Missbrauchsverdacht: Vatikan-Ermittler für Erzbischof-Absetzung

Vorwürfe gegen Kleriker erschüttern US-Pazifikterritorium Guam.

Ein Skandal um Kindesmissbrauch auf einer abgelegenen Pazifik-Insel bewegt die katholische Kirche: Ein vatikanischer Sonderermittler empfahl am Sonntag (Ortszeit) nach dreimonatiger Untersuchung die Absetzung des Erzbischofs im US-Pazifikterritorium Guam.

Ein kirchliches Gericht werde sich um die "äußerst ernsten Vorwürfe" gegen Erzbischof Anthony Apuron kümmern, der vor Jahrzehnten Ministranten sexuell belästigt haben soll, hieß es in einer Erklärung, die in Guams Kirchen verlesen wurde. Papst Franziskus verfolge den Fall persönlich, hieß es darin.

Verfasst wurde die Erklärung von Erzbischof Savio Hon Tai-Fai, den der Vatikan als Ermittler auf die bei Urlaubern beliebte Insel geschickt hatte, um die Vorwürfe zu klären. Auf die Frage, wie stichhaltig die Anschuldigungen gegen Apuron sind, ging der Ermittler in der Erklärung nicht direkt ein. In allgemeiner Form schrieb er: "Im Namen der Kirche und persönlich will ich mich bei allen Überlebenden sexuellen Missbrauchs entschuldigen, denen an vielen Orten so viel Leid vom Klerus zugefügt wurde."

Apuron bestreitet alle Vorwürfe

Apuron, der seit 1986 an der Spitze der Diözese steht, bestreitet jegliches Fehlverhalten. Einen Rücktritt lehnte er ab, weswegen der Ermittler nun den Vatikan um die Absetzung bat. Mindestens vier Ministranten in Guam werfen Apuron vor, sie in den 1970er Jahren sexuell missbraucht zu haben. Apuron war damals Gemeindepriester.

In Reaktion auf den Kirchenskandal verabschiedete das Parlament in Guams Hauptstadt Hagatna in der vergangenen Woche ein Gesetz, das die Verjährung bei sexuellem Kindesmissbrauch abschafft. Die katholische Kirche in dem Gebiet fürchtet nun Klagen, die wie in anderen US-Diözesen zum Bankrott führen könnten.

Ermittler Hon Tai-Fai schlug stattdessen die Einrichtung eines Fonds zur Entschädigung der Opfer vor. "Wir können und müssen dies tun, ohne all das Gute zu zerstören, dass unsere Kirche für die Gemeinschaft tut", hieß es in seiner Erklärung.

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