Luftverschmutzung: 7 Millionen Tote pro Jahr

Menschen mit Gesichtsmasken gehen an einem nebligen Tag die Straße entlang.
WHO-Studie: Ein Achtel aller Todesfälle ist auf schlechte Luft zurückzuführen - mehr als durchs Rauchen.

Wegen verschmutzter Luft hat es im Jahr 2012 weltweit sieben Millionen Tote gegeben. Das berichtete am Montag in Genf die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Dies sind doppelt so viele Todesopfer als in der vorangehenden WHO-Studie für das Jahr 2008. "Diese Zahlen bestätigen, dass die Luftverschmutzung das hauptsächlichste Umweltrisiko für die Gesundheit in der Welt darstellt", sagte Maria Neira, Direktorin der WHO-Abteilung Öffentliche Gesundheit. "Millionen Leben könnten gerettet werden, wenn man die Luftverschmutzung bekämpft."

Ein Mann fährt mit einem Motorroller auf einer Straße mit starker Luftverschmutzung.
epa04125357 An Indonesian motorbike rider dives on a hazy street in Pekan Baru, Riau Province, Indonesia, 14 March 2014. According to the National Disaster Management Agency, haze pollution reached hazardous levels in parts of Riau province, Indonesia's Sumatra island, triggering respiratory and skin problems of about 60,000 people. More than 60 scheduled flights have been cancelled due to the limited sight. Authorities in Riau have urged residents to stay indoors. EPA/STRINGER
Die Zunahme der Zahl der Todesopfer innerhalb von fünf Jahren erklärt sich laut WHO-Mitarbeiterin Annette Pruss-Ustun mit einer neuen Erhebungsmethode und besserer Kenntnis des Zusammenhangs gewisser Krankheiten mit Luftverschmutzung. Die Zahl von 2008 (3,5 Millionen Tote) basierte auf limitierten Daten zu städtischen Bevölkerungen, während die neue Erhebung demografisch breiter gefasst ist und auch die ländlichen Gebiete miteinbezieht. Zudem hätten neue epidemiologische Erkenntnisse gezeigt, dass Luftverschmutzung neben Atemwegs- auch Kreislauferkrankungen und Krebs schaffe.

Ein Achtel aller Todesfälle

Die sieben Millionen Toten stellen ein Achtel der jährlichen Todesfälle dar. 4,3 Millionen davon gehen auf Luftverschmutzung innerhalb der Häuser zurück - bedingt beispielsweise durch Kochen und Heizen mit Holz oder Kohle. 3,7 Millionen Tote gibt es durch Luftverschmutzung im Freien. Zum Vergleich: Durch Tabakkonsum sterben jährlich weltweit sechs Millionen Menschen.

Die weitaus meisten Toten durch Luftverschmutzung - nämlich 5,1 Millionen jährlich - gibt es in Asien, hauptsächlich in China. In Afrika zählte die WHO 680.000 Tote pro Jahr, in Europa 580.000, im Mittleren Osten 400.000 und in Nord- und Südamerika 230.000. Am schlimmsten von Luftverschmutzung betroffen sind nach WHO-Angaben die Entwicklungs- und Schwellenländer Südostasiens und der Westpazifik-Region. In China und Indien wurden etwa drei Viertel aller Smog-Todesfälle registriert. In den Industriestaaten Europas führt die WHO 279.000 Todesfälle auf Luftverschmutzung in der Umwelt zurück.

Maßnahmen gefordert

"Die Luftverschmutzung in den Industrieländern war noch vor wenigen Jahrzehnten ein großes Problem und ist durch Maßnahmen drastisch reduziert worden - Maßnahmen, die jetzt im Rest der Welt ergriffen werden müssen", forderte der WHO-Koordinator für öffentliche Gesundheit, Carlos Dora. Dazu gehörten effizientere Technologien bei der Energieerzeugung und im Transport, aber auch die Reduzierung des Energiebedarfs.

Luftverschmutzung innerhalb von Gebäuden entsteht vor allem durch Kochen am offenen Feuer sowie Kohle- und Holzöfen. In der Umwelt sind Abgase aus Verkehr, Industrie, Energieerzeugung und Abfallverbrennung die Hauptquellen. In die neue Analyse seien Satellitendaten, Messungen an Bodenstationen, Werte zu Emissionen aus Hauptquellen sowie Modelle zur Ausbreitung der Luftverschmutzung in der Atmosphäre eingeflossen, so die WHO.

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