Sri Lanka: Mindestens 177 Tote nach Monsun-Unwettern

Mehr als hundert Menschen werden weiter vermisst. Auch schwere Unwetter in Indien, Bangladesch und Brasilien.

Nach den schweren Monsun-Unwettern in Sri Lanka sind tausende Soldaten für Nothilfe-Einsätze mobilisiert worden. Das Militär nutzte am Montag nach eigenen Angaben eine Wetterberuhigung, um Bewohner aus überfluteten Gebieten zu retten und Hilfsgüter zu verteilen. Die Zahl der Todesopfer stieg auf mindestens 177. Mehr als hundert weitere Menschen wurden noch vermisst.

500.000 Menschen mussten Wohnungen verlassen

Sintflutartige Regenfälle hatten am Freitag im Westen und Süden Sri Lankas zahlreiche Erdrutsche und die schwersten Überschwemmungen seit 14 Jahren ausgelöst. Fast 500.000 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen, fast 2.000 Wohngebäude wurden beschädigt oder zerstört.

Sri Lanka: Mindestens 177 Tote nach Monsun-Unwettern
Sri Lankan residents walk through floodwaters in Dodangoda village in Kalutara on May 28, 2017. Emergency teams rushed to distribute aid on May 28 to half a million Sri Lankans displaced after the island's worst flooding in more than a decade claimed 126 lives and left scores more missing. / AFP PHOTO / Lakruwan WANNIARACHCHI

Das Militär konnte erst am Montag eine groß angelegte Rettungsaktion starten. Flugzeuge, Boote und Fahrzeuge wurden losgeschickt, um Lebensmittel auch in entlegene Dörfer zu liefern, Bewohner in Sicherheit zu bringen und die Toten zu bergen. 1.800 Soldaten und 1.100 Marinesoldaten waren im Einsatz. Der Zivilschutz mobilisierte rund 2.000 Einsatzkräfte, die Polizei schickte Elitekommandos zur Unterstützung. Ein Armeehubschrauber stürzte bei einem Einsatz in der Region Baddegama im Süden der Insel ab. Todesopfer gab es laut Polizei nicht.

Bis Montag erhöhte sich die offizielle Zahl der Todesopfer auf mindestens 177. In Sri Lankas Edelstein-Hauptstadt Ratnapura gruben Soldaten am Montag nach einem Erdrutsch die Leichen einer Frau und eines Kindes unter Tonnen vom Schlamm aus. Nach Angaben des Katastrophenschutzes wurden weiterhin 109 Menschen vermisst.

Bilder aus Sri Lanka

Das Wasser ging nach Angaben der Regierung allmählich zurück, aber vor allem tiefer liegende Gegenden waren noch stark überschwemmt. Die Schulen in den Überschwemmungsgebieten sollten die ganze Woche geschlossen bleiben, betroffen war auch die Hauptstadt Colombo.

Indien folgte am Wochenende einem Hilfsaufruf der Regierung von Sri Lanka und schickte zwei Schiffe mit Hilfsgütern zu dem Inselstaat. Ein drittes Schiff sollte im Laufe der Woche folgen. Die Vereinten Nationen kündigten an, Trinkwasser bereitzustellen.

Monsunperiode

Die Monsunperiode in dem südasiatischen Land ist für Landwirtschaft und Stromerzeugung lebenswichtig. Sie sorgt aber zugleich immer wieder für Tod und Zerstörung. Im Mai 2003 kamen bei vergleichbaren Unwettern 250 Menschen ums Leben, 10.000 Wohnungen wurden zerstört. Im Mai vorigen Jahres starben mehr als hundert Menschen durch Überschwemmungen.

Während sich das Wetter in Sri Lanka allmählich beruhigte, gaben die Behörden in Bangladesch und Teilen von Indien Unwetterwarnungen aus. Am Dienstag wurde in der Region mit dem Zyklon "Mora" gerechnet. In Bangladesch wurden Fischer aufgefordert, an Land zu bleiben. Den Bewohnern der südöstlichen Küstenregion Cox's Bazar wurde geraten, sich in höher gelegenen Gebieten in Sicherheit zu bringen.

Bei schweren Unwettern sind im Nordosten Indiens mindestens 29 Menschen ums Leben gekommen. Zwölf weitere wurden verletzt, wie die Behörden des Bundesstaates Bihar am Montag mitteilten. "24 Menschen wurden vom Blitz erschlagen, die anderen fünf starben durch Unfälle wie einstürzende Wände", sagte der Zivilschutzbeauftragte Anirudh Kumar.

Die Opfer seien vor allem Bauern und Obdachlose. Starker Stürme habe auch Schäden an Ernte und Gebäuden angerichtet. Die Unwetter kamen kurz vor der eigentlichen Monsunsaison. Im Nachbarland Bangladesch gaben die Behörden am Montag Zyklonwarnung. Fischer wurden aufgerufen, nicht auszulaufen. Nach den Prognosen sollte Zyklon Mora am Dienstag die Hafenstadt Chittagong erreichen.

Nach heftigen Niederschlägen und Überschwemmungen sind im Nordosten Brasiliens Hunderte Menschen ohne Obdach. Allein in der Provinzhauptstadt Maceio im Bundesstaat Alagoas verloren über 200 Familien ihr Hab und Gut, weitere 650 mussten ihre Häuser verlassen, wie das Nachrichtenportal "Globo" am Sonntag unter Berufung auf die Regionalregierung berichtete.

Am Samstag waren nach mehreren Erdrutschen vier Todesopfer gemeldet worden. Vier weitere Personen galten noch als vermisst. Die Region im verarmten brasilianischen Nordosten wurde seit Tagen von starken Regenfällen heimgesucht. Am Wochenende kam es dann zu Schlammlawinen in mehreren Ortschaften. Die Behörden riefen den Notstand aus.

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