USA

Erneut Jury zu Polizeigewalt einberufen

Nach tödlichen Schüssen demonstrieren Tausende Menschen im ganzen Land gegen Rassismus.

Auch im Fall der tödlichen Polizeischüsse auf den Schwarzen Akai Gurley soll in den USA eine Grand Jury über eine Anklageerhebung entscheiden. Das gab der zuständige Richter am Freitag in New York bekannt. Er versprach eine "vollständige und faire Untersuchung" der Schüsse auf den 28-Jährigen im November. Im ganzen Land protestierten erneut tausende Menschen gegen Rassismus und Polizeigewalt.

"Es ist wichtig, auf den Grund dessen zu gehen, was geschehen ist", sagte Richter Ken Thompson zum Fall Gurley. Er versprach, der Jury "alle Informationen zu geben, die sie braucht, um ihre Aufgabe zu erfüllen". Momentan würden die Beweise aber noch zusammengetragen.

Der tragische Vorfall ereignete sich am 20. November im New Yorker Stadtteil Brooklyn. Gurley ging mit seiner Freundin in einem dunklen Stiegenhaus nach unten, weil der Aufzug nicht fuhr. Der junge Polizist Peter Liang zog seine Waffe und tötete Gurley mit einer Kugel, ohne dass sich der Vater einer kleinen Tochter in irgendeiner Form verdächtig verhalten hätte, wie der Schütze selbst einräumte.

Sms statt Krankenwagen

Wie die New York Post berichtete, rief Liang nach den Schüssen nicht einmal einen Krankenwagen, sondern schrieb zuerst eine SMS an seine Gewerkschaft. Der New Yorker Polizeichef Bill Bratton sagte einen Tag nach dem Vorfall, Gurley sei ein unschuldiger Mann gewesen, der "versehentlich" getötet worden sei.

Der Fall reiht sich ein in eine ganze Serie von tödlichen Schüssen oder Tätlichkeiten weißer Polizisten, denen Schwarze zum Opfer fielen. Sowohl nach dem Tod des unbewaffneten 18-Jährigen Michael Brown in Ferguson im August als auch nach dem mit einem Würgegriff getöteten Eric Garner in New York im Juli entschieden Grand Jurys, dass sich die Polizisten nicht vor Gericht verantworten müssen. Nach den Entscheidungen kam es jeweils zu teils gewaltsamen Protesten.

Inmitten der Proteste war am Donnerstag ein weiterer Fall bekannt geworden, bei dem ein Schwarzer in Arizona von einem weißen Beamten erschossen wurde. Der Polizist dachte fälschlicherweise, dass Rumain Brisbon bewaffnet sei. Der Schwarze hatte aber lediglich eine Medikamentenpackung in der Tasche. Im November starb überdies in Cleveland in Ohio ein zwölfjähriger schwarzer Bub durch Polizeischüsse, weil die Beamten seine Spielzeugpistole für echt hielten.

Demos

In New York gingen am Freitagabend den dritten Tag in Folge hunderte Menschen auf die Straße und legten den Verkehr lahm. In Erinnerung an den 43-jährigen Garner riefen viele Demonstranten "Ich kann nicht atmen" - das waren die letzten Worte des Asthmatikers, wie später auf einem Amateurvideo zu sehen war.

Anti-Rassismus-Demos in New York:

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The Lower Manhattan skyline, including One World T
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USA GARNER PROTEST
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Demonstrator protests recent grand jury decisions
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USA GARNER PROTEST
Erneut Jury zu Polizeigewalt einberufen

Demonstrators stage a 'die-in' at an intersection
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Demonstrators block a street in Lower Manhattan wh
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A demonstrator gestures towards police as proteste

An der Columbia Universität, an der Grand Central Station und auf der Fifth Avenue in Manhattan legten sich zudem Demonstranten auf den Boden, um an die Toten durch Polizeischüsse zu erinnern. Weitere Demonstrationen gab es in Washington, Miami, Chicago, Boston und New Orleans. Auf Plakaten stand "Rassismus tötet" und "Das Leben von Schwarzen zählt".

Am Freitag meldete sich auch Gurleys Familie erstmals öffentlich zu Wort und verlangte Gerechtigkeit. "Wie soll ich meiner Tochter erklären, dass ihr Vater nicht mehr zurückkommt?", sagte Gurleys Freundin Melissa Butler bei einer Trauerfeier in einer Baptistenkirche in Brooklyn. Seine Mutter Sylvia Palmer sagte weinend: "Er hat nichts falsch gemacht. Er ist ein guter Mann, er liebt seine Familie, er liebt seine kleine Tochter." Zur Beerdigung Gurleys am Samstagvormittag versammelten sich hunderte Menschen, unter ihnen Vertreter der Stadtverwaltung und Bürgerrechtler. Die Stadt New York übernahm die Beerdigungskosten.

Mann in Hollywood erschossen

An der US-Westküste sorgte unterdessen der Tod eines weiteren Mannes durch Polizeischüsse für Aufsehen. In Hollywood wurde am Freitagabend ein Mann von Polizisten niedergestreckt, weil er einen Passanten mit einem kleinen Klapptaschenmesser bedroht haben soll. Der Mann starb im Krankenhaus. Im Polizeibericht hieß es, der Mann habe eine Gefahr für die Öffentlichkeit dargestellt.

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