Skandalbischof reist zum Papst nach Rom

Franz-Peter Tebartz-van Elst ist zu Gesprächen im Vatikan - es geht um seinen Luxus-Bau.

Der umstrittene Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst des Bistums Limburg ist nun doch nach Rom gereist: Er halte sich zu Gesprächen im Vatikan auf, sagte der Sprecher des deutschen Bistums, Martin Wind, am Sonntag. Tebartz-van Elst steht wegen der Affäre um die Kostenexplosion beim Bau seiner Limburger Residenz enorm unter Druck.

Bereits am Samstag hatte das Bistum angekündigt, Tebartz-van Elst werde noch "im Laufe der Woche" nach Rom fliegen. Der genaue Zeitpunkt war aber zunächst offen geblieben. Weitere Details zu den Gesprächen im Vatikan nannte der Bistumssprecher am Sonntag nicht.

Bischof Tebartz-van Elst steht in der Kritik, weil die Kosten für den Bau des Bischofssitzes in Limburg auf mindestens 31 Millionen Euro angestiegen sind. Neuesten Presseberichten zufolge könnte die Summe wegen weiterer Folgekosten sogar auf bis zu 40 Millionen Euro steigen. Ursprünglich waren 5,5 Millionen Euro veranschlagt. In der katholischen Kirche mehren sich die Rücktrittsforderungen. Tebartz-van Elst hatte angekündigt, er werde die Entscheidung über sein Amt in die Hände von Papst Franziskus legen.

Gläubige leidern unter Situation

"Der Bischof ist betroffen über die Eskalation der aktuellen Diskussion. Er sieht und bedauert, dass viele Gläubige im Bistum und darüber hinaus unter der gegenwärtigen Situation leiden", hieß es in einem Schreiben des Bistums vom Samstag. Es sei für Tebartz-van Elst selbstverständlich, "dass die Entscheidung über seinen bischöflichen Dienst in Limburg in den Händen des Heiligen Vaters liegt, von dem er in die Diözese gesandt wurde". Ein Bistumssprecher betonte am Abend, dies sei kein Angebot zum Rücktritt, sondern eine "neutrale Aussage".

Der Bischof wolle im Vatikan die Situation im Bistum darstellen. "Daraus wird eine Entscheidung entstehen", betonte der Sprecher. Ein Bischof der römisch-katholischen Kirche kann nicht selbst zurücktreten, laut Kirchenrecht dem Papst aber seinen Amtsverzicht anbieten. Tebartz-van Elst wird Verschwendung vorgeworfen, zudem hat die Hamburger Staatsanwaltschaft einen Strafbefehl wegen falscher Versicherung an Eides Statt beantragt.

Skandalbischof reist zum Papst nach Rom
epa03904503 An aerial view showing the new building of the residence (L) of bishop Franz-Peter Tebartz-van Elst situated directly in front of the Limburg Cathedral in Limburg, Germany, 09 October 2013. A German bishop at the centre of a scandal surrounding the building of a new multi-million euro church residence was accused by prosecutors 10 October 2013 of lying under oath. Bishop Franz-Peter Tebartz-van Elst of Limburg in the West German state of Hesse state is accused by Hamburg prosecutors of making false statements in a court case concerning a first-class flight he took to India. Prosecutors claim the 53-year-old bishop made false statements twice under oath during court action against the news weekly Der Spiegel when he denied having told the magazine that he flew only business class. If found guilty, he could face a fine. The bishop is already under pressure to resign from priests and diocese bodies following revelations about the dramatic escalation in costs to more than 31 million euros (42 million dollars) for building the new bishop's residence. The residence, which is next to the Limburg Cathedral, had been projected to cost 5.5 million euros when construction began in 2010. EPA/THOMAS FREY

Mit der Rom-Reise bereits am Samstag wolle der Limburger Bischof dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, zuvorkommen, hieß es in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Zollitsch reist an diesem Montag nach Rom, wo er im Vatikan zunächst Gespräche mit der Kurie führen will. Voraussichtlich am Donnerstag spricht Zollitsch dann mit Papst Franziskus über die Situation im Bistum Limburg.

Unterdessen berichtet die Welt am Sonntag, die Umbauten am Limburger Bischofssitz würden noch einmal deutlich teurer - die Gesamtkosten könnten auf bis zu 40 Millionen Euro steigen. Die Limburger Stadtverwaltung rechne zusätzlich zu den veranschlagten 31 Millionen Euro für den Bischofssitz mit Folgekosten in Millionenhöhe, wegen Schäden in der direkten Umgebung der Residenz, die durch die Baumaßnahmen entstanden sind. Bistumssprecher Martin Wind bestätigte der Zeitung, dass solche Kosten auf den Bischöflichen Stuhl zukommen. "Diese Rechnungen werden dann selbstverständlich beglichen."

Baukosten verschleiert

Konkret handelt es sich laut Welt am Sonntag um erhebliche Straßenschäden sowie Beschädigungen an Häuserfassaden auf der Zufahrt zum Domberg. Zudem prüfe das Limburger Bauamt derzeit, wie sehr die unter den Zufahrten liegende Kanalisation, Gasleitungen und Kabel in Mitleidenschaft gezogen wurden. Der Bistumssprecher machte zur Höhe der Gesamtkosten keine Angaben und verwies auf die Prüfung des Bauamts. Nach Berichten der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung ließ der Bischof gezielt Baukosten verschleiern

Marius Hahn, Mitglied der Limburger Diözesanversammlung und des Bezirkssynodalrats, rechnet mit drastischen Kostensteigerungen. "Ich gehe von umfangreichen Schäden aus, die totgeschwiegen werden. Es herrscht keine Offenheit. Ich gehe davon aus, dass das Gesamtprojekt am Ende 40 Millionen Euro verschlungen hat", sagte Hahn der Zeitung. Pfarrer i.R. Hubertus Janssen, früher Sprecher der katholischen Basisbewegung "Wir sind Kirche", sagte: "Aufgrund der gemachten Erfahrungen sagt mir nicht nur mein Bauchgefühl, dass sich die Gesamtkosten am Ende auf 40 Millionen Euro belaufen werden. Und dann flippt die Bevölkerung aus."

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