Schlammschlacht ums stille Örtchen für Transgender
Auf welche Toilette soll ein Mann gehen, der sich als Frau fühlt? Darüber herrscht im US-Bundesstaat North Carolina ein Streit, der sich seit Wochen immer weiter zuspitzt. Das Justizministerium in Washington und der Gouverneur des Südstaates beharren auf gegensätzlichen Positionen - und klagen einander gegenseitig.
Die im März in North Carolina in Kraft gesetzten Regelungen sehen vor, dass Transgender (also Menschen, deren sexuelle Identität nicht den geschlechtlichen Merkmalen entspricht, mit denen sie geboren wurden), nur solche öffentlichen Toiletten benutzen dürfen, die dem in ihrer Geburtsurkunde genannten Geschlecht entsprechen.
Rückzug von Firmen und Bands
Das Gesetz löste eine Welle von Protesten aus. So legte die Deutsche Bank ihre Pläne zur Schaffung von 250 neuen Arbeitsplätzen in North Carolina auf Eis. Der Online-Bezahldienst PayPal strich seine Pläne, in dem Staat ein neues Operationszentrum einzurichten. Bekannte Musiker wie Bruce Springsteen, Bryan Adams, Cyndi Lauper oder Pearl Jam sagten Konzerte in dem Staat ab. Andere Künstler wie etwa Laura Jane Grace von Against Me! wollen erst recht dort spielen, als Form des Protests.
Der konservative Gouverneur Pat McCrory, der um seine Wiederwahl kämpft, schränkte die Reichweite des Gesetzes im April zwar ein. Es soll nur in staatlichen Einrichtungen gelten, nicht also für öffentliche Toiletten, die sich in Gebäuden der Privatwirtschaft befinden. Dies reichte dem Justizministerium in Washington jedoch nicht aus. Es setzte dem Gouverneur eine Frist bis diesen Montag, um das Gesetz rückgängig zu machen.
Tatsächlich droht North Carolina wegen des Streits die Streichung von jährlichen Zuschüssen aus Washington in Milliardenhöhe für sein Bildungssystem.
Zu ihrer Klage gegen North Carolina erklärte Justizministerin Loretta Lynch, der Streit drehe sich „um viel mehr als Toiletten“. Es gehe „um die Würde und den Respekt, mit dem wir unseren Mitbürgern begegnen“.
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