Papst geißelt das Wirtschaftssystem

Papst in der Menge: "In meinem Alter habe ich nicht viel zu verlieren."
Franziskus fühlt sich im kugelsicheren Papamobil eingesperrt und verzichtet lieber auf das Gefährt.

Papst Franziskus hat das weltweite Wirtschaftssystem als "unerträglich" bezeichnet. "Wir schließen eine ganze Generation junger Leute aus", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche angesichts der hohen Jugendarbeitslosigkeit in vielen Ländern der Welt.

"Damit das System fortbestehen kann, müssen Kriege geführt werden, wie es die großen Imperien immer getan haben", betonte Franziskus in einem Interview der spanischen Zeitung La Vanguardia . "Einen Dritten Weltkrieg kann man jedoch nicht führen, und so greift man eben zu regionalen Kriegen."

Das Geld als Gott

Die führenden Volkswirtschaften in der Welt sanierten ihre Bilanzen mit der Produktion und dem Verkauf von Waffen. Sie opferten den Menschen dem Idol des Geldes. "Wenn man Fotos von unterernährten Kindern sieht, kratzt man sich am Kopf. Das versteht man nicht", sagte der Papst. "Das Wirtschaftssystem sollte im Dienst des Menschen stehen. Aber wir haben das Geld in den Mittelpunkt gerückt, das Geld als Gott."

Im weiteren Gespräch wird Franziskus persönlich. Von seinem gepanzerten Papamobil hält er nichts. "In dieser Sardinenbüchse, auch wenn sie aus Glas ist, kann ich die Leute nicht grüßen und ihnen nicht sagen, dass ich sie liebe", sagte der 77-Jährige La Vanguardia. "Für mich ist das wie eine Mauer."

"In meinem Alter"

Trotz Sicherheitsbedenken sei ihm der direkte Kontakt zu den Gläubigen wichtig. "Es stimmt, dass mir etwas zustoßen kann, aber das liegt in der Hand Gottes", sagte er und fügte hinzu: "Seien wir realistisch: In meinem Alter habe ich nicht viel zu verlieren."

Das Papamobil war eine Neuerung, die von Papst Johannes Paul II. eingeführt wurde, der es auf seinen Reisen benutzte. Es ermöglicht dem Papst, den Gläubigen im Stehen zuzuwinken. Seit dem Attentat auf ihn im Jahr 1981 wurde es mit Panzerglas gesichert.

Bei WM neutral

Papst Franziskus , ein eingefleischter Fußball-Fan, will versuchen, bei der Weltmeisterschaft neutral zu bleiben und nicht sein Heimatland Argentinien unterstützen. "Die Brasilianer haben mich um Neutralität gebeten", sagte er. "Ich halte mein Wort, denn Brasilien und Argentinien sind alte Rivalen."

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