Schwerer Vorwürfe gegen Kapitän Schettino

Francesco Schettino
Der Kapitän des auf Grund gelaufenen Schiffes sei nicht sich selbst überlassen worden, so der Krisenmamager.

Beim Prozess gegen den Kapitän der Costa Concordia, Francesco Schettino, in Grosseto ist am Montag der Krisenmanager der Reederei Costa Crociere, Roberto Ferrarini, als Zeuge befragt worden. Ferrarini erhob schwere Vorwürfe gegen den Kapitän, der ins Gericht in Grosseto gekommen war.

Ferrarini gilt als Schlüsselfigur bei dem Telefonat zwischen Schettino und dem Management der Kreuzfahrtgesellschaft kurz nach der Havarie der Costa Concordia am 13. Jänner 2012. Er war als Mitangeklagter in einem parallel laufenden Verfahren zum Prozess gegen Schettino zu zwei Jahren und zehn Monaten wegen fahrlässiger Tötung verurteilt worden.

"Ich habe Schettino nicht allein die Verantwortung im Umgang mit dem Notstand nach der Costa Concordia-Havarie gelassen, doch ich habe ihm die Autonomie gegeben, die notwendigen Beschlüsse zu fassen, wie es einem Schiffskapitän zusteht.

Es ist paradox, dass er jetzt behauptet, die Reederei habe ihn sich selbst überlassen

, berichtete Ferrarini. Vor dem Gericht wurden Telefongespräche zwischen dem Krisenmanager und dem Kapitän vorgespielt.

Die Behauptungen des Krisenmanagers wurden von Schettinos Anwalt Domenico Pepe bestritten. "Bei der Havarie hätte Ferrarini eine Menge von Dingen unternehmen können und nicht den Kapitän allein die Verantwortung überlassen sollen. Er hätte zum Beispiel den Zivilschutz alarmieren können, da sich 4.300 Personen an Bord des Schiffes befanden. Die Kriseneinheit hätte sofort eingreifen sollen, was sie nicht gemacht hat. Die Kriseneinheit hat in jener Nacht nicht funktioniert", so der Anwalt.

Kapitän Schettino wurde von der Costa Crociere entlassen. Keine Strafmaßnahmen ergriff die Kreuzfahrtgesellschaft gegen die fünf mitangeklagten Offiziere, die im Juli zu Haftstrafen zwischen 18 und 34 Monaten verurteilt wurden.

Die "Costa Concordia" war bei einem riskanten "Grußmanöver" vor der toskanischen Insel Giglio auf Grund gelaufen und gekentert. 32 Menschen starben. An Bord befanden sich 77 Österreicher, die sich alle retten konnten. Das seitlich gekippte Schiff wurde aufgerichtet und soll im Juni von der Insel Giglio weggeschleppt werden. Das Hauptverfahren gegen Schettino läuft seit dem vergangenen September.

Schettino hatte den havarierten Kreuzer verlassen und war trotz mehrfacher Aufforderung der Hafenbehörden nicht an Bord zurückgekehrt, obwohl die meisten der 4.229 Passagiere noch nicht in Sicherheit waren. Nach Ansicht der Ermittler hätten alle Schiffsinsassen das Unglück mit einem besseren Krisenmanagement überleben können.

Das Wrack der havarierten "Costa Concordia" vor der italienischen Insel Giglio soll nicht wie geplant im Juni, sondern erst im September abgeschleppt werden. Das hat der Bürgermeister der Insel Giglio, Sergio Ortelli, verlangt. Er will Probleme für den Tourismus in der Sommersaison vermeiden.

Die Verbringung des Wracks im Juni würde Touristen von der Insel fernhalten, was negative Auswirkungen auf den Fremdenverkehr - die wichtigste Einnahmequelle für Giglio - hätte, so Ortelli. "Wir wissen noch nicht, wie lange und wie komplex die Abschleppung sein wird, wir können die touristische Saison nicht auf Spiel setzen", betonte der Bürgermeister nach Angaben italienischer Medien vom Montag.

Anderer Meinung ist der italienische Zivilschutzchef Franco Gabrielli. Der Zeitplan für die Abschleppung der "Costa Concordia" sei unter Einbindung der Behörden in Giglio bereits vor Monaten vereinbart worden.

Umweltstandards

Demnächst soll bekannt gegeben werden, in welchem Hafen das Schiff abgewrackt wird. Die italienische Regierung möchte, dass die "Costa Concordia" in einem italienischen Hafen zerlegt wird. Die Entsorgung soll den modernsten Umweltstandards entsprechen. Die Kosten für die Bergung liegen mittlerweile bei mehr als 600 Millionen Euro und steigen weiter an.

Das Kreuzfahrtschiff war am späten Abend des 13. Jänner 2012 vor der Toskana-Insel Giglio auf einen Felsen gefahren und teilweise gekentert. 32 der mehr als 4.200 Menschen an Bord starben bei dem Unglück. An Bord befanden sich auch 77 Österreicher.

Video: So könnte die Costa abgeschleppt werden

Kommentare