Medien: Anschlag während Belgien-Spiel geplant

Belgische Polizei, Symbolbild
In der Nacht auf Samstag wurden in den Regionen Brüssel, Wallonie und Flandern Hausdurchsuchungen durchgeführt.

Wie der belgische Sender RTBF berichtet, wurden in der Nacht von Freitag auf Samstag bei Hausdurchsuchungen in den Regionen Brüssel, Wallonie und Flandern mehrere Personen festgenommen. Sie stehen im Verdacht, Teil einer Terrorzelle zu sein, die möglicherweise einen Anschlag plante. Die belgische Staatsanwaltschaft bestätigt den Bericht.

Anschlag während Belgien-Spiel

Insgesamt seien laut Medium 40 Standorte durchsucht worden, zwölf Personen wurden verhaftet. Nach den Razzien seien insgesamt 40 Personen befragt worden. Der TV-Sender VTM berichtet, dass die Verhafteten im Verdacht stehen, für dieses Wochenende einen Anschlag in Brüssel geplant zu haben, und zwar während eines Fußballspiels der belgischen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Frankreich.

Medien: Anschlag während Belgien-Spiel geplant
A Belgian police officer patrols with a dog during a reconstruction of the recent attacks, in the Brussels district of Etterbeek, Belgium, June 17, 2016. REUTERS/Francois Lenoir

Das Team soll am Samstagnachmittag (15.00 Uhr MESZ) in Bordeaux gegen Irland antreten. Die belgische Zeitung Le Soir berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise, potenzielle Ziele seien Public-Viewing-Zonen, wo Fans sich EM-Spiele anschauen, oder andere stark belebte Orte wie Einkaufszentren und Bahnhöfe.

Der Sender RTBF meldet indes, dass das belgische Krisenzentrum am Freitag verstärkten Schutz für einige Regierungsmitglieder angeordnet hat, darunter Ministerpräsident Charles Michel. Ein Ermittlungsrichter soll im Laufe des Tages entscheiden, ob die zwölf Festgenommenen in Haft bleiben.

Die belgische Polizei hatte vergangene Woche Sicherheitskreisen zufolge eine Warnung erhalten, dass sich Kämpfer der Extremistenmiliz IS ("Islamischer Staat") auf den Weg nach Europa gemacht und Anschläge in Belgien und Frankreich geplant hätten.

Keine näheren Details genannt

Bei den Durchsuchungen seien keine Waffen oder Sprengstoff gefunden worden, teilte die Bundesstaatsanwaltschaft weiter mit. Ermittlungsergebnisse hätten jedoch ein "unmittelbares Einschreiten" erfordert. Nähere Details wurden zunächst nicht genannt.

Medien: Anschlag während Belgien-Spiel geplant
A plainclothes police officer patrols near an apartment building during the reconstruction of the recent attacks, in the Brussels district of Etterbeek, Belgium, June 17, 2016. REUTERS/Francois Lenoir

Dutzende Häuser und Garagen in 16 Gemeinden seien in der Nacht auf Samstag durchsucht worden, darunter auch in der als Islamisten-Hochburg geltenden Brüsseler Gemeinde Molenbeek - jener Stadtteil, aus dem die meisten Terroristen der Anschläge vom 22. März in Brüssel und vom 13. November 2015 in Paris stammten. In Paris töteten IS-Selbstmordattentäter am Stade de France, dem Bataclan-Theater und weiteren Orten insgesamt 130 Menschen.

Vor knapp drei Monaten waren Anschläge in Brüssel auf den Flughafen sowie auf eine U-Bahn-Station in der Innenstadt verübt worden. Selbstmordattentäter, Anhänger des IS, rissen 32 Menschen mit sich in den Tod.

Belgien ist seit längerem im Visier islamistischer Terroristen. Ein Überblick über Vorfälle und Fakten:

Mai 2014: Bei einem Anschlag auf das Jüdische Museum in Brüssel erschießt der Islamist Mehdi Nemmouche vier Menschen. Der Täter ist Franzose. Er wird später in Frankreich verhaftet und nach Belgien ausgeliefert.

Jänner 2015: Einer der Attentäter der Anschlagsserie in Paris unter anderem auf das Magazin "Charlie Hebdo" hat Verbindungen nach Belgien. Ein Mann aus Charleroi hatte mit Amedy Coulibaly über den Kauf eines Autos und von Waffen verhandelt. Coulibaly nimmt in einem koscheren Supermarkt in Paris Geiseln und erschießt vier Menschen. Er wird anschließend von der Polizei getötet. Bei einem Anti-Terror-Einsatz im ostbelgischen Verviers werden eine Woche später zwei mutmaßliche Islamisten erschossen.

August 2015: Ein marokkanischer Islamist steigt in Brüssel in den Thalys-Schnellzug nach Paris, eröffnet mit einem Sturmgewehr das Feuer und verletzt zwei Menschen schwer. Der Mann wird von Fahrgästen überwältigt und der Polizei übergeben.

November 2015: Eine Woche nach neuen Anschlägen in Paris mit rund 130 Toten rufen die belgischen Behörden nach konkreten Gefahrenhinweisen die höchste Terrorwarnstufe für die Region Brüssel aus. Das öffentliche Leben kommt zum Erliegen. Erst nach fünf Tagen wird die maximale Warnstufe wieder aufgehoben. In den Folgemonaten kommt es immer wieder zu Anti-Terror-Einsätzen gegen mutmaßliche Islamisten in Brüssel. Der getötete mutmaßliche Drahtzieher der Pariser Attentate, Abdelhamid Abaaoud, war Belgier mit marokkanischen Wurzeln und lebte früher in der Brüsseler Gemeinde Molenbeek.

Dezember 2015: Aus Angst vor Terror sagt die Stadt Brüssel das traditionelle Silvesterfeuerwerk ab.

März 2016: In Brüssel-Molenbeek wird der Top-Terrorverdächtige Salah Abdeslam gefasst. Nach Erkenntnissen der Behörden spielte er eine wichtige Rolle bei den Pariser Anschlägen im November 2015.

Drei Selbstmordattentäter reißen in Brüssel 32 Menschen mit in den Tod: Najim Laachraoui (24) und der für Gewaltkriminalität vorverurteilte Ibrahim El Bakraoui (29) sprengen sich am Flughafen in die Luft, Bakraouis Bruder Khalid (27) in der Metro-Station Maelbeek.

April 2016: Die Belgische Polizei fasst den als "Mann mit Hut" bekannt gewordenen Mohamed Abrini. Er war unter anderem auf Kameraaufnahmen kurz vor den Anschlägen am Brüsseler Flughafen in Begleitung der späteren Selbstmordattentäter aufgetaucht. Abrini gilt als ein Bindeglied zwischen den Anschlägen islamistischer Terroristen in Paris und Brüssel.

Juni 2016: Bei einem landesweiten Anti-Terror-Einsatz nehmen die Sicherheitskräfte zwölf Verdächtige fest. Weitere 40 Menschen werden verhört. Aufgrund von Ermittlungsergebnissen sei ein "unmittelbares Einschreiten" notwendig gewesen, hieß es.

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