Ein Flugzeug-Denkmal in der Wüste

Ein Flugzeug-Denkmal in der Wüste
1989 starben bei einem Anschlag auf ein Linienflugzeug 170 Menschen. Angehörige bauten in der Wüste ein Denkmal gegen das Vergessen. Auf Google Earth ist es Millionen Menschen zugänglich.

Als die Bombe explodierte, waren 170 Menschen an Bord. Mein Vater war einer von ihnen. Er wurde 49 Jahre alt." Guillaume Denoix de Saint Marc kämpft seit Jahren gegen das Vergessen. Alle Insassen starben, als ein französisches Linienflugzeug am 19. September 1989 aufgrund eines Bombenanschlags über dem Niger abstürzte.

Rund um die Absturzstelle errichtete er mit anderen Angehörigen Jahre später ein spektakuläres Denkmal: "Alle meinten, es wäre unmöglich, doch wir wollten unbedingt ein Andenken aus den Bruchstücken der Maschine machen. Also konzipierte ich das Denkmal, suchte die finanziellen Mittel und machte mich auf in die Wüste", erzählt der Franzose gegenüber dem KURIER.

Ein Flugzeug-Denkmal in der Wüste

Mahnende Erinnerung

Dunkle Steine und Teile der abgestürzten Maschine markieren die Umrisse eines riesigen Flugzeugs - so groß, dass es sogar vom All aus zu sehen ist. Für jedes Opfer wurde außerdem ein zerbrochener Spiegel platziert. Über Google Earth (siehe unten) ist das Memorial seit 2006 Millionen Menschen zugänglich. Eine mahnende Erinnerung an die Ereignisse aus dem Jahr 1989.

Ein Flugzeug-Denkmal in der Wüste

Der Flug Union de Transports Aériens 772 sollte damals von der kongolesischen Hauptstadt Brazzaville nach Paris führen. Am Abflugort wurde allerdings eine Bombe mit Zeitzünder im Gepäckraum deponiert. 46 Minuten nach dem Zwischenstopp im Tschad detonierte der Sprengsatz, der Flieger stürzte über der Ténére-Wüste im Norden des Niger ab. Unter den Opfern waren auch die Frau des französischen Tennisstars Éric Deblicker, ein tschadischer Minister und die Frau des US-Botschafters im Tschad.

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Drahtzieher Gaddafi?

Terroristen, Rebellen und sogar der libysche Diktator Muammar al-Gaddafi wurden in unterschiedlichen Quellen für den Anschlag verantwortlich gemacht. Die französischen Behörden benannten schließlich sechs Libyer als Hauptverdächtige. Die Regierung in Tripolis verweigerte allerdings die Auslieferung der Verdächtigen. Dennoch wurden die sechs Libyer - unten ihnen auch Abdullah al-Senussi, ein Schwager Gaddafis - von einem französischen Gericht für schuldig erklärt und in Abwesenheit verurteilt. Nach wie vor beteuern libysche Stellen, für den Anschlag nicht verantwortlich zu sein.

Im Jahr 2004 bot Gaddafi an, die Familien der Opfer aus einer Stiftung zu entschädigen. Viele Familien verweigerten jedoch das Geld und bezeichneten es als Blutgeld. Angehörige der US-amerikanischen Opfer klagten anschließend erfolgreich vor einem US-Gericht und erhielten im Jahr 2008 einen 1,5 Milliarden Dollar schweren Fonds seitens Libyens. Dieser entschädigt seither die Opfer von libyschen Terrorakten.

Ein Flugzeug-Denkmal in der Wüste

Das Bombenattentat auf den UTA-Flug ereignete sich neun Monate nach der Zerstörung des Pan Am-Flugs 103 über Lockerbie, der mehr als 240 Menschen tötete. Für diesen Anschlag zeichnete Libyen offiziell verantwortlich.

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