Fehlende Luftraum-Sperre: Vorwürfe gegen Behörde

Die Überreste von MH17 - der Abschuss ist noch immer nicht restlos aufgeklärt.
MH17: Die ukrainische Flugsicherung hätte Überflüge verbieten müssen, so Experten. Das hätte aber einen Millionenverlust bedeutet.

Die Vorwürfe, die Siemon Wezeman vom renommierten Stockholmer Instituts für Friedensforschung (Sipri) erhebt, sind schwerwiegend: In seinen Augen hat es die ukrainische Flugaufsicht nämlich verabsäumt, den Luftraum über dem Osten des Landes schon vor dem Abschuss der Passagiermaschine MH17 gänzlich zu sperren. Denn wie er der Süddeutschen Zeitung jetzt sagte, sei nur drei Tage zuvor sei eine Antonov-Militärmaschine in einer Höhe von 6500 Metern abgeschossen worden.

Sperre bis 9750 Meter

Ein derartiger Abschuss sei „nur mit schweren Flugabwehr-Raketensystemen“ möglich gewesen, so Wezeman. Deshalb müsse man sich „wirklich wundern, dass die ukrainischen Behörden den Luftraum in der Region nicht komplett gesperrt haben“ – denn solche größeren Raketensysteme zur Flugabwehr erreichten „normalerweise ohne Probleme Höhen zwischen 10 000 und 13 000 Metern.“

Die ukrainische Flugsicherung hatte nach dem Abschuss der Antonov allerdings keine Komplett-, sondern nur eine Teil-Sperrung des Luftraums bis zu einer Höhe von 9750 Metern angeordnet. Die malaysische Passagiermaschine war kurz danach in einer Höhe von etwas mehr als 10 000 Metern abgeschossen worden, alle 298 Menschen an Bord starben.

Zwei Millionen Euro täglich

Dieselbe Meinung vertritt auch Elmar Giemulla, der Angehörige deutscher Opfer vertritt. Der Jurist, der auch Professor für Luftfahrtrecht ist, hegt den Verdacht, dass finanzielle Gründe mit ausschlaggebend für die Entscheidung gewesen sein könnten: Die Sperrung sei möglicherweise ausgeblieben, weil die Ukraine nicht auf die Überflug-Gebühren habe verzichten wollen – diese betrügen bei insgesamt 700 Flügen täglich bis zu zwei Millionen Euro.

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