Brennende Autos in Malmö

In der vierten Unruhenacht haben sich die Krawalle weiter ausgebreitet. In Stockholm wurde eine Polizeistation in Brand gesetzt.

Schweden hat seit Wochenbeginn mit sozialen Unruhen zu kämpfen - für das skandinavische Land ziemlich ungewöhnlich: Die Krawalle in der schwedischen Hauptstadt Stockholm haben sich in der vierten Nacht außerdem auf die Hafenstadt Malmö im Süden ausgeweitet. Die schwedische Nachrichtenagentur TT berichtete in der Nacht auf Donnerstag über mindestens drei brennende Autos in der drittgrößten Stadt des Landes. Im Süden Stockholms weiteten sich die Krawalle unterdessen über die Stadtgrenze hinweg aus.

Schwedens Justizministerin Beatrice Ask kündigte an, Gewalt und Vandalismus in den Vororten zu bekämpfen. Angriffe auf Polizisten oder Rettungskräfte seien „inakzeptabel“, sagte sie.

Ausschreitungen in Stockholm

Auch in Stockholm selbst gab es in der Nacht auf Donnerstag in mehreren Vororten und Außenbezirken erneut Ausschreitungen und Zusammenstöße zwischen Jugendlichen und der Polizei. TT berichtete unter anderem von weiteren angezündeten Autos, Steinwürfen, sowie von Einsatz grüner Laser gegen die einschreitende Polizei.

Mindestens ein Polizist wurde in Stockholm verletzt, fünf Unruhestifter festgenommen. Berichte über Krawalle kamen aus den Bezirken Husby, Fittja, Hagsätra, Hjulsta, Södertörn und Jordbro. In Rågsved zündeten Unruhestifter laut TT eine Polizeiwachstube an. Der Brand konnte jedoch von einer Patrouille rasch gelöscht werden.

Wegen der Krawalle schränkten die Verkehrsbetriebe den Autobus-und U-Bahnverkehr im Süden Stockholms ein. Der Nachtverkehr auf der grünen U-Bahnlinie wurde abschnittsweise eingestellt. Im überwiegend von Immigranten bewohnten Vorort Fittja wurden wegen der Krawalle mehrere Haltestellen nicht bedient.

Polizeieinsatz als Auslöser

In Husby, einem Vorort im Norden Stockholms, waren am vergangenen Sonntag erstmals Unruhen aufgekeimt und seither in jeder Nacht fortgesetzt worden. Hintergrund soll der Tod eines 69-Jährigen sein, den die Polizei - nach offiziellen Angaben in Selbstverteidigung - erschossen hatte. Nach der Schießerei gingen in Husby Fahrzeuge in Flammen auf, Jugendliche bewarfen Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr mit Steinen. Ähnliche Szenen ereigneten sich wenig später in Fittja südlich von Stockholm sowie in anderen Vororten.

Verunsicherung

Brennende Autos und soziale Unruhen sind für Schweden ungewöhnlich, das Land ist eigentlich für soziale Gerechtigkeit und Offenheit gegenüber Einwanderern bekannt. Die Krawalle haben eine Diskussion über den Abbau des Sozialsystems und die Einwanderungspolitik ausgelöst.

Schweden reduziert seit den 1990er-Jahren die staatlichen Wohlfahrtsleistungen. Dadurch nimmt die soziale Ungleichheit so stark zu wie in keinem anderen OECD-Land. Eine Rolle bei den Unruhen spielt auch die Benachteiligung von Migranten und Schweden mit Migrationshintergrund. Etwa 15 Prozent der schwedischen Bevölkerung wurde im Ausland geboren, der höchste Anteil in einem nordischen Staat. Die Meisten davon stammen aus Nachbarstaaten, in den Vororten von Stockholm gibt es aber auch viele Einwanderer aus Krisenstaaten wie dem Irak und Somalia. Diese sind stark betroffen von Arbeitslosigkeit und Armut.

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Firemen extinguish a burning car in the suburb of
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