Bei Christie's werden Kostüme, Briefe und Handtaschen der Ex-Premierministerin Margaret Thatcher versteigert.
14.12.15, 09:16
Die Handtaschen, die Magaret Thatcher bei sich trug, waren groß und mächtig. Wenn sie in Rage geriet, fuchtelte sie damit herum. Jetzt können einige der Stücke bei Christie's ersteigert werden - und sonst noch einiges.
Das Auktionshaus Christie's liegt in der feinsten Gegend Londons, gleich beim Hotel Ritz um die Ecke. Vornehmer Eingang, eine gediegene Holztreppe führt in den ersten Stock. Der Raum ist abgedunkelt, hell angestrahlt im Zentrum ein Aktenkoffer aus rotem Leder und dem Insignien des britischen Königshauses. "Prime Ministerial Dispatch Box", heißt das Stück - der Aktenkoffer der einstigen Premierministerin Margaret Thatcher. Er ist das Prachtstück unter den mehr als 400 Objekten, die bei Christie's online sowie bei einer traditionellen Versteigerung am kommenden Dienstag unter den Hammer kommen.
Auch Staatsgeschenke und Dokumente
"Es handelt sich um ein faszinierendes Panorama über das Leben einer der größten politischen Führer unserer Zeit", sagt Meredith Etherington-Smith von Christie's. Versteigert werden Kleider und Handtaschen, Schmuck und Porzellan, auch Staatsgeschenke sowie Dokumente. Einer unserer "iconic sales", nennt sie es, etwa: einer unserer Kult-Auktionen.
Nicht alle Briten denken so positiv über Baroness Thatcher of Kesteven. Als der Sarg der "Eisernen Lady" vor zwei Jahren in einer pompösen Beerdigungszeremonie durch die Straßen Londons gezogen wurde, gab es auch Buh-Rufe und Pfiffe. In ihrer elfjährigen Regierungszeit (1979-1990) kämpfte sie streikenden Bergarbeiter nieder, führte auf den Falkland-Inseln Krieg gegen Argentinien und stemmte sich gegen die deutsche Wiedervereinigung. Die Tochter eines kleinen Lebensmittelhändlers und "Erfinderin" des Turbo-Kapitalismus hat das Land gespalten wie kaum ein anderer britischer Politiker.
Reagon schenkte einen Porzellan-Adler
Ein weiteres Highlight der Auktion ist ein herrisch dreinblickender Adler aus Porzellan, nicht jedermanns Geschmack vermutlich, aber ein Geschenk des früheren US-Präsidenten Ronald Reagan. In Sachen Kampf gegen den Kommunismus verband die beiden Konservativen so etwas wie eine politische Seelenverwandtschaft.
"Liebe Margaret, sorry, dass ich mit dem "happy birthday"-Gruß so spät dran bin", ist da auf einer Karte zu lesen, die ebenfalls zu ersteigern ist. Unterschrift: Ron.
Die zur Schau gestellten Auktionsstücke, so scheint es, sollen Thatcher, die in diesem Jahr 90 Jahre alt geworden wäre, menschlicher und weicher erscheinen lassen. Was aber nicht ganz gelingt. Sogar ihr Hochzeitskleid ist zu haben: Es ist nicht weiß, sondern aus mitternachtsblauem Samt, mit langen Ärmeln - schon das ein Zeichen späterer Strenge?
Kostüme waren eher streng
Und natürlich die Kostüme. Gediegen, makellos und meist dunkel, das Gegenstück zum Anzug des Herrn. Sehr bewusst habe sich die Frau in Downing Street Nr. 10 gekleidet, meint Etherington-Smith. "Meaning business" sei ihr Stil gewesen - Berufskleidung von Kopf bis Fuß. Dann sind da noch die Handtaschen. "Die Handtasche war ein Schlüsselelement für ihr Image", sagte Adrian Hum-Sayer, Verkaufs-Chef von Christie's.
"Handbagging" fand Eingang ins Wörterbuch
Um ThatchersHandtaschen ranken sich Legenden. Groß und schwer waren sie. Ob Kabinettssitzung oder internationale Konferenz, so gut wie niemals erschien Thatcher ohne handbag. Es heißt, wenn sie in Rage geriet habe sie mit ihrer Handtasche gefuchtelt, sie auf den Tisch geschlagen, dass es knallte. Manch einer habe sich attackiert gefühlt.
An dieser Geschichte könnte was dran sein. Das Oxford English Dictionary hat immerhin das Wort "handbagging" aufgenommen. Es bedeutet: Jemanden "verbal attackieren oder fertigmachen, rabiat und schlagkräftig".
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