Kolumbien: Nach der Schlammlawine kommen die Plünderer

Die Opferzahlen steigen nach der Katastrophe nahe Mocoa weiter an. Ermittlungen zur Vermeidbarkeit der Katastrophe wurden eingeleitet.

Nach den verheerenden Überschwemmungen und Erdrutschen in der südkolumbianischen Stadt Mocoa ist die Zahl der Toten auf mindestens 290 gestiegen. Wie die Behörden am Mittwoch mitteilten, wurden außerdem mehr als 330 Menschen verletzt. 186 Leichen konnten bisher identifiziert werden, wie das Rechtsmedizinische Institut des Landes mitteilte.

Das Rote Kreuz gab die Zahl der Vermissten am Montag mit 220 an. Der für den Wiederaufbau von Mocoa zuständige Verteidigungsminister Luis Carlos Villegas berichtete, 500 bis 600 Familien, also etwa 2.800 Menschen, seien in fünf Aufnahmezentren untergekommen.

Insgesamt sind dem Roten Kreuz zufolge rund 45.000 Menschen von der Naturkatastrophe und ihren Folgen betroffen. Im Großraum Mocoa im Departamento Putumayo leben etwa 70.000 Menschen. Am schwersten betroffen sind die Armenviertel. Die dortigen Bewohner sind zum großen Teil Vertriebene des jahrzehntelangen Gewaltkonflikts zwischen Regierung, Guerilla und rechtsextremen Paramilitärs.

Die Justiz leitete Ermittlungen ein, um auszumachen, welche Maßnahmen erforderlich gewesen wären, um eine Katastrophe zu verhindern. Unterdessen wurden Stimmen laut, die mehr Polizei und Militär forderten, um Plünderern das Handwerk zu legen. Der 33-jährige Luis Hernandez aus dem Viertel San Miguel sagte: "Alles, was die Schlammlawinen nicht mitgerissen haben, haben sich die Räuber unter den Nagel gerissen."

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