Papst öffnete Heilige Pforte

Papst Franziskus: Feierliche Öffnung.
Jubiläumsjahr beginnt: Weniger Gläubige als erwartet auf dem Petersplatz, scharfe Sicherheitsvorkehrungen.

Mit einer feierlichen Zeremonie im Petersdom hat Papst Franziskus am Dienstag das Heilige Jahr der Römisch-Katholischen Kirche eröffnet. Unter dem Applaus der Gläubigen öffnete und durchschritt der Pontifex die Heilige Pforte im Petersdom, die seit 2001 geschlossen war, und startet damit offiziell das "Jubiläum der Barmherzigkeit". Die Heilige Pforte symbolisiert das Tor zum Paradies.

Nach der Öffnung der Heiligen Pforte in der rechten Vorhalle des Petersdoms betete der Papst auf der Schwelle und schritt dann zum Altar des Petersdoms. Nach Franziskus durchschritt auch der emeritierte Papst Benedikt XVI. die Schwelle der Heiligen Pforte. Dabei wurde dem 88-Jährigen geholfen, über die Schwelle zu gehen. "Es handelt sich um das erste Jubiläumsjahr mit zwei Päpsten", kommentierten Insider.

Umkehr zu Gott

Das "Jubiläum der Barmherzigkeit" ist ein Außerordentliches Heiliges Jahr, das erste mit einem präzisen Thema als Inhalt. Damit will der Papst die Menschen zu Umkehr und Hinwendung zu Gott aufrufen und ihren Blick auf Bedürftige und Notleidende lenken. Bis zur neuerlichen Schließung der Heiligen Pforte am 20. November 2016 werden Millionen Menschen diese Schwelle überschreiten und damit Buße und Läuterung erbitten. Das Heilige Jahr wird in der katholischen Kirche alle 25 Jahre begangen. Im Jubiläumsjahr, das die katholische Kirche seit 1475 alle 25 Jahre feiert, können Gläubige durch Gebet und Buße einen Ablass ihrer Sünden erlangen.

Zum Auftakt des Außerordentlichen Heiligen Jahres feierte das Kirchenoberhaupt eine Messe, bei der auch an das Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils vor 50 Jahren erinnert wird. Dabei rief der Papst die Gläubigen auf der ganzen Welt auf, "jede Form von Angst und Furcht aufzugeben" und in der Freude zu Leben. Dieses Heilige Jahr sei ein "Geschenk der Gnade".

Etwa 50.000 Gläubige verfolgten vom Petersplatz aus über vier riesige Bildschirme die Zeremonie. Die Menschenzahl rund um den Petersdom lag aber deutlich unter den Erwartungen. Der Vatikan hatte mit einer doppelt so hohen Pilgeranzahl gerechnet. Das Fernsehen strahlte das Ereignis weltweit aus. Wim Wenders beriet den Vatikan bei der Eröffnungszeremonie künstlerisch. Der deutsche Filmregisseur engagierte sich während der Eröffnungsmesse beim Vatikansender (CTV), der in Zusammenarbeit mit Radio Vatikan die Messfeier übertrug.

"Viva il papa!"

Papst Franziskus hat sich anschließend in die römische Innenstadt begeben, um zum Hochfest der Unbefleckten Empfängnis Mariens an der Mariensäule bei der Spanischen Treppe zu beten. Tausende Römer und Touristen warteten auf den Papst, der sich nach dem Gebet mit vielen Kranken unterhielt, sie streichelte und ihnen ermutigende Worte zusprach.

Der Papst, der an Bord eines Wagens mit offenen Fenstern die Spanische Treppe erreicht hatte, wurde vom römischen Kardinalvikar Agostino Vallini empfangen wurde. Schärfste Sicherheitsvorkehrungen wurden ergriffen. "Viva il papa!" (Es lebe der Papst), riefen die Pilger dem Heiligen Vater zu.

Die Mariensäule wurde 1856 errichtet, um an das von Papst Pius IX. zwei Jahre zuvor erlassene Dogma der Unbefleckten Empfängnis Marias zu erinnern. Pius IX. hatte mit der Proklamierung eine seit dem Frühchristentum verbreitete Glaubensüberzeugung zum Dogma erhoben. Es besagt, dass Maria bei der Empfängnis durch ihre Mutter Anna unbefleckt und somit von der allgemeinen Schuldverflochtenheit ("Erbsünde") ausgenommen war. Der 8. Dezember ist in vielen katholisch geprägten Ländern bis heute staatlicher Feiertag.

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