Nach Taifun: Keine Nahrung und kein Wasser

Die Golls beim Familienbesuch auf den Philippinen: Elvira Goll ist gebürtige Philippina
Bangen um die Verwandten im Katastrophengebiet. Die ersten Urlauber kehren heim.

Elvira und Konrad Goll sitzen seit Tagen vor dem Computer. Die Wiener warten auf Nachrichten ihrer Familie. Denn Elvira Goll ist gebürtige Philippina, sie stammt aus Cebu. Ihre Familie ist groß, auf das ganze Land verteilt. Auch auf jene Teile der Philippinen, die der Taifun mit voller Wucht erwischt hat.

Nach Taifun: Keine Nahrung und kein Wasser
Walter Knechtl, Philippinen-Urlauber
„Meine Schwester wohnt in Leyte. Wir haben lange nichts von ihr gehört, sie war nicht erreichbar“, schildert Goll. Nach drei Tagen kam dann die erlösende Nachricht via Facebook. „Alles o. k., kein Strom.“ Und auch von den Halbgeschwistern der Nichte kam endlich eine Nachricht: „Das Haus ist voll mit Schlamm.“ Auch von der 90-jährigen Mutter gibt es Neuigkeiten: Sie hat sich vor dem Taifun ein Hotelzimmer genommen – denn Hotels sind solider gebaut.

„In den vergangenen Tagen haben wir nichts anderes im Kopf. Wir sind hier nur Beobachter aus der Ferne“, schildert Konrad Goll. „Aber es hat keinen Sinn, hinzufliegen. Dann müssen wir auch noch versorgt werden“, ist er realistisch. Doch Elvira und Konrad Goll wollen helfen. „Dazu fühlen wir uns verpflichtet.“ Konrad Goll ist bei den Kiwanis, die durch ihren Punschstand beim Stephansdom Geld sammeln. Elvira Goll engagiert sich bei der Gesellschaft der Freunde der Philippinen in Österreich. Gemeinsam mit weiteren Vereinen soll ein Benefiz veranstaltet werden. „Das größte Problem im Moment vor Ort ist, dass es kein Wasser und keine Lebensmittel mehr gibt. Sprit wird knapp“, sagt das Paar. Doch Sachspenden brauchen zu lange. „Deshalb versuchen wir, Geld zu sammeln.“

Nach Taifun: Keine Nahrung und kein Wasser
Vermisste Philippinen Salzburg Edith Schossleitner, Alois Wesenauer
In der Zwischenzeit sind die ersten Urlauber wieder in ihrer Heimat angekommen. Unter ihnen auch Walter und Anna Knechtl, die in Coron Town ihren Urlaub verbrachten. Sie verbarrikadierten sich im Hotelzimmer, geschützt durch Matratzen. „Die Koffer waren immer gepackt“, sagt Walter Knechtl.

Der große Wunsch: Möglichst rasch ausfliegen. „Auf dem Flughafen ist es zugegangen wie auf der Börse. Alle wollten raus“, erinnert sich der leidenschaftliche Taucher. Der erste Versuch, einen Platz nach Manila zu bekommen, scheiterte. „Da gab es nur noch handschriftliche Wartelisten.“ Eine Bekannte organisierte schließlich einen Flug nach Manila, dann ging’s sofort zur Botschaft. Donnerstagabend landete das Paar endlich in Wien. Was sie mitgenommen haben? „Lebenserfahrung“, sagt Knechtl.

Kein Funkkontakt zu Österreichern

Erste Lebenszeichen gab es jetzt auch von den drei vermissten Salzburgern. Harald Feige (42) aus Zell am See hat sich am Donnerstag bei seiner Mutter gemeldet. „Es geht ihm gut, das ist die Hauptsache. Es wird leider nicht so einfach sein, nach Hause zu kommen“, erzählt Marianne Kapl.

Aufatmen durfte auch Josef Schossleitner in Wals. Seine Schwester Edith (55) ist mit ihrem Lebensgefährten Alois Wesenauer (59) auf Tauchurlaub auf der Insel Bohol. Am Freitag hat ihm das Paar über die österreichische Botschaft in Manila ein Foto (siehe links) und Grüße schicken lassen. „Es gibt leider keinen direkten Funkkontakt zum Hotel, aber es dürfte alles in Ordnung sein. Sie bleiben bis zum geplanten Ende des Urlaubs dort“, sagt Schossleitner.

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