Protest vor Genfer UN-Sitz gegen unbezahlte Praktika
Rund 100 Studenten und Uni-Absolventen haben am Freitag vor dem Genfer Sitz der Vereinten Nationen für eine Vergütung von Praktika bei UN-Organisationen demonstriert. In Sprechchören riefen sie "Unpaid is unfair - pay your intern" (unbezahlt ist unfair - bezahlt eure Praktikanten). Bei der UNO gibt es auch für längere Praktika grundsätzlich kein Geld.
Zeltaktion ausgedacht
Ausgelöst wurde der Protest durch des 22-jährigen UN-Praktikanten David Hyde aus Neuseeland. Er hatte einige Nächte in einem Zelt am Genfersee verbracht - angeblich weil er sich nicht einmal mehr eine Studentenunterkunft leisten konnte. Nachdem eine Lokalzeitung sein mutmaßlich bitteres Schicksal publik gemacht hatte, berichteten auch internationale Medien. Später erklärte der junge Mann, er habe sich die Zeltaktion ausgedacht, um auf das Praktika-Problem hinzuweisen. Er habe auf die "Scheinheiligkeit" unbezahlter Arbeit hinweisen wollen.
Hyde hatte zunächst vor Journalisten in Genf erklärt, "die Umstände und die Bedingungen" des unbezahlten Praktikums bei der UNO hätten die Zelt-Behausung zur "einzigen realen Möglichkeit" gemacht, die er in der für ihre hohen Preise bekannten Schweizer Stadt gesehen habe. Er hatte aber eingeräumt, beim Bewerbungsgespräch für den begehrten Praktikantenjob gelogen zu haben, als er die Frage bejaht habe, ob er sich Genf leisten könne. Nach der Aktion brach er das Praktikum ab und begründete dies damit, dass er seinen Mitarbeitern keine Schwierigkeiten habe bereiten wollen.
Mutter ist auf Sohn stolz
Hydes Mutter lobte die Aktion ihres Sohnes. "Ich bin stolz, dass er seine Karrierechancen beiseitegeschoben hat, um eine Sache zu beleuchten, die schon lange ein Thema ist, aber der niemand Beachtung schenkt", sagte Vicki Hyde dem australischen Medienunternehmen Fairfax Media. Die UNO trete für die Förderung gleicher Rechte und Bezahlung für gleiche Arbeit ein und sollte eine "moralische Führung" übernehmen.
UN-Sprecher Ahmed Fawzie sagte, die Nichtbezahlung von Praktika sei einst von der UN-Generalversammlung beschlossen worden. Viele UN-Angestellte bedauerten dies. "Wir meinen, Praktikanten sollten bezahlt werden." Die Mitgliedstaaten sollten die Mittel im UN-Haushalt bereitstellen. Allein in Genf - einer der teuersten Städte der Welt - sind derzeit 275 UN-Praktikanten betroffen, hinzu kommen weitere in New York, Wien und anderen UN-Standorten.
Kommentare