Kreml-Kritiker fürchtet nach Attacken um sein Leben
Der Oppositionspolitiker Michail Kasjanow lebt in Angst: Nach Anfeindungen im Internet häufen sich die Attacken auf den 58-jährigen Kreml-Kritiker. Bei einem Auftritt wurde er mit Eiern beworfen; vor mehr als einer Woche wurde dem Ex-Regierungschef (2000–2004) in einem Moskauer Restaurant eine Torte ins Gesicht geschleudert.
Im Fadenkreuz
"Etwa zehn Männer attackierten mich und bedrohten mich verbal, bevor sie in ihren Autos davonfuhren", sagte Kasjanow. Und: "Ich bringe diesen Angriff in Verbindung mit meiner politischen Aktivität." Kasjanow macht den tschetschenischen Republikchef Ramsan Kadyrow mitverantwortlich. Der kremlnahe Politiker hatte vor Kurzem im Internet ein Foto von Michail Kasjanow im Fadenkreuz veröffentlicht. Kasjanow bezeichnete das als Mordaufruf.
Der Kreml wies jede Verbindung zu den Vorfällen zurück: Bei der Torten-Attacke habe es sich wohl um einen Hooligan-Angriff gehandelt, erklärte ein Kreml-Sprecher.
Kasjanow, der Chef der liberalen Parnas-Partei, hatte mehrfach eine "Atmosphäre des Hasses" gegen die Opposition in Russland beklagt. Er wirft kremlnahen Kräften vor, diese Stimmung zu schüren. Wegbegleiter des vor fast einem Jahr in Moskau erschossenen Oppositionsführers Boris Nemzow erheben ebenfalls Anschuldigungen gegen Kadyrows Umfeld.
Dass Kasjanow in jüngster Zeit verstärkt attackiert wird, ist nicht überraschend: Vergangenen Monat hatte er sich an den Europäischen Gerichtshof gewandt und einen Bericht über den Mord an Boris Nemzow gefordert.
Im März 2015 hatte Kasjanow in einem Zeit-Interview an den Westen appelliert, in der Ukraine-Krise gegenüber Putin hart zu bleiben.
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