Kollabierter Soldat: Bundeswehr räumt Fehler ein

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Eindeutige Ursache sei aber noch nicht gefunden.

Nach einem Ausbildungs-Fußmarsch im Juli kollabierten vier Soldaten der deutschen Bundeswehr - einer starb, einer liegt weiterhin auf der Intensivstation. Die Bundeswehr räumte in einem vorläufigen Bericht nun eigene Fehler ein und sprach von "nicht sachgerechten" Entscheidungen. Eine eindeutige Ursache für das Drama sei aber noch nicht gefunden.

Die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) zeigte sich "sehr betroffen". Bei einem Übungsmarsch im niedersächsischen Munster waren am 19. Juli insgesamt vier Offiziersanwärter kollabiert. Einer der Soldaten starb zehn Tage später in einem Krankenhaus. Ein zweiter liegt weiterhin in kritischem Zustand im Krankenhaus. Nach Angaben eines Ministeriumssprechers ringt er mit dem Leben. Die beiden anderen Soldaten seien aus dem Krankenhaus entlassen worden. Elf von 44 Soldaten waren nach Angaben des Ministeriums an jenem Tag "gesundheitlich betroffen".

"Mehrfach nicht sachgerechte Entscheidungen"

Die Bundeswehr hatte danach eine Untersuchungsgruppe eingesetzt. In dem am Donnerstag veröffentlichten vorläufigen Abschlussbericht hieß es, es seien "mehrfach nicht sachgerechte" Entscheidungen getroffen und Maßnahmen angewandt worden. Aus derzeitiger Sicht seien diese aber nicht allein ursächlich "für die tragische Entwicklung".

Die Ursachen konnten den Angaben zufolge bisher nicht vollständig aufgeklärt werden. Vielmehr habe vermutlich in jedem Einzelfall "eine ungünstige Verkettung von Umständen und Faktoren" vorgelegen.

In einer Erklärung führte die Bundeswehr die "nicht sachgerechten" Entscheidungen auf. Dazu zähle die gleichzeitige urlaubsbedingte Abwesenheit mehrerer Vorgesetzter sowie eine für den Beginn der Soldatenausbildung ungewöhnlich hohe körperliche Belastung. Zudem sei "der am Ausbildungstag getragene Anzug mit der Feldjacke über der Splitterschutzweste an Leistungsstand und Witterung nicht angepasst, jedoch durch die übergeordnete Befehlsgebung vorgegeben" gewesen.

Schuldfrage ungeklärt

Von der Leyen sprach den Betroffenen ihre Anteilnahme aus. Die Ministerin wies darauf hin, dass die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen seien. "Für die gesamte Bundeswehr ist es wichtig, dass wir die Ursachen genau analysieren und die richtigen Schlussfolgerungen ziehen, um das Risiko einer Wiederholung des tragischen Geschehens in Zukunft zu vermindern", erklärte sie.

Die Linke wies die Darstellung der Ministerin zurück. "Schuld ist das Ausbildungssystem der Bundeswehr, das keine Rücksicht auf den Einzelnen nimmt", erklärte ihre verteidigungspolitische Sprecherin, Christine Buchholz. Die Soldaten seien "in unverantwortlicher Weise überbelastet" worden, indem sie "in praller Sonne nacheinander in drei Gewaltmärsche gezwungen" worden seien. Am Dienstag befasst sich der Verteidigungsausschuss des Bundestags mit dem Vorfall.

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