Schildbürgerstreich: Durch das Fenster zum Zug

An einem deutschen Bahnhof lassen sich nach der Erhöhung des Bahnsteiges die Türen zu den Gleisen nicht mehr öffnen.

Es sieht aus wie ein Schildbürgerstreich: Die Deutsche Bahn hat in diesem Jahr am Bahnhof im niedersächsischen Bad Bentheim die Bahnsteige neu gepflastert und um gut 40 Zentimeter erhöht: Barrierefrei sollten sie werden. Nach der Erhöhung lassen sich nun jedoch die Bahnhofstüren zu den Gleisen nicht mehr öffnen. Wer zum Zug will, muss außen um das Gebäude laufen - oder durch ein geöffnetes Fenster steigen.

"Es ist leider nicht zu ändern", sagte Bürgermeister Volker Pannen am Dienstag. So richtig barrierefrei werde der Bahnhof des Kurortes im Emsland an der Grenze zu den Niederlanden wahrscheinlich erst Ende 2017.

Der Grund für diesen von Amts wegen ausgelösten "Hürdenlauf" ist - wie könnte es anders sein - ein Zuständigkeitsproblem, wie der NDR berichtet: Für den barrierefreien Ausbau der Bahnsteige ist die Deutsche Bahn zuständig, für den des Bahnhofsgebäudes jedoch eigentlich die Stadt - die den Bahnhof jedoch an die Bentheimer Eisenbahn AG verkaufen will und deshalb nicht mehr selbst umbaut.

Natürlich sei es grotesk, wenn Zugreisende durch die Fenster auf den Bahnsteig klettern, so der Erste Stadtrat Heinz-Gerd Jürriens gegenüber NDR. Bis auf Weiteres ist aber nicht geplant, die Türen des historischen Gebäudes wieder zu nutzen. Die Bentheimer Eisenbahn AG soll das Bahnhofsgebäude und den Vorplatz komplett von der Stadt übernehmen. Das wurde im vergangenen Jahr beschlossen. Erst dann könnte der Bahnhof von dieser Barriere wirklich befreit werden. Nach dem Kauf soll das Gebäude barrierefrei umgebaut werden und damit auch der Bahnsteig wieder - ganz normal - über Türen erreichbar sein.

Stadt wartet auf Fördergelder

Weil die Stadt aber auf Fördergelder in Höhe von 1,1 Millionen Euro wartet, könne nicht zuvor mit den Umbauten des Gebäudes begonnen werden. Erst müsse noch der Vertrag mit der Bentheimer Eisenbahn geschlossen werden, die das Bahnhofsgebäude der Stadt abkaufen und die Umbauarbeiten übernehmen wird. "Wer da zu früh beginnt, verliert den Anspruch auf die Förderung", betont Pannen gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung.

Die Folge: Noch bis Ende 2017 müssen die Passagiere durch das Fenster klettern.

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