Spanien: Eltern im Hausübungs-Streik
Weil es in Spanien offensichtlich immer mehr Hausaufgaben gibt, gehen viele Eltern nun auf die Barrikaden. Nach einem Aufruf des Dachverbandes der Familien mit Kindern an öffentlichen Schulen (CEAPA), der mehr als 12.000 Elternvereine vertritt, sollen sich die Schüler nun zunächst an allen Wochenenden im November weigern, Hausübungen zu machen. Ziel der Kampagne sei die gänzliche Abschaffung der Hausaufgaben, sagt Verbandschef Jose Luis Pazos.
Bei einer Umfrage des Verbandes unter 1748 Eltern meinte rund die Hälfte, dass die Hausaufgaben das Familienleben in Mitleidenschaft ziehen. "Der Eindruck ist, dass die Aufgaben mehr und mehr werden", klagt Pazos. Sie würden zum Teil sogar über die Sommerferien aufgegeben. Eva Bailen, Mutter von drei Kindern, sagt: "Sogar Drei- oder Vierjährige im Vorschulalter bekommen bereits Hausaufgaben. Ein Unding!"
6,5 Stunden
Die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) empfiehlt vier Stunden Hausaufgaben in der Woche. Laut einer Studie benötigen 15-Jährige in OECD-Staaten für die Hausarbeiten in der Woche im Schnitt 4,8 Stunden. In Spanien sind es 6,5 Stunden. Laut CEAPA müssen spanische Kinder allerdings oft mehr als zehn Stunden wöchentlich zu Hause lernen. Bei Evas Sohn Diego waren es sogar drei Stunden pro Tag. Viele Kinder hätten kaum Zeit zum Spielen. Somit werde in Spanien Artikel 31 der UN-Kinderrechts-Konvention verletzt, wonach Kinder Recht auf Ruhe, Freizeit und Spiel haben, kritisiert der Verband.
Die Hausaufgaben-Gegner ärgern sich unter anderem über sinnlose Abschreib-Aufgaben. Doch es gibt auch Gegner des Streiks. Der katholische Elternverband Conapa etwa findet, Kinder müssten ihren schulischen Pflichten nachkommen.
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