Wettlauf mit dem Tod in Pamplona

Beim Lauf mit den Stieren gibt es immer wieder Verletzte.
Hunderttausende feiern ein blutiges Spektakel – die Stierhatz in Pamplona.

Die umstrittene Stierhatz zieht auch heuer wieder Hundertausende Menschen in die nordspanische Stadt Pamplona: Noch bis zum 14. Juli werden zu Ehren des Stadtpatrons San Fermin jeden Morgen sechs so genannte Kampfstiere durch die engen Altstadtgassen in die Arena gejagt, wo sie abends von Toreros getötet werden. Hunderte Männer, die "mozos", rennen mit – der "encierro", der lebensgefährliche Lauf mit den Stieren, wird als Tapferkeitsbeweis gesehen. Viele Läufer trinken sich mit Sangria und Wein Mut für den 825 Meter langen Parcours an, der nur wenige Minuten dauert.

Wie jedes Jahr gibt es auch heuer wieder mehrere Verletzte. Zwei US-Touristen und ein Brite wurden schwer verletzt, viele weitere "mozos" erlitten leichte Verletzungen. Seit 1911 kamen bei dem Rennen 15 Menschen ums Leben. Zuletzt erlitt ein 27-jähriger Spanier vor sechs Jahren tödliche Verletzungen, als ein Stier ihm die Hörner in Nacken, Herz und Lunge rammte.

Elektroschocks für die Stiere

Das Leid der Tiere geht in dem Spektakel, das von Hunderttausenden Pamplona-Besuchern verfolgt wird, meist unter. Durch Stockschläge und Elektroschocks werden die an sich friedfertigen Stiere vor dem Rennen gequält, damit sie aggressiv werden. Ihnen wird die Nackenmuskulatur durchtrennt, weil die rund 600 Kilogramm schweren Tiere sonst viel zu gefährlich für die Menschen wären. Damit sie schlechter sehen, wird den Stieren Vaseline in die Augen gerieben.

Der Weg in die Arena ist für die Tiere, die bis zur Hatz fünf Jahre lang friedlich auf Weiden grasen durften, von Panik und Schmerzen geprägt. In den engen Altstadtgassen verletzten sie sich oft schwer, weil sie gegen die Wände krachen.

Abends peinigen so genannte "picadores" auf Pferden die Stiere, indem sie ihnen Speere in den Rücken rammen. Schwer verletzt werden die Bullen dann in die Arena getrieben, wo sie unter dem Gejubel der Zuschauer von Toreros zu Tode gequält werden. Tierschutzgruppen protestierten auch dieses Jahr vergebens gegen die Veranstaltung, die inzwischen auch in Spanien äußerst umstritten ist.

Doch für die Stadt Pamplona sind die "Sanfermines" ein Millionengeschäft. Im vergangenen Jahr besuchten fast 1,3 Millionen Menschen das Festival, mehr als die Hälfte davon aus dem Ausland – und rund ein Viertel der ausländischen Touristen kamen aus den Vereinigten Staaten. Bei US-Amerikanern ist das blutige Spektakel, zu dessen Berühmtheit Ernest Hemingway mit seinem Roman "Fiesta" (1926) beigetragen hatte, sehr populär.

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