Papst dankte nach pikantem Bericht ab

Ein geheimer Bericht über das gesamte Ausmaß der unrühmlichen Vatileaks-Affäre soll für den Rücktritt verantwortlich sein.

Es war der 17. Dezember des vergangenen Jahres, als drei Kardinäle an Papst Benedikt XVI. herantraten, um ihm ihre Arbeit der vergangenen Monate zu präsentieren: Ein geheimer Bericht, der auf rund 300 Seiten ausführlich das gesamte Ausmaß der unrühmlichen Vatileaks-Affäre darlegt. Der Report, glaubt man dem Bericht der Zeitung La Repubblica, liest sich wie eine Sammlung der beliebtesten Verschwörungstheorien rund um den Vatikan. Es geht um die Zustände hinter den dicken Mauern des Zwergstaats, die von Macht, Geld und Sex geprägt seien. Ausgelöst hatte die gesamte Dokumentation Kammerdiener Paolo Gabriele, der systematisch brisante Akten stahl und veröffentlichen ließ. Nach eigenen Aussagen hatte der Butler den Papst vor „dem Bösen und der Korruption“ im Vatikan schützen wollen.

Verborgenes Netzwerk

Die Bestandsaufnahme der Kardinäle sollte dem Papst „ein genaues Bild des Schadens und der faulen Fische“ im Vatikan liefern, wie es heißt. Es ging darin um ein übergreifendes Netzwerk an Lobbyisten von außen und Kirchenmännern im Vatikan, verbunden durch Beziehungen „weltlicher Natur“. Durch sexuellen Verkehr hätten Laien so Einfluss auf Mitglieder der Kurie genommen; diese seien daher erpressbar geworden. Zudem hätten die Lobbyisten finanzielle Interessen verfolgt.

Als Benedikt durch den Bericht das gesamte Ausmaß der Verruchtheit vor Augen geführt war, habe er endgültig entschieden, worüber er schon lange nachgedacht hatte: seinen Rücktritt. So berichtet zumindest die Zeitung, die sich dabei auf nur eine Quelle bezieht. Ob Benedikt tatsächlich wegen des Reports zurücktrat, darüber will der Vatikan sich nicht äußern. Nun soll sich der Nachfolger auf dem Stuhl Petri um die „unsauberen Einflüsse“ kümmern. Benedikt will den Akt dem nächsten Papst angeblich persönlich übergeben. Wann dieser gewählt wird, ist immer noch unklar. Benedikt VXI. wird sich am 28. Februar als Kirchenvater verabschieden.

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