Vatileaks II: Verrat im Vatikan

Auch Franziskus nun mit Geheimnisverrat konfrontiert
Es solle niemand glauben, dass er mit Enthüllungen die Mission des Papstes stärke, sagt der Vatikan.

Zwei Journalisten und ihre am Mittwoch erscheinenden Bücher stehen im Mittelpunkt der Affäre: Gianluigi Nuzzi und Emiliano Fittipaldi. Und zwei angebliche Verräter: der Opus-Dei-Prälat Vallejo Balda und eine schillernde PR-Lady mit Kontakten zu einflussreichen Lobbys, die 32-jährige Francesca Chaouqui, die als einzige Frau in das Finanzgremium COSEA aufgenommen wurde. Die Tochter eines marokkanischen Vaters schiebt alle Schuld dem Prälaten Balda zu. Sie ist nicht in Haft und arbeitet mit dem Staatsanwalt zusammen.

"Das Buch enthüllt die dramatische Lage, die Jorge Mario Bergoglio von Josef Ratzinger geerbt hat, eine Situation, die mit obskuren Geschäften, Privilegien und Missbrauch zu tun hat", sagt Gianluigi Nuzzi. Emiliano Fiitipaldi wurde bereits konkreter: Italiens skandalumwitterte Unternehmen verstecken angeblich weiterhin Schwarzgelder in der Vatikanbank IOR. Eine Stiftung für das vatikanischen Kinderkrankenhaus Bambino Gesù, die Geld für die Kinder sammelt, hätte mit 200.000 Euro auch die Renovierungsarbeiten für die Wohnung des inzwischen zurückgetretenen Staatssekretärs der Kurie Tarcisio Bertone finanziert, was dieser bestreitet. Auch der Peterspfennig, den Gläubige als Beitrag für den Papst und seine karitativen Werke spenden, sei in einen Fonds geflossen, der nicht in den Büchern des Heiligen Stuhls erscheint. Der Journalist zitiert einen Bericht des Europarats-Komitees zu Geldwäsche und Terrorfinanzierung, Moneyval, über die Verwendung des Peterspfennig. Die Vatikan-Gelder seien vor allem für Ausgaben einzelner Ämter der Kurie und nicht für karitative Zwecke verwendet worden.

Nuzzi berichtet von Kardinälen, die zwar auf ihre Limousinen verzichtet hätten, aber weiter in riesigen Wohnungen leben. Franziskus wohnt bekanntlich in einer 50-Quadratmeter-Wohnung im Gästehaus Santa Marta. Das sei ein banales Beispiel für die Widersprüche im Vatikan. Die neue Vatileaks-Affäre sei "kein wahres Problem für den von Franziskus eingeleiteten Reformweg", sagte der französische Kardinal Jean-Louis Tauran. Er vertraue dem Reformprozess des Papstes, mit dem mehr Transparenz garantiert werden solle.

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