"Erst dachte ich, es sei ein Traum"

Absturzopfer Rafael Henzel, 43, wollte ganz schnell aufwachen aus einem bösen Traum
"Die Menschen starben wegen eines Typen, der sparen wollte".

Der brasilianische Journalist Rafael Henzel, 43, überlebte als einer von sechs Insassen den Absturz mit dem brasilianischen Fußball-Erstligisten Chapecoense in der Warteschleife vor Medellin in Kolumbien. "Sie haben die Lichter und die Motoren ausgeschaltet. Das hat Beklommenheit verursacht, aber niemand hat uns etwas gesagt. Wir flogen, ohne zu wissen, was passieren würde", sagte er im TV-Interview mit der Globo-Magazinsendung "Fantástico". Niemand habe den Passagieren gesagt, dass sie Gurte anlegen sollen.

"Es gab keine Panik und auch keine Schreie vor dem Aufprall", sagte Henzel Radio Oeste Capital. Und doch dürften manche geahnt haben, dass etwas nicht stimmte. Beklemmende Ruhe war da. "Jedes Mal, wenn wir gefragt haben, wann wir ankommen, sagte man uns, dass es noch zehn Minuten dauern würde."

Drei brasilianische Überlebende der Flugzeugtragödie kehren in dieser Woche in die Heimat zurück. Torhüter Jackson Follmann wird in einer Klinik in São Paulo nach der Teil-Amputation seines rechten Beines weiter behandelt. Verteidiger Alan Ruschel und der Journalist Rafael Henzel sollen heute, Mittwoch, in Chapecó eintreffen.

Henzel, der mit mehreren Rippenbrüchen vergleichsweise glimpflich davonkam, kann es bis heute nicht fassen, dass 71 Menschen sterben mussten, weil sich der Pilot eine Zwischenlandung ersparen wollte und der Treibstoff ausging.

Als das Licht ausging

Henzel saß in der vorletzten Reihe des Fliegers, der in Kolumbien angemeldet war. Als das Licht ausging, bemerkte er, dass sich der Steward und die Stewardess hinter ihm in Panik anschnallten. An den Aufprall am Berg "El Gordo" kann er sich nicht erinnern. "Ich hing zwischen Bäumen, es regnete. Zwei Kollegen neben mir waren tot. Erst dachte ich, es sei ein Traum. Ich wollte sofort aufwachen. Dann sah ich Leute mit Lampen kommen. Das waren Rettungskräfte. Da begann ich zu schreien, um zu sagen, dass ich hier bin."

Henzel wurde drei Tage in künstlichen Tiefschlaf versetzt. Seine Rettung sieht er als "Wunder". Und bitter fügte er hinzu: "Ich habe Bilder von dem zerstörten Flugzeug gesehen. Ich weiß nicht, wie ich da lebend herauskam. Die Menschen starben wegen eines Typen, der sparen wollte. Das hat sie das Leben gekostet. Das ist empörend."

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