Ratzinger: Nicht zu Rücktritt gezwungen

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. kritisierte Spekulationen als absurd.

Fast genau am ersten Jahrestag seines Amtsverzichts (am 28. 2.) meldet sich Joseph Ratzinger zurück. In einem Brief an die Zeitung La Stampa beantwortet Benedikt XVI. die Fragen des Vatikanisten Andrea Tornielli zum Hintergrund seines Rücktritts.

Die Spekulationen über Komplotte hinter vatikanischen Mauern, die ihn zum Amtsverzicht gedrängt hätten, reißen nicht ab. Doch diese Gerüchte wies der Alt-Papst nun ausdrücklich zurück. "Es gibt nicht den geringsten Zweifel an der Gültigkeit meines Rücktritts", stellt der 86-Jährige klar. "Die einzige Voraussetzung für die Stichhaltigkeit ist die volle Freiheit meiner Handlung. Spekulationen hinsichtlich der Ungültigkeit des Rücktritts sind einfach nur absurd."

Warum der emeritierte Papst, so seine offizielle Bezeichnung, weiter die weiße Papst-Kleidung trägt, begründet er so: Im Moment des Rücktritts waren keine anderen Kleider verfügbar. Er trage sie jedoch in einfacher Form. Das Papstkäppchen, genannt "il zucchetto", nimmt er bei Auftritten aus Respekt gegenüber seinem Nachfolger ab. Das konnte man beim Überraschungsauftritt – der erste seit seinem Rücktritt – bei der Messe des Konsistoriums am vergangenen Wochenende sehen, zu der ihn Papst Franziskus eingeladen hatte. Die beiden Männer umarmten einander.

Ratzinger: Nicht zu Rücktritt gezwungen
epa04100985 A handout picture provided by the Vatican Newspaper L'Osservatore Romano shows Pope Francis kissing a child dressed as Pope as he arrives in Saint Peter's Square to lead his Wednesday's General Audience, in Vatican City, 26 February 2014. EPA/OSSERVATORE ROMANO / HANDOUT HANDOUT EDITORIAL USE ONLY/NO SALES
Sie wohnen nur 400 Meter Luftlinie im Vatikan voneinander entfernt, treffen einander regelmäßig und sind in "herzlicher Freundschaft" verbunden. Seine "einzige und letzte Aufgabe" sei es, für das Pontifikat von Franziskus zu beten, erklärte Benedikt. Nach wie vor erhält er viele Briefe. "Alle Briefe werden so gut es geht beantwortet, aber er kann nicht allen Bitten um Begegnung entgegenkommen, weil ihm das über den Kopf wachsen würde", betonte sein Privatsekretär Georg Gänswein.

Papst Franziskus hat unterdessen pünktlich zum Karneval ein als Pontifex verkleidetes Kind geküsst und begrüßt. Bei seiner Generalaudienz auf dem Petersplatz drückte er dem Kleinen einen Kuss auf die Wange. Der Bub war davon nicht sehr angetan – er weinte lauthals.

Kommentare