Mit Nichtstun die Welt gerettet

Stanislaw Petrow, ehemaliger Ingenieur im Dienst der Sowjetarmee, sitzt am 15.02.2013 in einem Hotel in Dresden (Sachsen). Der frühere russische Oberstleutnant verhinderte am 25. September 1983 möglicherweise einen Atomkrieg der Supermächte und wird deswegen am Sonntag (17.02.2013) in der Semperoper mit dem Dresden-Preis geehrt. (zu dpa-Interview vom 16.02.2013) Foto: Oliver Killig/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Früherer Sowjet-Offizier verhinderte 1983 einen Dritten Weltkrieg. Nun wurde er in Dresden geehrt.

Möglicherweise stand die Welt am 25. September 1983 kurz vor dem Atomkrieg. Doch ein Offizier der Sowjetarmee behielt die Nerven, als ein feindlicher Angriff mit US-Atomraketen gemeldet wurde. Am Sonntag wurde Stanislaw Petrow dafür in der ostdeutschen Stadt Dresden geehrt.

"Sie sind ein Mensch und sie sind ein großer Mann", sagte der ZDF-Journalist und Moderator Claus Kleber in seiner Laudatio vor mehreren hundert Gästen. Petrow selbst gab sich bescheiden: "Es wurde viel berichtet über mein Heldentum, aber ich glaube, das ist ein wenig übertrieben", sagte der 73-Jährige laut Nachrichtenagentur dapd.

Mit Nichtstun die Welt gerettet
epa03588336 Former Soviet officer Stanislav Petrov holds the Dresden Prize at the Semper Opera, in Dresden, Germany, 17 February 2013. The prize presented by the organization Friends of Dresden is endowed with 25,000 euros. The 73-year-old former Russian soldier is credited with preventing a nuclear war on 26 September 1983. He judged an early warning system that erroneously detected a missile launch from the United States to be a false alarm and thereby is thought to have averted a nuclear holocaust. EPA/OLIVER KILLIG

Dritten Weltkrieg verhindert

Was war damals passiert? Vor 30 Jahren drückte der damals 44 Jahre alte Oberstleutnant der Sowjetarmee im Raketen-Frühwarnzentrum bei Moskau nicht den Alarmknopf, als ein Spionagesatellit über dem US-Staat Montana die Startblitze von fünf US-Atomraketen signalisierte. Petrow prüfte penibel und meldete dann seinem Generalstab Fehlalarm, obwohl zu diesem Zeitpunkt nicht feststeht, ob es sich um Irrtum oder Ernstfall handelte. "Ich wollte nicht schuld sein am Dritten Weltkrieg", begründete er später seine Entscheidung. "Ich habe nicht mit dem Kopf gedacht. Es war meine langjährige Erfahrung, die diese herbeiführte", sagte Petrow am Sonntag. Er habe auf sein Wissen und seine Intuition vertraut. Allerdings habe er sich gefühlt wie auf einer "heißen Ofenplatte", er sei sehr nervös gewesen.

Erst nach dem Fall der Mauer wird die Geschichte im Westen bekannt. Daraufhin folgen erste Ehrungen. Petrow erhält unter anderem in New York den "World Citizens Award". Am Sonntag nahm er in Dresden eine weitere Auszeichnung entgegen - den mit 25.000 Euro dotierten "Dresden-Preis". Er erinnert an das Schicksal der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Stadt. Den ersten Preis hatte 2010 der sowjetische Ex-Präsident Michail Gorbatschow erhalten - für sein Engagement um die atomare Abrüstung in den 80er Jahren.

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