Fünfte Krawallnacht in Schweden

In den Vororten der schwedischen Hauptstadt sind in der Nacht neun Autos in Flammen aufgegangen.

Die Krawalle in den Vorstädten der schwedischen Hauptstadt Stockholm reißen nicht ab: In der Nacht zum Freitag sind neun Autos in Flammen aufgegangen. Randaliere setzten zwei Schulen und eine Polizeiwache in Brand, acht Menschen wurden festgenommen. Trotz gewaltsamer Ausschreitungen mit den Sicherheitskräften sei aber niemand verletzt worden, meldete die Nachrichtenagentur TT am Morgen unter Berufung auf die Behörden.

Seit Beginn der Unruhen am Sonntag war es die fünfte Krawallnacht in Folge, die Stockholm erlebte. Im Einwandererbezirk Rinkeby wurde die Feuerwehr beim Löschen angesteckter Autos von Hunderten zumeist jugendlichen Menschen umringt. "Wir bekommen Berichte, dass eine ganze Menge Leute dort ist", zitierte TT einen Polizeisprecher. Als die Einsatzkräfte im Bezirk Soedertaelje die Randalierer am Anzünden weiterer Wagen hindern wollte, wurden sie mit Steinen angegriffen. Bei Unruhen in der Nacht zuvor waren drei Polizisten verletzt worden.

Im Vorort Norsborg wurden drei Wagen in Brand gesetzt. Die Polizeiwache in Aelvsjoe sei rasch gelöscht worden, teilte die Polizei mit. In Tensta wurde ein Schule angezündet, in Kista war es eine Schule für Krankenpfleger. Mittwochnacht hatte es außerdem auch in Malmö Krawalle gegeben.

Auslöser war Tod eines 69-Jährigen

Seit Sonntag hat es jede Nacht Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und teilweise maskierten Jugendlichen gegeben. Hintergrund soll der Tod eines 69-Jährigen sein, der mit einer Machete bewaffnet in der Öffentlichkeit aufgetreten war und von der Polizei erschossen wurde. Der Mann war vor den Beamten in seine Wohnung geflüchtet. Dort wurde er nach Darstellung der Polizei erschossen, als er die Sicherheitskräfte angriff.

Hintergrund der Unruhen sind chronische Missstände in Stadtbezirken mit extrem hohem Ausländeranteil. Rund 15 Prozent der Bevölkerung Schwedens wurde außerhalb der Landesgrenzen geboren, in manchen Bezirken haben bis zu 80 Prozent der Bewohner einen Migrationshintergrund. Auch das Vorgehen von Polizisten gegen die Randalierer wird für die Eskalation mitverantwortlich gemacht. Sie sollen die Jugendlichen als "Penner, Affen, und Neger" beschimpft haben.

Vizepolizeichef: "Stockholm brennt nicht"

Die Krawalle sind für Schweden ungewöhnlich - und erregen daher große Aufmerksamkeit, auch im Ausland. Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt hatte am Mittwoch zur Ruhe aufgerufen und gesagt, das Anzünden des Autos eines Nachbarn sei "kein Ausdruck von Meinungsfreiheit, sondern Rowdytum". Schweden sei "ein Land, das große Gruppen von Menschen aus anderen Staaten aufnimmt, und ich bin darauf stolz".

Die Polizei warnte zugleich vor einer Überdramatisierung. "Jeder Verletzte ist eine Tragödie, und jedes angezündete Auto ist ein Versagen der Gesellschaft. Aber Stockholm brennt nicht", sagte der Vizepolizeichef der Stadt, Ulf Johansson, am Donnerstag.

Polizei forderte Verstärkung

Angesichts der anhaltenden Krawalle in Stockholm fordert die Polizei der Hauptstadt Verstärkung aus anderen Landesteilen an. Das Ausmaß der Ausschreitungen in der fünften Krawall-Nacht war allerdings nach Polizeiangaben geringer als in den vergangenen Tagen. Dennoch werde auch wegen bevorstehender Großereignisse wie Fußballspiele und die Hochzeit von Prinzessin Madeleine am 8. Juni Verstärkung angefordert, sagte ein Polizeisprecher.

Ein Feuerwehrmann löscht einen brennenden Lieferwagen, der in Rauch gehüllt ist.

Firemen extinguish a burning car in the suburb of
Feuerwehrleute löschen mehrere ausgebrannte Autos mit Schaum.

SWEDEN YOUTH RIOT
Ein Auto steht in Flammen auf einer Straße.

SWEDEN RIOTS
Ein brennendes Auto wird von Feuerwehrleuten gelöscht, während ein Fotograf die Szene dokumentiert.

SWEDEN RIOTS
Mehrere ausgebrannte Autos stehen auf einer Straße, während ein Feuerwehrmann löscht.

SWEDEN YOUTH RIOT
Ein Junge steht vor einem ausgebrannten gelben Lieferwagen.

SWEDEN YOUTH RIOT
Ein Mann mit Mikrofon spricht vor Porträtgemälden.

PORTUGAL SWEDEN DIPLOMACY

Kommentare