Einfrieren von Eizellen auf Firmenkosten

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Facebook und Apple zahlen ihren Mitarbeiterinnen das Einfrieren der Eizellen.

Viele sind empört und finden, dass damit junge Frauen nur noch mehr unter Druck kommen werden. Sowohl Facebook als auch Apple bieten ihren Mitarbeiterinnen an, ihre Eizellen einfrieren zu lassen, um der Karriere mehr Zeit zu geben und den Nachwuchs auf einen späteren Lebensabschnitt zu verschieben. Die Kosten von bis zu 20.000 US-Dollar (15.800 Euro) tragen dabei die Unternehmen. Am Mittwoch versuchten die IT-Riesen die Aufregung einzudämmen. Sie seien sehr familienfreundlich, junge Mütter bekommen einen vier Monate langen Mutterschaftsurlaub in den USA. Und 4000 Dollar.

Facebook bietet das Programm bereits seit Jänner 2014 an, Apple wird 2015 damit beginnen. Die beiden Unternehmen wollen ihren Frauenanteil von nur 30 Prozent erhöhen und attraktiver werden. In Amerika warten 20 Prozent der Frauen mit dem Kinderkriegen, bis sie 35 Jahre alt sind. Und dann tickt die biologische Uhr.

Durch das Einfrieren haben Frauen die Möglichkeit, gesunde Zellen in jungem Alter zu konservieren und sich später künstlich befruchten zu lassen.

Facebook und Apple liegen im Trend. In den USA träumen viele vom durchdesignten Leben – sie wollen zuerst Karriere machen und erst dann Kinder bekommen.

Bei der Kryokonservierung, auch Social Freezing genannt, werden Eizellen bei minus 196 Grad eingefroren. In Österreich ist das Einfrieren von unbefruchteten Eizellen ohne medizinische Indikation nicht erlaubt. Die Frau muss unter einer Erkrankung leiden, die ihre Fruchtbarkeit beeinträchtigt – etwa Endometriose, eine hormonelle Auffälligkeit, oder hat Krebs und braucht eine Chemotherapie.

In München wirbt ein Fertilitätszentrum mit dem Einfrieren: "Bestimmen Sie Ihren Kinderwunsch von nun an selbst." Die tiefgekühlten Zellen halten zehn Jahre. Für eine künstliche Befruchtung müssten mindestens 20 kerngesunde Eizellen auf Eis gelegt werden, um später gute Chancen auf eine Schwangerschaft zu haben. Auf eine so hohe Zahl kommen Frauen innerhalb eines Behandlungszyklus (Kosten rund 3000 Euro) nur, wenn sie sehr jung sind oder mit Hormonen behandelt werden.

Zuerst hat die Ausbildung so lange gedauert, dann will man die Karriere nicht gleich aufgeben und schließlich muss noch der richtige Partner gefunden werden – Frauen verschieben ihren Kinderwunsch inzwischen so weit nach hinten, dass sie befürchten müssen, ihr Körper könnte nicht mehr mitmachen. Denn ab 35 Jahren nimmt die Qualität der Eizellen und damit die Fruchtbarkeit rapide ab, mitunter kann der Kinderwunsch nicht mehr erfüllt werden.

Eine Möglichkeit, die Fruchtbarkeit zu konservieren, wäre daher die ideale Lösung: Ein Trend aus den USA findet nun auch hierzulande immer mehr Nachfrage. Bei der Kryokonservierung, auch Social Freezing genannt, werden Eizellen bei minus 196 Grad eingefroren und erst dann befruchtet und der Frau wieder eingesetzt, wenn die Bedingungen für sie passen. Klingt praktisch, hat aber viele Haken.

Allem voran ist das Einfrieren von unbefruchteten Eizellen in Österreich rechtlich nicht ohne medizinische Indikation erlaubt. Heißt: Es darf nur gemacht werden, wenn die Frau unter einer Erkrankung leidet, die ihre Fruchtbarkeit beeinträchtigt – etwa Endometriose, eine hormonelle Auffälligkeit oder gar eine Krebserkrankung, die eine Chemotherapie nötig macht.

Ab 40 sinnlos

Fertilitätszentren bekommen jedoch immer häufiger Anfragen für Social Freezing – und müssen Interessentinnen an Partner-Institute im Ausland verweisen, wo diese Praxis erlaubt ist.

Und selbst da ist sie nicht unbegrenzt einsetzbar, wie Christine Loimer von der Kinderwunschklinik Dr. Loimer erklärt: "Ab einem Alter von 40 Jahren ist die Kryokonservierung sinnlos, weil die Qualität der Eizellen schon so abgenommen hat." Die Methode sei realistisch gesehen am ehesten für die Gruppe der 30- bis 35-Jährigen geeignet, die mit dem Nachwuchs warten wollen.

Keine Baby-Garantie

Es sei außerdem blauäugig zu glauben, man hätte mit den eingefrorenen Eizellen eine Garantie auf eine späte Schwangerschaft, erklärt Univ.-Prof. Andreas Obruca vom Goldenen Kreuz. Er rechnet vor: Durchschnittlich werden bei einer Kryokonservierung in der Regel etwa zehn Eizellen entnommen und eingefroren.

Nach dem Auftauen überleben unabhängig von der Dauer des Einfrierens etwa acht Eizellen. Etwa die Hälfte lässt sich erfolgreich befruchten und wiederum die Hälfte überlebt die ersten fünf Tage. Damit bleiben durchschnittlich zwei überlebensfähige Eizellen zum Einsetzen.

Und das ist noch lange keine Garantie dafür, dass die künstliche Befruchtung dann auch erfolgreich verläuft. Für Gesamtkosten von etwa 3000 Euro also eine kostspielige Baby-Versicherung mit hohem Risikofaktor. Obruca: "Die Frauen haben eine große Erwartungshaltung, dass der Kinderwunsch mit der Kryokonservierung später erfüllt werden kann – wenn das dann nicht klappt, ist die Enttäuschung sehr groß." Eine Garantie könne niemand geben, der seriös arbeitet. Denn der Erfolg einer Schwangerschaft hängt nicht nur von der Qualität der Eizellen ab, sondern auch vom Alter der Mutter, ihrem Lebensstil und vielen Umweltfaktoren.

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