Alice Schwarzer outet sich als Steuersünderin

Alice Schwarzer outet sich als Steuersünderin
Die Emma-Herausgeberin hat jahrelang Geld in der Schweiz gebunkert - zu "ihrer Beruhigung".

Ja, ich hatte ein Konto in der Schweiz.“ Damit bestätigt Alice Schwarzer auf ihrer Website, was der Spiegel zuvor veröffentlicht hatte: Die Vorzeige-Feministin hat Selbstanzeige wegen Steuerbetrugs erstattet. Seit den 1980er Jahren hat sie ein Konto in der Schweiz gehabt, und „erst im vergangenen Jahr habe ich es bei meinem Finanzamt angezeigt", so die deutsche Feministin. "Ich habe die Steuer für die Zinsen nachgezahlt und das Konto aufgelöst. Das Konto war ein Fehler. Den bedauere ich von ganzem Herzen“, schreibt die Herausgeberin der Frauenzeitschrift Emma.

Insgesamt 200.000 Euro habe sie deshalb nachgezahlt: "Inzwischen ist alles legal. Ich gehöre nicht zu den tausenden, die Schwarzgeld in der Schweiz haben, das bis heute nicht versteuert ist. Meine Steuern sind gezahlt. Also gilt für mich das Recht auf Privatsphäre und das Steuergeheimnis." Einer Strafverfolgung, so wie sie Bayer-Präsident Uli Hoeneß derzeit erlebt, entgeht Schwarzer damit. Hoeneß wird in sieben Fällen angeklagt, Steuern hinterzogen zu haben – der Prozess beginnt am 10. März in München.

Kritik an der "Denunzierung"

Die streitbare Feministin geht mit dem Spiegel, der die Causa öffentlich gemacht hat, hart ins Gericht: "Der Fall ist damit auch aus Sicht der Steuerbehörde bereinigt. Mit welchem Recht also jetzt diese Denunzierung?", schreibt sie. Mehrere Medien wären infomiert gewesen, die meisten - bis auf den Spiegel - hätten sich entschlossen, von einer Veröffentlichung Abstand zu nehmen.

Sie vermutet gar böse Absicht hinter der Veröffentlichung: "Rufschädigung? Klar. Zu viele haben in meinem Fall ein Interesse daran", schreibt sie. Es sei kein Zufall, dass die Steuersache jetzt publik werde - zu einem Zeitpunkt, in dem sie "mitten in der von EMMA angezettelten Kampagne gegen Prostitution, wo es um Milliarden-Profite geht", stecke.

Vor kurzem war auch publik geworden, dass der ehemalige Herausgeber der Zeit, Theo Sommer, wegen einer Steuerangelegenheit zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde. Er wie auch Hoeneß‘ und Schwarzer äußerten sich immer wieder kritisch zum deutschen Steuersystem: Schwarzer etwa hatte oftmals beklagt, dass das Ehegattensplitting Frauen in die Unselbständigkeit dränge und den Staat Geld koste.

"Es war zu meiner Beruhigung"

Schwarzer erklärt weiter, warum sie sich überhaupt zur Eröffnung eines Schweizer Kontos entschlossen habe: "Ich habe in Deutschland versteuerte Einnahmen darauf eingezahlt in einer Zeit, in der die Hatz gegen mich solche Ausmaße annahm, dass ich ernsthaft dachte: Vielleicht muss ich ins Ausland gehen. So denke ich schon länger nicht mehr. Mein Konto hat sich in diesen Jahrzehnten durch Zinsen und Zinseszinsen vervielfacht, denn in all der Zeit habe ich nie einen Cent von dem Konto abgehoben. Es war einfach da. Zu meiner Beruhigung."

Schwarzers Lebensweg in Bildern

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