Südeuropa: Flüchtlinge sind Kälte schutzlos ausgeliefert

Die klirrende Kälte in Europa trifft besonders die Flüchtlingslager in Griechenland unvorbereitet. Auch in Belgrad frieren Flüchtlinge.

Auf bis zu minus 17 Grad sind die Temperaturen am Wochenende in Griechenland gefallen. Es ist eine Kältewelle, wie sie Griechenland seit den 1960ern nicht erlebt hat.

Wegen starker Schneefälle mussten Flüge gestrichen werden, etliche Dörfer sind seit Sonntag von der von der Außenwelt abgeschnitten. Besonders hart trifft es aber die Flüchtlinge. 45.000 Menschen leben in Griechenland auf 40 Lager verteilt - viele der Camps sind nur unzureichend auf die Minustemperaturen vorbereitet.

In Moria leben mehr als 2.500 Menschen ohne heißes Wasser und ohne Heizung in Zelten, berichtet Apostolos Veizis von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. Auf der Insel Samos seien mehr als 300 Flüchtlinge betroffen, weitere Betroffene gebe es auf den Inseln Kos, Leros und Chios. Auf Lesbos sind insgesamt rund 6.000 Migranten und Flüchtlinge den winterlichen Temperaturen ausgesetzt - die Lager sind vollkommen überfüllt. Viele Menschen campen nach wie vor in Sommerzelten im Freien, da es nicht genügend Wohncontainer gibt. In den Lagern sei der Boden entweder eisig gefroren oder aber knöcheltief matschig, berichteten Flüchtlingshelfer.

Südeuropa: Flüchtlinge sind Kälte schutzlos ausgeliefert
A migrant walks next to snow-covered tents at the Moria hotspot on the island of Lesbos , following heavy snowfalls on January 7, 2017 The number of migrants arriving in Europe by two main sea routes in 2016 plunged by almost two-thirds to 364,000 compared with the previous year, EU border agency Frontex said Friday. Frontex pointed to an EU border deal with Turkey which came into effect in March as having paved the way to a massive decline in the arrival of Syrian refugees and other migrants in Greece. / AFP PHOTO / STR

15.000 Flüchtlinge sitzen auf Inseln fest

Am Mittwoch wurde nun ein Schiff der Marine zur Unterbringung von Flüchtlingen nach Lesbos geschickt. Der Truppentransporter "Lesbos" soll Heizlüfter, warme Decken und anderes Material auf die Insel bringen. An Bord der "Lesbos" selbst sollen mehr als 500 Menschen untergebracht werden. Insgesamt sitzen auf den griechischen Inseln derzeit mehr als 15.000 Flüchtlinge fest. Rund 11.000 davon haben Asyl beantragt und müssen auf nach dem EU-Türkei-Abkommen nun auf die Abklärung ihres Asylstatus warten.

Dennoch habe seit Jahresbeginn bisher 337 Flüchtlinge und Migranten von der türkischen Küste zu den griechischen Inseln übergesetzt. Allein am Dienstag kamen nach Angaben des griechischen Migrations-Krisenstabes 41 Menschen auf der Insel Kos an. Das Migrationsministerium machte zu Wochenbeginn die Kommunalverwaltungen für die Missstände verantwortlich. Der Griechenland-Koordinator von MSF, Clement Perrin, erklärte, es sei "abscheulich", dass die Menschen "trotz der Versprechungen und Ankündigungen der EU bei eisigen Temperaturen immer noch in Zelten leben".

Zumindest was die Temperaturen betrifft, ist für Mittwoch jedoch Besserung in Sicht. In den meisten Landesteilen sollten die Temperaturen den Angaben zufolge auf Werte von mehr als zehn Grad steigen. Vielerorts sollte es regnen. Die Meteorologen warnten wegen der Schneeschmelze aber vor Überschwemmungen.

Auch in der serbischen Hauptstadt Belgrad ist die Versorgung der Flüchtlinge mangelhaft. Hunderte Flüchtlinge suchten daher in einer Lagerhalle in der Nähe des Bahnhofs Zuflucht. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen erklärte, in Belgrad hielten sich derzeit 2.000 junge Menschen vor allem aus Afghanistan, Pakistan, dem Irak und Syrien in brach liegenden Gebäuden auf. Sie behelfen sich mit spärlichen Lagerfeuern und Decken gegen die Kälte.

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