"Schlimmste Korallenbleiche der Geschichte"

Meeresbiologen berichten vom "traurigsten Forschungstrip" ihres Lebens.
Das größte Korallenriff der Welt ist in einem besorgniserregenden Zustand.

Am größten Korallenriff der Welt in Australien droht eine beispiellose Umweltkatastrophe. Wissenschaftler haben dort schockiert die „schlimmste Korallenbleiche der Geschichte“ dokumentiert. „Wir haben 4000 Kilometer in den unberührtesten Regionen des Great Barrier Reefs überflogen und nur vier Riffe gesehen, die keine Korallenbleiche aufwiesen“, berichtete Meeresbiologe Terry Hughes. Er leitet das Korallenprogramm des staatlichen Forschungsrats. „Dies war der traurigste Forschungstrip meines Lebens.“

"Schlimmste Korallenbleiche der Geschichte"
This undated handout photo received on March 1, 2016, shows Lyle Vail, director of the Lizard Island Research Station, examining coral bleaching at Lizard Island off the Australian state of Queensland. Scientists on March 1, 2016 warned coral bleaching was occurring on the Great Barrier Reef as sea temperatures warm, and it could rapidly accelerate unless cooler conditions blow in over the next few weeks. AFP PHOTO / WWF AUSTRALIA ----EDITORS NOTE ----RESTRICTED TO EDITORIAL USE MANDATORY CREDIT " AFP PHOTO / WWF AUSTRALIA " NO MARKETING NO ADVERTISING CAMPAIGNS - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS - NO ARCHIVES
Die Wissenschaftler nahmen mehr als 500 einzelne Riffe zwischen Cairns in Nordaustralien und Papua-Neuguinea aus der Luft in Augenschein. Auch die widerstandsfähigsten Korallen seien betroffen gewesen. Die Schäden seien deutlich größer als bei den Korallenbleichen 2002 oder 1998, sagte Hughes. „Sehr besorgniserregend ist, dass wir das südliche Ende der Korallenbleiche bislang nicht entdeckt haben.“

Ursache dürfte das Klimaphänomen El Niño sein, bei dem alle paar Jahre die Wassertemperatur im Pazifik steigt. Korallen sind Lebewesen, die in Symbiose mit Algen leben. Die Algen versorgen sie mit Nährstoffen und sorgen für die schillernden Farben. Bei hohen Temperaturen stoßen die Algen aber Gifte aus und werden abgestoßen. Die Korallen verlieren erst ihre Farbe („Korallenbleiche“) und sterben dann ab, wenn sich keine neuen Algen ansiedeln.

33 Grad Wassertemperatur

"Schlimmste Korallenbleiche der Geschichte"
An undated handout photo obtained from the XL Catlin Seaview Survey on March 21, 2016 shows a reef affected by bleaching off Lizard Island in the Great Barrier Reef. Environmental groups March 21 urged greater action on climate change after the government declared the highest alert level over an epidemic of coral bleaching in the pristine northern reaches of Australia's Great Barrier Reef. / AFP PHOTO / XL Catlin Seaview Survey / Handout / RESTRICTED TO EDITORIAL USE - MANDATORY CREDIT "AFP PHOTO / XL Catlin Seaview Survey" - NO MARKETING NO ADVERTISING CAMPAIGNS - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS == NO ARCHIVE
Die für das Riff zuständige Meeresparkbehörde (GBRMPA) hatte erst vergangene Woche ein alarmierendes Korallensterben festgestellt. In der Region bei Cape York im Norden Australiens seien schon die Hälfte aller Korallen abgestorben, teilte sie mit. Die Wassertemperaturen lagen nach Angaben des unabhängigen Klimarats vor der Nordküste von Queensland in den vergangenen Monaten teilweise bei 33 Grad.

Weltnaturerbe in Gefahr

"Schlimmste Korallenbleiche der Geschichte"
This undated handout photo received on March 1, 2016, shows coral bleaching at Lizard Island off the Australian state of Queensland. Scientists on March 1, 2016 warned coral bleaching was occurring on the Great Barrier Reef as sea temperatures warm, and it could rapidly accelerate unless cooler conditions blow in over the next few weeks. AFP PHOTO / WWF AUSTRALIA ----EDITORS NOTE ----RESTRICTED TO EDITORIAL USE MANDATORY CREDIT " AFP PHOTO / WWF AUSTRALIA " NO MARKETING NO ADVERTISING CAMPAIGNS - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS - NO ARCHIVES
Das Great Barrier Reef ist auch durch andere Umwelteinflüsse gefährdet. Dazu gehören die Schifffahrt und der Hafenausbau an der australischen Küste, aber auch die korallenfressenden Seesterne, die Dornenkronen. Sie wiederum vermehren sich nach Vermutungen auch durch das nährstoffreiche Abwasser von Farmen in Küstennähe. Das Welterbe-Komitee der UN-Kulturorganisation Unesco hatte bereits gedroht, das Riff von der Liste der Weltnaturerbe zu streichen. Australien konnte das im vergangenen Jahr mit Versprechungen umfangreicher Schutzmaßnahmen vorerst abwenden.

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