Wird die Schweizergarde abgeschafft?

Die Schweizergarde ist für den Schutz des Papstes zuständig.
Chef muss gehen. Spekulationen um die Zukunft der traditionsreichen Institution.

Die gelb-blau-roten Uniformen der Schweizergardisten, die die Eingänge des Vatikans bewachen, sind schon von Weitem zu sehen: Sie sind ein beliebtes Fotomotiv bei Touristen. Seit 1506 ist die Schweizergarde für den Schutz des Papstes zuständig. Damit könnte nach 509-jährigem Bestehen jetzt Schluss sein. Am 31. Jänner tritt Kommandant Daniel Rudolf Anrig auf päpstliche Anweisung zurück. Einen Nachfolger gibt es noch nicht.

Papst Franziskus dürfte Anrigs autoritärer Führungsstil missfallen haben: Der 42-jährige Schweizer führte seine Truppe mit harter Hand und militärischem Drill. Kleine Vergehen wie verspäteter Dienstantritt wurden hart bestraft. Kritiker werfen Anrig Arroganz und Überheblichkeit vor: Seine Einsätze als früherer Kripo-Chef in einem Schweizer Kanton – etwa eine Razzia in einem Flüchtlingsheim – hätten Rambo-Charakter gehabt.

Unterschriftenliste

Hinter vatikanischen Mauern gibt es nun heftige Spekulationen: Franziskus könnte nicht nur die Führungsspitze verändern, sondern die traditionsreiche Institution überhaupt abschaffen, meinen manche. In zahlreichen anonymen Statements in Schweizer und italienischen Medien äußern Gardisten ihre Zukunftssorgen. Ehemalige Gardisten riefen sogar eine Unterschriftenaktion ins Leben, um den Papst zum Erhalt der Garde zu bewegen. Diese wurde jedoch kurze Zeit später auf Betreiben der Vereinigung der ehemaligen Gardisten wieder eingestellt. Es gebe "keinerlei objektive Anhaltspunkte", dass der Papst die Garde abschaffen könne, heißt es in einer Mitteilung der Vereinigung.

Wie die kleinste Armee der Welt künftig aussehen wird, wissen aber selbst Vatikan-Kenner nicht. Als Alternative zur Garde wird auf die "Gendarmeria Vaticana", die 150 Mann starke Vatikan-Polizei, verwiesen, die für Ordnung und Sicherheit des Papstes im Vatikan zuständig ist. Diese könnte die Aufgaben der Schweizergarde übernehmen.

Anforderungen an Gardisten sind jedenfalls hoch: Die Armee besteht aus 110 katholischen Männern aus der Schweiz, die zu Beginn ihrer Ausbildung nicht älter als 30 Jahre sein dürfen, eine Mindestgröße von 174 cm vorweisen und ledig sein müssen. 12-Stunden-Dienste sind üblich. Jedes Jahr im Mai werden neue Gardisten vereidigt, die anschließend auf der Rekrutenschule ausgebildet werden.

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