Fritzl-Lokal von Stadtchef verboten

„Keller beim Fritzl“ wollte der Wirt die Souterrain-Kneipe im Zentrum von Warschau nennen.
In Warschau sorgten die Betreiber eines Kellerlokals für Aufregung. Sie wollten mit Josef Fritzl werben.

Der geschmacklose Marketing-Gag endet im Fiasko. Die Eröffnung des Lokales „Keller beim Fritzl“ in der Nowy Swiat-Straße in Warschau war für Freitag geplant. Die ist geplatzt. Bezirksbürgermeister Wojciech Bartelsky gab am Mittwoch bekannt, dass der Vertrag mit dem Lokalbetreiber wegen Schadens für das Gemeinwohl gekündigt worden ist. Außerdem erstattet der Politiker Anzeige, weil der Amstettener Inzestvater als Werbefigur benutzt wurde. Wegen Protesten hatte der Wirt schon angekündigt, sein Lokal anders zu nennen.

Vorgeschichte

Es sollte ein Werbecoup werden: „Keller beim Fritzl“ wollte sich die Souterrain-Kneipe in Warschaus Zentrum nennen. Auf einer Facebookseite warb das Konterfei des berüchtigten Amstettners, der seine Tochter 24 Jahre lang im Keller eingesperrt und sieben Kinder mit ihr gezeugt hat, für eine Lokalität, die am 18. Januar das Szene-Publikum begeistern soll. „Schwarzen Humor“ nennt das die Eventmanagerin.

Der Zugang zur Kneipe ist unscheinbar. Kein Schild weist auf den „Patron“ hin. Früher war hier eine Spelunke mit billigem Bier und Wodka. Mülltonnen, Unrat und Schneematsch prägen den Hinterhof, der jedoch zu Warschaus Prachtstraße „Nowy Swiat“ (Neue Welt) führt, die von vielen Touristen besucht wird.

Fritzl-Lokal von Stadtchef verboten
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Die meisten Passanten sind empört, eine blonde Polin im eleganten Mantel wirft den Reportern, die sich hier mittlerweile versammeln, allerdings Scheinheiligkeit vor. „Ihr macht selber Reklame für dieses Projekt!“

Tatsächlich haben Warschaus Fernsehjournalisten ein Abkommen getroffen, die Reportage über die kontroverse Lokalität nur im Internet zu zeigen, um nicht für zu viel ungewollte Werbung zu sorgen, so ein Journalist des Privatsenders tvn24. Der Geschäftsführer der bis dato namenlosen Kneipe gehöre zu einer Gruppe von jungen Leuten, die gerade das Warschauer Nachtleben aufmischen. Auf dem Plakat der Kneipe sollen auch Namen von Opfern aufgelistet werden, wie Natascha Kampusch. Zuletzt hatte eine Bürgerrechtsbewegung sogar angekündigt, rechtliche Schritte gegen die Betreiber einzuleiten.

Der öffentliche Druck schien zu wirken. Der Wirt wollte sich einen anderen Namen einfallen lassen. Es habe Gespräche mit Beamten der Stadt gegeben.

Die Sache könnte auch Fritzls Masseverwalter interessieren. Ein St. Pöltener Wirt musste 5000 Euro für sein „Fritzl-Schnitzl“ zahlen, weil er gegen das Namens- und Urheberrecht verstoßen hatte.

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