Tschechischer TV-Spot sorgt für bilaterale Störung

Symbolbild
Nach dem Lebensmittelkrieg zwischen den beiden Ländern folgt ein Streit um einen Werbespot.

Die Beziehungen zwischen Polen und Tschechien sind seit einem kleinen Lebensmittelkrieg angespannt. Nun gießt ein tschechischer T-Mobile-Werbefilm neues Öl ins Feuer. Im Film versagt das Handy eines tschechischen Sportlehrers, der mit einer Skilanglaufgruppe unterwegs ist. Plötzlich dreht sich ein "Tannenbaum" um, und ein fliegender Händler aus Polen mit Bauchladen voller Krimskrams bietet ihm ein neues zum Tausch gegen das alte an. Der Händler ist mit Schnurrbart, schlechten Zähnen und Fistelstimme ausgestattet, das "neue" Handy zerbricht sofort nach der Berührung.

Zerrbild

Das Bild, das die bekannte Werbeagentur Saatchi und Saatchi in Prag kreiert hatte, entspricht einem Klischee. Das insgesamt wohlhabendere Tschechien schaut gern auf die Polen herab, die sich als Händler von Tand an der Grenze verdingen müssen.

Grazyna Bernatowicz, die polnische Botschafterin in Prag, sieht nun die polnisch-tschechischen Beziehungen gefährdet.

In der Tat war die Werbung taktisch unklug, da der ursprünglich deutsche Konzern seit 2011 auch in Polen tätig ist, dort sogar als Sponsor der ersten polnischen Fußballliga "Ekstraklasa" wirkt. In polnischen Internetforen wird schon zum Boykott des Mobilfunkanbieters angerufen.

T-Mobile-Sprecherin Martin Kemrova bedauerte am Donnerstag eventuelle Missverständnisse und verwies auf den "speziellen absurden Humor" der Serie. Der Spot, der in Kürze fast eine halbe Million Klicks auf YouTube erreichte, ist am Freitag gelöscht worden.

Polnische Empfindlichkeit

Die polnische Empfindlichkeit hat jedoch einen besonderen Hintergrund – tschechische Medien starteten im vergangenen Jahr eine Kampagne gegen polnische Lebensmittel. So warnte das tschechische Staatsfernsehen vor Chemie in polnischem Essen und vor Bakterien. Tschechiens Landwirtschaftsminister Petr Bendl drohte sogar mit einem generellen Einfuhrverbot. Nach Angaben des polnischen Landwirtschaftsministeriums machen polnische Erzeugnisse ein Viertel des dortigen Lebensmittel-Imports aus. Polen steckte darum viel Geld in positive Imagekampagnen. Da kommen Witze ganz besonders schlecht an.

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