Erstmals soll der K2 im Winter bestiegen werden

Der K2: Schwierigster Gipfel im Himalaya
13 Alpinisten wollen den zweithöchsten Berg der Welt unter Extrem-Bedingungen bezwingen.

Mit großem Bahnhof wurden am Freitag 13 polnische Bergsteiger auf dem Warschauer Chopin-Flughafen verabschiedet. "Wir Polen lieben es, wenn es steil bergauf geht", so Expeditionsleiter Krzysztof Wielecki. Die Reise geht nach Islamabad in Pakistan, und wenn sich ein "Wetterfenster" auftue, bis auf den Gipfel des K2, den mit 8611 Metern zweithöchsten Berg der Erde. Zeit ist dazu bis zum 20. März – es soll die erste Winterbesteigung werden. Bisher konnten 13 der 14 Achttausender im Winter bestiegen werden, nur am K2 scheiterten bisher alle.

Winter-Weltmeister

Erstmals soll der K2 im Winter bestiegen werden
Polish climber Krzysztof Wielicki, who will run Polish expedition to scale K2 in the winter, gestures during an interview with Reuters in Rzedkowice, Poland September 19, 2017. Picture taken September 19, 2017. REUTERS/Kacper Pempel

Polen gelten jedoch als Meister der Winterbesteigungen – die ersten sieben Achttausender wurden von 1980 bis 1987 allein von ihnen gemeistert, der heute 67-jährige Wielecki schaffte zusammen mit zwei polnischen Kameraden 1980 erstmals den Mount Everest in der kalten Jahreszeit.

Zähigkeit und eine gewisse Risikobereitschaft braucht ein solches Unternehmen. Am schlimmsten, sagt Wielecki, sei der dortige "Jet Stream", ein starker Wind, der auch fest verankerte Zelte lösen und die Moral zerstören kann. Mit bis zu 50 Grad Kälte müssen die Bergsteiger zurechtkommen. Drei Versuche, den K2 im Winter zu erklimmen, gab es bisher, bei den ersten beiden waren Polen dabei – jedes Mal zwangen orkanartige Winde jenseits der 7000 Höhenmeter die Bergsteiger zum Rückzug zu blasen.

Regierung als Sponsor

Ein möglicher Erfolg der polnischen Seilschaft ist durchaus auch eine Frage des Nationalstolzes, es wäre die Krönung der bisherigen Erfolge. Mit der Polin Wanda Rutkiewicz erreichte 1986 die erste Frau die Spitze des K2. Das Sportministerium der nationalkonservativen Regierung hat für die Expedition eine Million Zloty (240.000 Euro) an den Polnischen Bund für Alpinismus überwiesen.

"Für mich ist es nicht von Bedeutung, wer auf den Gipfel geht", sagt Wielecki, "wichtig ist, dass einer der Polen dort Spuren hinterlässt." Der Expeditionsleiter wird aufgrund seines Alters kaum an einer Eiswand kleben, doch sein Erfahrungsschatz ist enorm; ein Lebensjahr hat er bereits am und um den K2 herum verbracht.

Somit erinnert das Unternehmen ein wenig an den Expeditionsstil vergangener Zeiten. Denn mit einem Alpinstil, in dem Cracks wie der diesjährig verunglückte Ueli Steck solo auch Achttausender wie den Annapurna hinaufspurtete, kann der K2 im Winter nicht bestiegen werden. Die polnische Gruppe, die am 10. Jänner das Basislager erreichen soll, will sich vorsichtig an den Gipfel herantasten und dann auf die seltenen Bedingungen warten, wenn der Wind nicht stärker als mit einer Geschwindigkeit von 60 Kilometern pro Stunde weht. "Wichtig ist, dass wir alle heil zurückkehren", betont Wielecki. Ein berechtigter Satz, 84 Menschen ließen an diesem Berg schon ihr Leben.

Um die Schattenseiten der polnischen Alpinismus kümmert sich Olga Morawska, Witwe des verstorbenen Bergsteigers Piotr Morawski, der den Achttausender Shishapangma 2005 erstmals im Winter bestieg und 2009 am Dhaulagiri in Nepal abstürzte. Sie hat eine Stiftung ins Leben gerufen, die Menschen hilft, die mit dem plötzlichen Tod eines Verwandten oder Freundes zurechtkommen müssen.

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