USA

Passagier-Rauswurf: United-Airlines-Chef musste Rede und Antwort stehen

United-CEO Oscar Munoz im US-Kongress
"Der Kongress wird nicht zögern zu handeln." Munoz versprach erneut Besserung. Seine erste Reaktion nach dem Rausschmiss sei "unangemessen" gewesen.

United-Airlines-Chef Oscar Munoz hat sich nach dem gewaltsamen Rauswurf eines Fluggasts heftige Kritik im US-Kongress anhören müssen. Die Abgeordneten drohten den US-Fluggesellschaften mit Konsequenzen, sollten diese ihren Service nicht verbessern.

"Der Kongress wird nicht zögern zu handeln", kündigte Bill Shuster, der Vorsitzende des Verkehrs- und Infrastrukturausschusses im Repräsentantenhaus am Dienstag (Ortszeit) in Washington an.

Passagier-Rauswurf: United-Airlines-Chef musste Rede und Antwort stehen
WASHINGTON, DC - MAY 02: United Airlines CEO Oscar Munoz (C) and United Airlines President Scott Kirby prepare to testify before the House Transportation and Infrastructure Committee about oversight of U.S. airline customer service in the Rayburn House Office Building on Capitol Hill May 2, 2017 in Washington, DC. The commercial airline industry has been under great scrutiny since a ticketed customer was injured by Chicago Police as he was violently removed from a United Airlines flight on April 9. Chip Somodevilla/Getty Images/AFP ++ KEINE NUTZUNG IN TAGESZEITUNGS-BEILAGEN! NUR REDAKTIONELLE NUTZUNG IN TAGESZEITUNGEN, TAGESAKTUELLER TV-BERICHTERSTATTUNG (AKTUELLER DIENST) UND DIGITALEN AUSSPIELKAN€LEN (WEBSITES/APPS) IM UMFANG DER NUTZUNGSVEREINBARUNG. S€MTLICHE ANDERE NUTZUNGEN SIND NICHT GESTATTET.++
Angestellte von United Airlines hatten im vergangenen Monat einen Passagier von der Flughafenpolizei in Chicago aus einer überbuchten Maschine zerren lassen, weil er seinen Platz nicht hatte räumen wollen. Das brutale Vorgehen gegen den 69-Jährigen, der sich laut seinem Anwalt die Nase brach, zwei Zähne verlor und eine Gehirnerschütterung erlitt, hatte weltweit Empörung hervorgerufen.

"Wendepunkt für United"

Passagier-Rauswurf: United-Airlines-Chef musste Rede und Antwort stehen
WASHINGTON, DC - MAY 02: United Airlines CEO Oscar Munoz testifies before the House Transportation and Infrastructure Committee about oversight of U.S. airline customer service in the Rayburn House Office Building on Capitol Hill May 2, 2017 in Washington, DC. The commercial airline industry has been under great scrutiny since a ticketed customer was injured by Chicago Police as he was violently removed from a United Airlines flight on April 9. Chip Somodevilla/Getty Images/AFP ++ KEINE NUTZUNG IN TAGESZEITUNGS-BEILAGEN! NUR REDAKTIONELLE NUTZUNG IN TAGESZEITUNGEN, TAGESAKTUELLER TV-BERICHTERSTATTUNG (AKTUELLER DIENST) UND DIGITALEN AUSSPIELKAN€LEN (WEBSITES/APPS) IM UMFANG DER NUTZUNGSVEREINBARUNG. S€MTLICHE ANDERE NUTZUNGEN SIND NICHT GESTATTET.++
Munoz versprach erneut Besserung und bezeichnete die Affäre als "Wendepunkt für United". Der Konzernchef räumte ein, dass seine erste Reaktion nach dem Rausschmiss unangemessen gewesen sei.

Munoz hatte den Ärger zunächst noch verstärkt, indem er den Vorfall zwar bedauert, das Verhalten seiner Mitarbeiter aber verteidigt hatte. Erst nachdem die Welle der Entrüstung immer größer wurde, gab er - Tage später - eine richtige Entschuldigung ab.

Passagier-Rauswurf: United-Airlines-Chef musste Rede und Antwort stehen
United Airlines CEO Oscar Munoz is seated prior to testifying at a House Transportation and Infrastructure Committee hearing on "Oversight of U.S. Airline Customer Service," in the aftermath of the forced removal on April 9 of a passenger from a UAL Chicago flight, on Capitol Hill in Washington, U.S., May 2, 2017. REUTERS/Kevin Lamarque

"Etwas ist kaputt, und die offensichtliche Kluft zwischen Passagieren und den Fluglinien muss angegangen werden"

Die Kongressabgeordneten hatten auch die anderen großen US-Airlines zu der Anhörung geladen. Während Manager von American, Alaska und Southwest Airlines erschienen, schickte Delta keinen Vertreter. Die US-Fluggesellschaften stehen schon länger wegen Service-Problemen und Überbuchungen in der Kritik. "Etwas ist kaputt, und die offensichtliche Kluft zwischen Passagieren und den Fluglinien muss angegangen werden", sagte der Ausschussvorsitzende Shuster.

Keine Details über Höhe der Entschädigung

United hatte sich in der Vorwoche mit dem Passagier auf einen Vergleich geeinigt, über die Details der Entschädigung wurde Stillschweigen vereinbart.

Das teilte der Anwalt des Fluggasts am Donnerstag in Chicago mit. Im Rahmen des außergerichtlichen Kompromisses sei vereinbart worden, dass die Details der Entschädigung vertraulich bleiben. United bestätigte eine "gütliche Einigung" mit dem Kunden.

Passagier-Rauswurf: United-Airlines-Chef musste Rede und Antwort stehen
FILE PHOTO - A combination of video screengrabs shows passenger David Dao being dragged off a United Airlines flight at Chicago O'Hare International Airport in this video filmed by @JayseDavid April 9, 2017. Jayse D. Anspach via REUTERS/File Photo. ATTENTION EDITORS - EDITORIAL USE ONLY. NO ARCHIVES. NO SALES. MANDATORY CREDIT
Konzernchef Munoz beteuerte, dass sich United die Kritik zu Herzen nehme und "Taten sprechen lassen" werde. Das Unternehmen hat seine Richtlinien bereits geändert. So will die Airline etwa Passagieren, die auf überbuchten Flügen freiwillig auf ihren Sitz verzichten, künftig eine Entschädigung von bis zu 10.000 Dollar (gut 9.150 Euro) zahlen. Außerdem soll die Zahl an Überbuchungen gesenkt werden.
Konkrete neue Regeln wurden bei der Anhörung nicht diskutiert. Seit dem United-Airlines Vorfall gibt aber mehrere Gesetzesinitiativen aus dem Kongress, die Fluggastrechte stärken sollen, wie dieChicago Tribuneberichtete. An diesem Donnerstag soll United auch dem Senatsausschuss für Luftfahrt und Flugsicherheit Rede und Antwort stehen.
Die EU-Fluggastrechte-Regelung sieht vor, dass die Fluggesellschaft den Flugpreis erstatten oder einen Ersatzflug finden muss, wenn Fluggäste bei einem überbuchten Flug unfreiwillig am Boden bleiben.

Außerdem haben Reisende wegen der Nichtbeförderung einen Anspruch auf Entschädigung. Die liegt je nach Flugdistanz zwischen 250 und 600 Euro. Bei einem Flug am nächsten Tag werden auch Hotel und Verpflegung gezahlt. Nach EU-Recht sollen Fluggesellschaften aber Passagiere erstmal durch eine Gegenleistung zum freiwilligen Verzicht bewegen.

Eine Situation wie bei United Airlines, wo der Passagier bereits im Flugzeug saß, ist Reiserechtlern zufolge in Europa absolut unüblich.

Passagier-Rauswurf: United-Airlines-Chef musste Rede und Antwort stehen
(FILES) This file photo taken on April 12, 2017 shows an airport worker walking through the United Airlines terminal at O'Hare International Airport in Chicago, Illinois. Newly released reports from security officers at Chicago's O'Hare International Airport paint an unflattering picture of the man dragged from a United Airlines flight, setting off a worldwide uproar. The documents, requested by US media outlets which reported on their contents on April 25, 2017, say passenger David Dao was "aggressive," and that one of the three officers attempting to remove him from his seat on United Flight 3411 had lost his grip when Dao flailed his arms, causing the 69-year-old to fall and injure himself. / AFP PHOTO / Joshua LOTT
Zu den Konsequenzen, die United nun ziehen will, gehört auch, dass die Mitarbeiter besser geschult werden. Crews sollen künftig mindestens 60 Minuten vor der Abreise auf den Flug gebucht werden.

United Airlines gehört zu den großen US-Fluggesellschaften und das Unternehmen ist Mitglied der Luftfahrtallianz Star Alliance, zu der unter anderem auch die Lufthansa gehört.

Die Serie der schlechten Nachrichten bei United Airlines riss zuletzt nicht ab. Eine britische Hasenzüchterin erhebt schwere Vorwürfe - ihr Riesenhase "Simon" ist bei einem Flug mit der Airline verendet. Medienberichten zufolge sollte das 90 Zentimeter lange Tier zu einem "Promi" gebracht werden. Bei der Ankunft in Chicago bemerkte die United-Crew, dass Simon im Frachtraum verendet ist. Mehr dazu lesen Sie hier.

Vor zwei Wochen wurden zudem erneut unliebsame Passagiere aus einer United-Maschine abgeführt und einem Paar somit der Flug zur eigenen Hochzeit verwehrt. Mehr dazu lesen Sie hier.

Passagier-Rauswurf: United-Airlines-Chef musste Rede und Antwort stehen
(FILES) This file photo taken on July 7, 2015 shows the United Airlines terminal viewed at Newark Liberty Airport in Newark, New Jersey. Social media anger sparked by footage of United Airlines forcibly removing a passenger from an overbooked flight showed no signs of abating on April 11, 2017, with calls for a boycott of the US carrier. The videos taken on the plane and posted to Twitter showed the man, reportedly identified by another passenger as ethnically Chinese, being forcibly pulled screaming from his seat by three security personnel.United addressed the incident in a statement posted on its website on April 10, 2017. "This is an upsetting event to all of us," said chief executive Oscar Munoz, noting that the airline was conducting a "detailed review of what happened." / AFP PHOTO / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / SPENCER PLATT
Kürzlich ereignete sich ein neuer Zwischenfall an Bord einer Passagiermaschine in den USA, der ebenfalls für Empörung sorgte. Das bei Facebook ins Netz gestellte Video zeigt eine weinende Frau mit zwei Babys auf einem American-Air. Als ein männlicher Passagier sich einschaltet und der Frau zu Hilfe kommt, eskaliert ein Streit mit einem Flugbegleiter, wie das nachfolgende Video zeigt, das von einem weiteren Passagier aufgenommen wurde. Der Vorfall spielte sich beim Besteigen eines Flugzeugs von American Airlines ab, das von San Francisco nach Dallas fliegen sollte.Mehr dazu lesen Sie hier.
Bei überbuchten Flügen sind in Österreich die Rechte von Flugreisenden durch eine EU-Verordnung geregelt. Diese greift, wenn Reisende von einem Flughafen innerhalb der EU abfliegen oder mit einer europäischen Airline in ein EU-Land reisen. Wenn eine Fluggesellschaft absehen kann, dass sie nicht alle Kunden befördern kann, muss sie zunächst nach Freiwilligen suchen, die vom Flug zurücktreten.
Passagier-Rauswurf: United-Airlines-Chef musste Rede und Antwort stehen
(FILES) This file photo taken on April 12, 2017 shows shows travelers as they check-in at the United Airlines Premier Access in Chicago, Illinois. United Airlines on April 27, 2017 announced it will offer bumped passengers up to $10,000 in compensation and reduce overbooking following the dragging incident on board one of its flights that caused worldwide outrage. Those and other changes, which the airline called "substantial," are the result of a two-week internal probe of the April 9 incident, video of which went viral. / AFP PHOTO / Joshua LOTT
Airlines bieten dafür in der Regel attraktive Gegenleistungen, Fluggäste können aber auch selbst über diese verhandeln. Findet die Fluggesellschaft dennoch nicht genügend Freiwillige, kann sie sich entscheiden, bestimmte Reisende nicht zu befördern. Diese haben dann nicht nur Anspruch auf eine Erstattung des Ticketpreises oder einen Ersatzflug, sondern auch auf eine Schadenersatzpauschale, je nach Flugdistanz zwischen 250 und 600 Euro.

Außerdem müssen die Fluggesellschaften den Reisenden bei langen Wartezeiten Erfrischungen, Mahlzeiten und Kommunikationsmöglichkeiten bieten sowie gegebenenfalls für Übernachtungen aufkommen. Diese Rechte gelten aber nur für Kunden, die rechtzeitig und mit gültigem Ticket am Schalter sind.

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