
© Reuters/STEFAN WERMUTH
Beresowski soll sich erhängt haben
Es war wohl doch Selbstmord, hat die Obduktion der Leiche des Putin-Kritikers ergeben. Russland sieht dessen Tod als Triumph.
Im mysteriösen Todesfall des russischen Oligarchen Boris Beresowksi gibt es erste Ermittlungserkenntnisse – und diese deuten auf einen Suizid hin: Die Obduktion der Leiche des russischen Kremlkritikers lässt auf Tod durch Erhängen schließen. Es gebe keine Anzeichen von äußerlicher Gewalteinwirkung oder auf einen Kampf, teilte die britische Polizei am Montagabend in London mit.
Nach Auskunft der Behörden würden nun allerdings weitere Tests durchgeführt - unter anderem eine toxikologische sowie histologische Untersuchung. Bis die endgültigen Ergebnisse feststehen, könne es aber noch Wochen dauern.
Der einstige Multimillionär und einflussreiche Machtpolitiker war am vergangenen Samstag im Badezimmer seines Hauses in Ascot, südwestlich von London, tot aufgefunden worden. Was passiert war, schien unklar: Die Polizei hatte zunächst erklärt, die Todesumstände seien "ungeklärt". Beresowskis Anwalt in Moskau, Alexander Dobrowinski, sagte am Wochenende, ihm sei mitgeteilt worden, "dass Beresowski sich umgebracht hat". Der Oligarch sei zuletzt in einem "furchtbaren Zustand" und "völlig überschuldet" gewesen.
Russland inszeniert Beresowskis Tod
In Russland hat der Tod des Oligarchen weit höhere Wellen geschlagen als in Europa – das TV widmete Beresowskis Ableben Sondersendungen, Sprecher von Präsident Putin und Premierminister Medwedew rückten aus, um Stellung zu beziehen. Noch bevor die Umstände seines Todes geklärt waren, erhob Russland Ansprüche auf dessen Vermögen – schließlich sei er illegal zu seinen Milliarden gekommen. Und die Inszenierung von Beresowskis Tod in Russland könnte nicht passender sein, betrachtet man die Geschichte, die den einstigen Putin-Günstling und den jetzigen Präsidenten verbindet.
Dubioser Brief an den Kreml
Der Kreml hat den Tod des einst so mächtigen Oligarchen dazu genutzt, um einen Brief Beresowskis zu veröffentlichen: Ein Schreiben an seinen Erzfeind Putin, in dem er angeblich um "Verzeihung für seine Fehler gebeten und sich mit der Bitte an den Präsidenten gewandt" hat, um "in die Heimat zurückkehren zu dürfen" – so die Worte von Kreml-Sprecher Dmitrij Peskow.
Schon vor Monaten sei das Schreiben im Machtzentrum Moskaus eingegangen, heißt es – und aus dem Inhalt hat man nur einen Satz verkünden lassen: "Ich habe viele Fehler gemacht, ich verstehe, wie schwer es ist, mir zu verzeihen, aber ich habe mich geirrt und flehe um Vergebung", soll Beresowksi geschrieben haben – dies berichtet zumindest die Chefredakteurin des englischsprachigen Senders Russia Today, der nicht gerade für seine ausufernde Kritik an der russischen Führung bekannt ist.
Kopfgeld auf Putin ausgesetzt
Dass der Wille des ehemals so kämpferischen Beresowski, der für seine Streitlust berüchtigt war, tatsächlich gebrochen war, glauben dessen Vertraute dennoch nicht. "Zu viele Russen sind in letzter Zeit in London ums Leben gekommen", sagt etwa Juriji Felschtinski, ein in den USA lebender Historiker und Ko-Autor des Buches „Blowing up Russia: Terror from within“, dem britischen Telegraph. Geschrieben hat er dies gemeinsam mit Alexander Litwinenko – der bekanntlich 2006 durch eine Polonium-Vergiftung ums Leben gekommen war.
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