MH370: Angehörige in Rage über Absturztheorie

Die Zeit für die Suche drängt - die Blackbox sendet noch etwa 30 Tage ein Signal.
Die Airline hat bestätigt, dass die Boeing offenbar abgestürzt ist - Experten reagieren mit Vorsicht, Angehörige werfen der Fluglinie Vertuschung vor.

Es gibt keinen Zweifel daran, dass die Maschine verloren ist und dass es keine Überlebenden gibt“, ließ der malaysische Regierungschef Najib Razak am Montag ausrichten: Die verschollene Boeing-777 mit der Flugnummer MH370 ist in den Indischen Ozean gestürzt - Angehörige der 239 Personen an Bord wurden mit diesem Text per SMS informiert. Das letzte Signal sei westlich von Perth aufgefangen worden, sagte er am Montagabend um 22.00 Uhr Ortszeit (15.00 Uhr MEZ) in Kuala Lumpur.

Die Maschine stürzte zudem nach Angaben des malaysischen Verkehrsministers Hishammuddin Hussein zwischen siebeneinhalb und achteinhalb Stunden nach dem Start ab. So lange habe auch der Treibstoff an Bord gereicht, sagte der Minister.

Razak nahm "Absturz" nicht in den Mund

"Mit Bedauern und tiefer Betroffenheit muss ich Sie informieren, dass Flug MH370 nach diesen neuen Daten über dem südlichen Indischen Ozean geendet hat", hatte Najib Razak in einer Pressekonferenz verlautet. Es sei eine abgelegene Region, weit entfernt von jeder Landemöglichkeit; in der Nacht musste die Suche sogar wegen schlechten Wetters unterbrochen werden. Für Dienstag kündigte er weitere Details an - der Regierungschef benutzte das Wort Absturz selbst allerdings nicht. Er machte aber auch deutlich, dass es keine Hoffnung für die Menschen an Bord gebe. "Für die Angehörigen waren die vergangenen Wochen herzzerreißend", sagte Najib.

Die Hinterbliebenen reagierten wütend auf diese Vorgangsweise, warfen der Airline "Vertuschung" und sogar "Mord" vor - und protesierten vor Behördeninstitutionen.

MH370: Angehörige in Rage über Absturztheorie

Family members of passengers onboard Malaysia Airl
MH370: Angehörige in Rage über Absturztheorie

A family member of passenger on board Malaysia Air
MH370: Angehörige in Rage über Absturztheorie

CHINA MALAYSIA MISSING PLANE
MH370: Angehörige in Rage über Absturztheorie

Family members of passengers on board Malaysia Air
MH370: Angehörige in Rage über Absturztheorie

CHINA MALAYSIA MISSING PLANE

Keine "soliden Beweise"

Doch chinesische Experten reagieren mit Vorsicht auf die Angaben der malaysischen Regierung. Ohne Trümmer gebe es keine klaren Beweise, kommentierten Fachleute am Montag laut China Daily. Es brauche noch "eine beträchtlich lange Zeit", um die Schlussfolgerung zu verifizieren, sagte ein Luftverkehrsexperte der Zeitung.

MH370: Angehörige in Rage über Absturztheorie
Karte Inidscher Ozean, Fundort mögliche Wrackteile, mögliche Flugbahn etc., Chronologie Grafik 0361-14-Luftfahrt.ai, Format 88 x 130 mm

Außerhalb der Satellitenfirma Inmarsat, den britischen Absturzermittlern (AAIB) und der malaysischen Regierung habe niemand "solide Beweise" wie etwa Wrackteile gesehen. Der Vize-Chefredakteur eines Fachmagazins für Luftfahrt, Wang Ya'an, sah auch noch kein "endgültiges Ergebnis", weil klare Beweise fehlten. Jedenfalls seien die seien die Ableitungen "ein bisschen blind" gezogen worden.

Rätsel um Kommunikationssysteme

Völlig unklar ist auch nach wie vor, warum die Maschine am 8. März auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking vom Kurs abwich und warum die Kommunikationssysteme an Bord ausfielen. Die Polizei in Malaysia ermittelt wegen Sabotage, Entführung und Terrorismus. Die Ermittler haben aber einen technischen Fehler an Bord nicht ausgeschlossen. Weil die wahrscheinliche Absturzstelle in internationalen Gewässern liegt, wird Malaysia als Heimatstaat des Flugzeugs die weiteren Ermittlungen leiten.

Die Zeit drängt

Sobald Wrackteile eindeutig identifiziert sind, können Meeresforscher anhand der Strömungsmodelle feststellen, wo die Maschine ins Wasser getaucht sein muss. Die Zeit drängt: Die Blackbox, die technische Daten und Gespräche im Cockpit aufzeichnet, funkt etwa 30 Tage lang ein Signal. Das ist nach Angaben von Experten noch aus mehr als 4.000 Metern Wassertiefe zu empfangen - so tief dürfte das Meer in dem angenommenen Absturzgebiet sein.

Funkstille wäre etwa ab dem 7. April. Bei einer Air France-Maschine, die 2009 über dem Atlantik abstürzte, dauerte es nach dem Fund erster Bruchstücke noch zwei Jahre, bis das Wrack geortet war.

Eine Boeing 777-200 der Malaysia Airlines mit 239 Menschen an Bord ist seit mehr als zwei Wochen verschwunden. Am Montag sagte Malaysias Ministerpräsident Najib Razak unter Berufung auf neueste Satellitendaten, dass die Maschine in den südlichen Indischen Ozean gestürzt ist. Rätsel und Spekulationen haben die bisher erfolglose Suche nach dem Wrack begleitet.

Samstag, 8. März: Die Boeing ist nahe der vietnamesischen Insel Tho Chu abgestürzt, heißt es. Dies bestätigt sich aber nicht. Auf der Passagierliste befinden sich die Namen eines Österreichers und eines Italieners. Doch beide sind wohlauf, es wurden ihnen vor einiger Zeit die Pässe gestohlen.

Sonntag, 9. März: Mehr Auffälligkeiten auf der Passagierliste werden publik. Wegen der Insassen mit offenbar falscher Identität werden Spekulationen über einen Anschlag laut. Aufklärer sichten im Meer einen "ungewöhnlichen Gegenstand". Dieser entpuppt sich als Holz.

Montag, 10. März: Ein Offizier gibt zu bedenken: "Dass wir bisher keine Trümmerteile finden konnten, deutet darauf hin, dass die Maschine wahrscheinlich in 10.000 Meter Höhe auseinandergebrochen ist." Schiffe sollen ein Objekt, bei dem es sich um ein aufblasbares Rettungsboot handeln könnte, überprüfen. Der Gegenstand entpuppt sich als Hülle einer Kabelrolle. Weiterer Rückschlag: Im Südchinesischen Meer entdeckte Ölspuren stammen nicht von einem Flugzeug.

Dienstag, 11. März: Polizeichef Khalid Abu Baker in Kuala Lumpur widerspricht Anschlagvermutungen: Ein 19-jähriger Iraner, der mit dem Pass eines Salzburgers unterwegs war, wollte vermutlich nach Deutschland auswandern. Auch Interpol geht von einem Menschenschmuggel und nicht von einem Terror-Fall aus. Radarbilder zeigen, dass die Boeing ihren Kurs geändert habe, heißt es aus Militärkreisen.

Mittwoch, 12. März: Zwei Touristinnen erzählen in Australien skandalöse Geschichten über den Copiloten der Unglücksmaschine. Der 27-Jährige habe mit ihnen bei früherer Gelegenheit während des Flugs, inklusive Start und Landung, im Cockpit geblödelt und dort auch geraucht. Die Suche nach dem Wrack wird in die südliche Andamanensee nördlich der indonesischen Insel Sumatra verlegt. Die malaysische Regierung gerät zunehmend unter Druck, das Krisenmanagement wird vehement kritisiert. China setzt nun auch Satelliten zur Ortung des Wracks ein.

Donnerstag, 13. März: Der Transportminister Malaysias weist einen Bericht zurück, wonach das verschwundene Flugzeug nach dem letzten Radarkontakt noch vier Stunden weiterflog. Das "Wall Street Journal" legt dessen ungeachtet unter Berufung auf Ermittler nach: Malaysische Satelliten hätten noch Stunden nach der durch das Radar bekannten Position Signale erhalten.

Samstag, 15. März: Das Verschwinden deutet laut Ermittlern eher auf Sabotage als einen Unfall hin. Die Maschine sei von ihrem Kurs abweichend nach Nordwesten gesteuert worden, berichtete der malaysische Ministerpräsident Najib Razak.

Sonntag, 16. März: Malaysias Polizei ermittelt nun offiziell wegen Entführung, Sabotage und Terrorismus.

Montag, 17. März: Australien übernimmt auf Bitten Malaysias die Koordinierung der Suche nach dem Flugzeug im Indischen Ozean. 26 Länder sind mittlerweile an der Aktion beteiligt.

Dienstag, 18. März: Die Suche wird auf China ausgeweitet. "Die gesamte Suchregion umfasst nun 2,24 Millionen Quadratseemeilen (etwa 7,7 Millionen Quadratkilometer)", sagt der malaysische Verkehrsminister Hushamuddin Hussein.

Mittwoch, 19. März: Auf dem privaten Flugsimulator des Piloten der verschwundenen Maschine sind am 3. Februar Daten gelöscht worden. Das sagt Polizeichef Khalid Abu Bakar in Kuala Lumpur.

Donnerstag, 20. März: Australische Experten entdecken auf Satellitenbildern vom Indischen Ozean möglicherweise Wrackteile.

Samstag, 22. März: China verfügt nach Angaben aus Malaysia über neue Satellitenbilder von schwimmenden Objekten im Indischen Ozean. Schlechtes Wetter behindert die Suche.

Montag, 23. März: Australien sichtet zwei weitere verdächtige Objekte im Ozean. Das eine Objekt sei kreisförmig, das andere rechteckig. Schiffe werden ausgeschickt. Bei einer Pressekonferenz sagt Malaysias Regierungschef Najib Razak, das verschollene Flugzeug ist nach neuesten Analysedaten über dem Indischen Ozean abgestürzt.

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