Meteoriten: Russland überlegt Abwehrsystem

Nach dem Einschlag wollen Politiker Weltraumobjekten den Kampf ansagen. Die Aufräumarbeiten laufen auf Hochtouren.

Nach dem Meteoritenschauer im Ural am Freitag sind rund 20.000 Helfer in Tscheljabinsk im Einsatz, um die Folgen des Einschlags zu beseitigen. Angesichts des "gefährlichen Naturphänomens" fordern Politiker nun ein globales Abwehrsystem für Weltraumobjekte.

Meteoriten: Russland überlegt Abwehrsystem
epa03585344 A man looks at the site of a collapsed wall and roof of a zinc plant warehouse in Chelyabinsk, Urals, Russia 15 February 2013. The distruction was caused by a meteorite which fell in the Chelyabinsk region. Over seven hundred people sought medical assistance in Chelyabinsk with most of the wounds caused by shards of flying glass. EPA/EUGENY KHAZHEEV
Laut Behörden wurden knapp 3.000 Gebäude durch die Druckwelle des im Flug explodierten Meteoriten beschädigt. "Sehr vorsichtig" solle die Gasversorgung wieder in Betrieb genommen werden. Von den 1200 Verletzten wurden am Samstag noch 40 in Krankenhäusern behandelt. Die meisten Verletzungen wurden durch Glassplitter verursacht. Ärzten zufolge gab es einige schwerere Verletzungen durch Türen, die durch die Druckwelle aus den Angeln sprangen, sowie durch einstürzende Decken.

Suche eingestellt

Meteoriten: Russland überlegt Abwehrsystem
epa03586587 Russian people observe from the shore the eight-meter hole, reportedly the site of a meteorite fall, in the ice of the frozen Chebarkul lake near the town of Chebarkul about 8 km from Chelyabinsk, Urals, Russia, 16 February 2013. Approximately 1,000 people were hurt in Chelyabinsk region with most of the wounds caused by shards of flying glass after shock wave from meteorite which fell in the Chelyabinsk region. EPA/SERGEI ILNITSKY
Über der mehr als eine Million Einwohner zählenden Stadt Tscheljabinsk und der gleichnamigen Region war der Meteorit am Freitag mit einem grellen Blitz und einer Druckwelle explodiert. Laut Katastrophenschutzbehörde wurde keine erhöhte Radioaktivität festgestellt. Die Suche nach Überresten des Himmelskörpers wurde am Sonntag eingestellt. Die im zugefrorenen Tschebarkul-See nahe der betroffenen Stadt Tscheljabinsk eingesetzten Taucher seien abgezogen worden, sagte ein Sprecher des Katastrophenschutzministeriums in Moskau. Ein Loch im Eis von etwa acht Metern Durchmesser sei aber offenbar nicht auf den Meteoriten zurückzuführen, sagte der Sprecher.

Historisches Ereignis

Die Explosion des Meteoriten über Tscheljabinsk gilt als einer der einschneidendsten kosmischen Vorfälle in Russland seit dem sogenannten Tunguska-Ereignis im Jahr 1908. Damals wurde Sibirien von einer heftigen Explosion erschüttert, die Wissenschaftler auf einen Asteroiden oder Kometen zurückführten. Wissenschafter der US-Weltraumbehörde NASA gehen davon aus, dass die in der Atmosphäre freigesetzte Energie der Meteoritenexplosion vom Freitag etwa 30 Mal höher war als die Sprengkraft der Atombombe von Hiroshima.

Das russische Internet ist mittlerweile voller Videos des Meteoritenaufschlags in Tscheljabinsk - eine umfangreiche Samlung hat etwa der Blogger Ilja Warlamov angelegt. Auch auf Twitter findet sich unter den Hashstags #RussianMeteor und #метеорит eine Vielzahl davon; binnen kurzem wurden auch mehrere neue Accounts für den Meteoriten angelegt - und Dinge wie "Was kann man Freitag Abend in Tscheljabinks machen?" in die Welt verbreitet.

Vor allem Aufnahmen des Himmelskörpers, die von fahrenden Autos aus gemacht worden sind, kursieren im sogenannten "Runet" - wieso dies so ist, ist einfach erklärt: Verkehrsunfälle, Tätlichkeiten zwischen Verkehrsteilnehmern und auch Übergriffe von polizeilicher Seite sind in Russland nichts Ungewöhnliches - eine Aufzeichnung dessen ist deshalb oftmals hilfreich. Eine Sammlung an Videos, die eine gute Begründung für die Installation einer Kamera liefern, hat Business Insider online gestellt.

Der Unterschied zwischen Asteroid und Komet ist nicht ganz klar abgegrenzt - sie haben aber meist ein ganz anderes Erscheinungsbild: Während Asteroiden - wenn überhaupt - als kleine schwache Lichtpunkte zu sehen sind, treten Kometen in Sonnennähe meist mit einem langen Schweif in Erscheinung. Eigentlich sind sie aber eng verwandt und entstanden beide in der Frühzeit des Sonnensystems, als sich der ursprüngliche Staub zu Himmelskörpern zusammenballte, die einige Meter bis Kilometer groß waren, schreibt der Astronom und Wissenschaftsautor Florian Freistetter in seinem neuen Buch "Der Komet im Cocktailglas".

Man nennt diese Objekte "Planetesimale", aus ihnen entstanden die Planeten. Nicht alle davon wurden aber für den Planetenbau verwendet, der Rest umkreist weiterhin die Sonne. Was heute als Komet und Asteroid bezeichnet wird, unterscheidet sich vor allem durch seinen Entstehungsort: In Sonnennähe verdampften flüchtige Substanzen, die Objekte formten sich zu Kleinplaneten oder Planetoiden zusammen, die auch Asteroide genannt werden. Rund 600.000 davon sind heute bekannt, tatsächlich dürften es aber Millionen solcher Objekte sein. Der Großteil davon befindet sich im Asteroidengürtel zwischen den Planetenbahnen von Mars und Jupiter.

Sternschnuppen

In größerer Entfernung zum Zentralgestirn konnten die "Planetesimale" auch Eis enthalten. Aus ihnen wurden die Kometen geboren, sie werden heute oft auch als "schmutzige Schneebälle" bezeichnet. Üblicherweise finden sich die Kometen in den äußeren Regionen des Sonnensystems, ab und zu bewegt sich ein solches Objekt aber auf einer Bahn, die ihn in Sonnennähe bringt. Das Eis verdampft dann, reißt Staub mit, es entsteht der lange Kometenschweif.

Die Kometen hinterlassen also eine Spur winziger Staubpartikel auf ihrer Bahn. Kreuzt die Erde eine solche Spur, entstehen sogenannte Meteorströme wie die Perseiden alljährlich Mitte August, die oft reiche Sternschnuppennächte bescheren.

Meteoriden und Meteoriten

Als Meteoroiden werden Objekte bezeichnet, die größer als interplanetare Staubkörner und kleiner als Asteroiden sind. Treten solche Meteoroiden in die Erdatmosphäre ein, so erzeugen sie durch Wechselwirkung mit den Luftteilchen eine Leuchterscheinung, die wiederum Meteor oder volkstümlich Sternschnuppe genannt wird. Verglüht der Meteoroid nicht vollständig in der Erdatmosphäre und erreicht die Erdoberfläche, wird er Meteorit genannt.

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