USA

New York: Polizei unter Schock

Nach den Morden an zwei Polizisten scheint klar: Es dürfte eine Racheaktion gewesen sein.

New Yorks Polizei trauert: Am Sonntagabend haben Hunderte Menschen der beiden Opfer des Polizistenmörders gedacht. Im Bezirk Brooklyn versammelten sie sich zu einer stillen Andacht. In einem Telefonat mit dem New Yorker Polizeichef kondolierte US-Präsident Barack Obama der Polizei, wie die Zeitung "USA Today" am späten Sonntagabend schrieb. Er rief die Bürger auf, Gewalt abzulehnen und mit Gebeten, Gesprächen und Beileidsbekundungen für die Freunde und Angehörigen der Opfer auf die Tat zu reagieren.

Zuvor hatte der Afroamerikaner Ismaaiyl Brinsley vermutlich aus Rache für tödliche Polizeigewalt gegen Schwarze zwei Beamte erschossen und sich danach mit einem Kopfschuss selbst getötet. Obama verurteilte die Tat aufs Schärfste. "Jeden einzelnen Tag verdienen Polizisten unseren Respekt und unsere Dankbarkeit", erklärte er.

New York: Polizei unter Schock
Ismaaiyl Brinsley, 28, is seen in an undated picture provided by the New York Police Department on December 21, 2014. A gunman shot dead two New York City police officers and then killed himself, police said, after a social media post indicated he may having been seeking revenge for the death of an unarmed black man during an arrest attempt. The two New York City Police Department officers, Rafael Ramos, 40, and Wenjian Liu, 32, were ambushed in their patrol car Saturday afternoon, said NYPD Police Commissioner William Bratton. The officers, who were Hispanic and Asian-American, were killed by Ismaaiyl Brinsley. REUTERS/NYPD/Handout via Reuters (UNITED STATES - Tags: CRIME LAW POLITICS CIVIL UNREST HEADSHOT) ATTENTION EDITORS - THIS IMAGE WAS PROVIDED BY A THIRD PARTY. FOR EDITORIAL USE ONLY. NOT FOR SALE FOR MARKETING OR ADVERTISING CAMPAIGNS. THIS PICTURE IS DISTRIBUTED EXACTLY AS RECEIVED BY REUTERS, AS A SERVICE TO CLIENTS
Die beiden Polizisten seien in ihrem Streifenwagen im Stadtteil Brooklyn regelrecht hingerichtet worden, sagte Bürgermeister Bill de Blasio am Samstag nach dem Vorfall, der die landesweite Debatte über Rassismus neu befeuern dürfte. Der 28-jährige Brinsley habe mit einer halbautomatischen Pistole aus nächster Nähe auf die Polizisten gefeuert, ergänzte Polizeichef William Bratton. Anschließend sei er in eine nahegelegene U-Bahn-Station gelaufen, wo er sich mit einem Kopfschuss selbst das Leben genommen habe. Unmittelbar vor den tödlichen Schüssen soll Brinsley umstehende Passanten zum Zuschauen aufgefordert haben. Er habe diese aufgefordert, "zu beobachten, was ich jetzt tun werde", teilte die Polizei am Sonntag mit.

"Lasst uns zwei von ihnen umlegen"

New York: Polizei unter Schock
Police officers stand solemn during a late night vigil at a makeshift memorial at the site where two police officers were shot in the head in the Brooklyn borough of New York, December 21, 2014. New York Police Department (NYPD) officers Wenjian Liu and Rafael Ramos were shot and killed as they sat in a marked squad car in Brooklyn on Saturday afternoon, New York Police Commissioner William Bratton said. The suspect in the shooting then shot and killed himself, Bratton said at a news conference at the Brooklyn hospital where the two officers were taken. REUTERS/Carlo Allegri (UNITED STATES)
Eine Botschaft im Internet deutet auf einen Zusammenhang zwischen den Polizistenmorden und der wachsenden Wut in der US-Bevölkerung über zahlreiche Fälle tödlicher Polizeigewalt gegen unbewaffnete Schwarze hin. In einem Eintrag auf Instagram, der dem Täter von Brooklyn zugeordnet wurde, heißt es: "Heute schicke ich Schweine in den Himmel. Sie bringen einen von uns um ... lasst uns zwei von ihnen umlegen."

Der Eintrag verwies über Hashtags auf die Namen von Eric Garner und Michael Brown, die zu den bekanntesten Fällen tödlicher Polizeigewalt gegen unbewaffnete Schwarze zählen. Polizeichef Bratton schloss einen solchen Zusammenhang nicht aus. Dies werde noch untersucht.

Nach Angaben Brattons hatte der Täter Samstag früh seine Ex-Freundin im nahegelegenen Bundesstaat Maryland mit einem Schuss schwer verletzt. Danach sei er nach Brooklyn gefahren, wo er Bekannte gehabt habe. Die Polizei von Maryland habe die New Yorker Behörden darüber informiert. Zudem sei die Polizei im Stadtteil Brooklyn auch über die Instagram-Drohung in Kenntnis gesetzt worden.

Mörder war Behörden bekannt

Der Polizistenmörder von New York war den Behörden bekannt. Der 28-Jährige sei 19 Mal festgenommen worden, sagte der oberste Ermittler der Polizei in New York, Robert Boyce, am Sonntag. Medienberichten zufolge wurde ihm etwa im US-Bundesstaat Georgia illegaler Waffenbesitz und Diebstahl vorgeworfen.

Polizei in der Kritik

Die New Yorker Polizei steht nach einem Einsatz mit Todesfolge im Stadtteil Staten Island in der Kritik. Ein Polizist hatte dort im Juli den 43-jährigen Garner in den Würgegriff genommen, der im Verdacht stand, illegal Zigaretten verkauft zu haben. Die Beamten ließen auch nicht von Garner ab, als dieser bereits überwältigt am Boden lag und klagte, er bekomme keine Luft.

Garners Tod und die nachfolgende Entscheidung einer Geschworenen-Jury, keine Anklage gegen den weißen Polizisten zu erheben, lösten heftige Proteste in New York und anderen Städten aus. Bereits zuvor war es als Reaktion auf einen ähnlichen Zwischenfall in der Kleinstadt Ferguson zu schweren Krawallen gekommen. Dort hatten Geschworene darauf verzichtet, gegen einen weißen Polizisten Anklage wegen tödlicher Schüsse auf den unbewaffneten Schwarzen Michael Brown zu erheben.

New York ermittelt laut einem Medienbericht gegen einen seiner Polizisten. Er soll über einen Jugendlichen in Handschellen hergefallen sein und ihm mehrere Hiebe versetzt haben. Der Beamte sei inzwischen vom Dienst suspendiert, berichtete die New York Daily News am Samstag.

Ein Video des Blattes zeigt, wie der bereits festgenommene Jugendliche von drei uniformierten Polizisten umringt und plötzlich von einem außenstehenden Beamten attackiert wird. Der junge Mann sei später ohne Anklage aus dem Polizeigewahrsam entlassen worden, hieß es.

Erst kürzlich hatte ein anderes Video tagelange Demonstrationen in New York und anderen US-Großstädten ausgelöst. Es zeigte den Tod des wegen unerlaubten Zigarettenverkaufes festgenommenen Eric Garner durch den Würgegriff eines New Yorker Polizisten.

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