16,6 Millionen Kriegsbabys

Ein Flüchtlingsfoto vom 12. September: Ein syrischer Vater schwimmt mit seinem Baby zum rettenden Ufer auf der Insel Lesbos
Jedes achte Neugeborene wird in Konfliktgebieten geboren.

In den Krisenregionen dieser Welt, von Syrien, dem Irak, Afghanistan, Jemen, dem Südsudan bis zur Zentralafrikanischen Republik und Teilen Südostasiens, wurden heuer 16,6 Millionen Kinder geboren. Das schätzt UNICEF, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen. "Kann es einen schlimmeren Start ins Leben geben?", fragte UNICEF-Direktor Anthony Lake in New York.

Wohl kaum. 15 Millionen Mädchen unter 18 Jahren werden jedes Jahr verheiratet, 62 Millionen dürfen nicht zur Schule gehen. Verhütung ist in vielen Teilen dieser Welt ein großes Tabuthema, denn auch NGOs tun sich relativ schwer, in den Flüchtlingscamps auch noch Aufklärung zu betreiben, geht es dort doch ums nackte Überleben und nicht um die Beschaffung der Pille.

UNICEF warnt vor den Gefahren einer Geburt in einem Kriegsgebiet. Dies liege nicht nur an fehlender medizinischer Hilfe und unhygienischen Bedingungen, sondern besonders am "toxischen" Stress einer gefährlichen Umwelt, die die langfristige emotionale und kognitive Entwicklung hemmen könne. Kinder in Konfliktgebieten sterben häufiger als andere vor ihrem fünften Geburtstag.

Weltweit seien heuer 30 Millionen Kinder aus ihrer Heimat vertrieben worden – eine Zahl, die seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr erreicht wurde. Jedes achte Neugeborene wird in Konfliktgebieten geboren. Viele kleine Kinder müssten arbeiten, im Libanon beispielsweise als Müllsammler für einen Dollar am Tag. Manchmal als Taglöhner auf Feldern, oft in gefängnisartigen Fabriken.

Vor, während und nach ihrer Flucht sind gerade Frauen häufig Opfer sexueller Gewalt, die Betroffenen würden aus Scham und Angst oft darüber schweigen, beklagen Hilfsorganisationen. Denn immer noch läuft das Opfer Gefahr, als "Verführerin" angeprangert zu werden.

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