Netz gestellt. Das FBI war vor einigen Monaten einer Spur nachgegangen, die aber im Sande verlief. Damals hatte ein Nutzer unter dem Namen "Nikolas Cruz" auf Youtube einen Kommentar veröffentlicht und erklärt: "Ich werde ein professioneller Schul-Schütze sein." Dass er sich einer rechtsradikalen Gruppe namens "Republic of Florida" angeschlossen haben soll, blieb zunächst unbestätigt.

Zweimal Vater und Mutter verloren: Der Todesschütze von Florida
A mourner kneels in front of a makeshift memorial for the victims of Marjory Stoneman Douglas High School shooting in Parkland, Florida on February 15, 2018. A former student, Nikolas Cruz, opened fire at the Florida high school leaving 17 people dead and 15 injured. / AFP PHOTO / RHONA WISE

Ein Lehrer sagt, er sei bereits als gefährlich eingestuft gewesen, bevor er im vergangenen Jahr von der Schule verwiesen wurde. Es soll zu Schlägereien mit dem "Neuen" der Ex-Freundin gekommen sein. Die vergangenen Monate besuchte er nach Angaben des Anwalts der Pflegefamilie eine therapeutische Einrichtung für Erwachsene, sein Pflegevater besorgte ihm einen Nebenjob in einem Ein-Dollar-Geschäft.

Seit dem Tod der Mutter wohnte Nikolas bei den Eltern eines Mitschülers, weil er nicht bei Freunden der Mutter bleiben wollte. Die wussten, dass er eine halbautomatische Waffe zu Hause hatte und baten ihn, sie unter Verschluss zu halten. Dem kam er nach, behielt aber den Schlüssel, wie der Anwalt der Gastfamilie dem "Sun Sentinel" erklärte. "Sie haben das nicht kommen sehen", sagte der Anwalt über die Familie.

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