Lampedusa: Mission zur Überwachung startet

Lampedusa: Mission zur Überwachung startet
Die Zahl der Toten nach der neuen Flüchtlingstragödie wächst weiter.

Die Zahl der Todesopfer bei den Flüchtlingstragödien vor der Mittelmeerinsel Lampedusa wächst immer weiter. Die maltesische Marine hat am Sonntag die Leiche eines dreijährigen Buben aus dem Wasser geholt, der seit Freitagabend vermisst war. Das Kind befand sich mit der Mutter an Bord des Flüchtlingsbootes mit rund 250 Migranten, das am Freitag in maltesischen Gewässern gekentert war. Die Leiche wurde 55 Seemeilen süd-östlich von Lampedusa geborgen. Damit wächst die Zahl der Todesopfer des Unglücks auf 35, insgesamt 206 Menschen konnten gerettet werden.

Tote durch Schüsse

Die Überlebenden wurden nach Lampedusa und Malta gebracht. Ein Tunesier wurde wegen des Verdachts der Schlepperei verhaftet. Er wurde von den Überlebenden des Flüchtlingsunglücks am Freitagabend identifiziert. Syrische Überlebende sind zudem nach eigenen Angaben kurz nach ihrer Abfahrt von der libyschen Küste beschossen worden. Das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) sprach am Sonntag unter Berufung auf Gerettete von "mehreren verletzten Passagieren". Laut mehrerer Berichte soll das Boot nach seiner Abfahrt zudem von der libyschen Küste aus beschossen worden sein: Die Schüsse seien möglicherweise von libyschen Milizionären abgefeuert worden. In einer Meldung der italienischen Nachrichtenagentur Ansa aus der maltesischen Hauptstadt Valletta hieß es unter Berufung auf Zeugen, zwei Menschen seien durch Schüsse von Libyern getötet worden. Die Überlebenden - größtenteils Syrer, aber auch etwa 30 Palästinenser - berichteten, für die Überfahrt vom libyschen Suara nahe der tunesischen Grenze seien 1.000 Dollar (rund 740 Euro) fällig gewesen.

Maßnahmen

Die italienische Regierung startete am Montag eine Überwachungsmission, um Migranten in Seenot zu retten. Die Zahl der italienischen Schiffe und Flugzeuge im Mittelmeerraum wird verdreifacht, kündigte Ministerpräsident Enrico Letta an. "Damit wollen wir Menschenleben im Mittelmeer retten, das zu einem Massengrab geworden ist."

Der Regierungschef sprach sich für eine Änderung des in Italien geltenden Einwanderungsgesetzes aus, das illegale Einreise als Straftat ahndet. "Italien muss neue Regeln für Asylrecht einführen. Schlüsselfrage dabei ist, wie man Flüchtlinge aus Staaten wie Syrien aufnehmen soll", betonte Letta. Der Premier bekommt jedoch Widerstand aus Rechtskreisen zu spüren. Am Samstag war es in Turin zu einer Demonstration der oppositionellen Rechtspartei Lega Nord gegen die Auflockerung des strengen Einwanderungsgesetzes gekommen.

Und die Flüchtlingswelle von Nordafrika nach Süditalien ebbt nicht ab. Ein Boot mit 137 Migranten an Bord landete am Montag in der Früh direkt im Hafen Lampedusas, ohne dass es von der Küstenwache gesichtet wurde. Am Wochenende waren wieder fast 500 Migranten im Mittelmeer gerettet und nach Italien geführt worden.

Zweite Tragödie binnen Tagen

Lampedusa: Mission zur Überwachung startet
An African migrant and her son watch a memorial service for the deaths of hundreds of migrants in last week's Lampedusa boat disaster, in Tel Aviv October 12, 2013. Italy is asking for more European Union support and an overhaul of the bloc's immigration rules after last week's shipwreck off Sicily that killed hundreds of African migrants who risked a dangerous sea crossing in search of a better life. REUTERS/Nir Elias (ISRAEL - Tags: POLITICS SOCIETY IMMIGRATION DISASTER)
Vor Lampedusa hatte sich bereitseine Woche zuvor eine ähnliche Schiffstragödie ereignet. 362 Leichen waren in den Tagen danach geborgen worden. Allein am Wochenende wurden 21 Leichen aus dem Wasser geholt. Im Flüchtlingslager Lampedusas herrscht inzwischen Notstand. 784 Migranten befinden sich im Auffanglager der Insel, in dem der Platz für nicht mehr als 250 Personen reicht.

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