Religionshass: Frau und zwei Enkelinder getötet

Die Polizei erreicht den Tatort in der Stadt Gujranwala im Osten Pakistans
Sunnitische Männer überfielen eine Wohnsiedlung und setzten Häuser in Flammen.

Wegen eines "blasphemischen" Facebook-Eintrags sind in Pakistan eine Frau und ihre zwei Enkelinnen getötet worden. Dutzende sunnitische Männer überfielen in der Nacht auf Montag (Ortszeit) eine Wohnsiedlung in der Stadt Gujranwala im Osten des Landes und setzten die Häuser mit Benzin in Flammen. Eine Frau Mitte 50 und ihre ein- und siebenjährige Enkelinnen kamen dabei ums Leben.

Auslöser der Gewalt: Facebook-Eintrag

Auslöser der Gewalt war der Facebook-Eintrag eines 17-jährigen Burschen, der früher selbst in der Siedlung wohnte und ebenso wie die Opfer der religiösen Minderhheit der Ahmadi angehört. Die Angreifer betrachteten den Eintrag als Gotteslästerung. In Pakistan werden immer wieder Angehörige religiöser Minderheiten wegen Beleidigung des Islam zum Tode verurteilt oder bereits vorher vom Mob getötet. Die Ahmadi sehen sich selbst als Muslime, glauben aber an einen Propheten nach Mohammed. Nach einem Gesetz von 1984 werden sie offiziell nicht als Muslime anerkannt und von vielen Pakistanern als Ungläubige geschmäht.

Die Ahmadis glauben, dass ihr 1838 geborener Religionsstifter Ghulam Ahmad ein Prophet war. Viele islamische Gruppen halten sie daher nicht für echte Muslime. Blasphemie ist ein äußerst heikler Vorwurf in Pakistan, der dort nach Angaben eines US-Berichts besonders streng verfolgt wird. 14 Pakistaner wurden demnach in den vergangenen Jahren wegen Gotteslästerung zum Tode verurteilt, 19 andere verbüßen lebenslange Haftstrafen. Nach Einschätzung von Menschenrechtlern werden die Anschuldigungen oft genutzt, um persönliche Rechnungen zu begleichen.

Kommentare