Wenn um Regen beten nicht mehr weiterhilft

Die verheerenden Folgen der Klimaerwärmung sind bereits überall in den USA zu spüren, warnt der Klimabericht der US-Regierung.

Kaliforniens Bischöfe bitten um göttliche Intervention. Und alle Religionsgemeinschaften des größten US-Bundesstaates mögen sich dem Gebet anschließen, lautet der Appell der Geistlichen: Fast drei Jahre hat es in Teilen Kaliforniens nicht mehr geregnet, im Jänner musste Gouverneur Brown den Dürre-Notstand ausrufen. 2014 könnte, so die Befürchtungen, das trockenste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen werden. Die unausweichliche Folge: Auf Hunderttausenden Hektar Ackerland droht die Ernte zu vertrocknen, Waldbrände werden extrem zunehmen.

Doch nicht nur Kalifornien, sondern bereits die gesamte USA bekommen die Folgen des von Menschen verursachten Klimawandels zu spüren. Zu diesem Schluss kommt der jüngste Klimabericht der US-Regierung. "Der Klimawandel ist da, hier und jetzt, und nicht irgendwann in ferner Zukunft", warnen die rund 400 renommierten Wissenschaftler, die vier Jahre lang für den Bericht geforscht haben.

Eisfreies Alaska

Eindringlicher denn je schlagen sie Alarm: Dürren und Hitzewellen im Südwesten der USA würden zunehmen, mehr und heftigere Tornados über die Prärie-Bundesstaaten Oklahoma und Kansas hinweg fegen. Alaska werde bereits zur Jahrhundertmitte während der Sommer völlig eisfrei sein und noch größere Regen- und Sturmfluten drohten an der Atlantikküste.

Die Klimaerwärmung der vergangenen 50 Jahre in den USA ist nach Angaben der Wissenschaftler überwiegend auf die von Menschen verursachten Emissionen zurückzuführen – durch das Verbrennen von Kohle, Öl und Gas.

"Krieg gegen die Kohle"

Die Erkenntnisse des jüngsten US-Klimaberichtes nahmen sogar Industriegiganten wie der Chevron-Konzern widerspruchslos zur Kenntnis. In den Reihen republikanischer Abgeordneter, die bisher alle strengeren bundesweiten Umweltgesetze unmöglich machten, aber regte sich sofort Ärger: Der alarmierende Bericht sei nur eine Waffe in Präsident Obamas "Krieg gegen die Kohle". Obamas republikanischer Vorgänger, George Bush, hatte den Klimawandel jahrelang gleich ganz geleugnet.

Bei seinem Amtsantritt 2009 hatte Obama versprochen, dass die USA eine Führungsrolle im Kampf gegen die Erderwärmung übernehmen würden. Dies scheiterte aber nicht nur an den Republikanern, sondern auch an vielen Demokraten. Sie fürchten, strengere Umweltauflagen würden der US-Wirtschaft schaden.

Mehr Kohlenstoffdioxid-Emission als die USA (17 Prozent Weltanteil) stößt nur noch China (26 Prozent) aus, doch bei den Pro-Kopf-Emissionen stehen die USA weiter an der Spitze der größten Umweltsünder. Weil bundesweite Umweltgesetze so schwer durch den Kongress zu bringen sind, haben indessen viele Bundesstaaten und Städte damit begonnen, ihre eigenen, strengeren Gesetze durchzuboxen. Dies sei wichtig, schreibt der jüngste Klimabericht der US-Regierung, aber "unzureichend".

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